KATHEDRALEN FORSCHUNG
Saint-Denis und der Beginn der Gotik
Die Stadt Saint-Denis war einstmals ein selbständiger Ort im Norden von Paris, ist aber heute durch das Wachstum der Hauptstadt zu einem Pariser Vorort geworden.
Der Beginn der Gotik ist in der Forschung genauso umstritten wie der anderer großer Phasen in der Entwicklung der Kunst. In der Fachliteratur existieren Datierungsunterschiede von rund 70 Jahren. Einige Autoren betrachten St-Denis 1140 und die Kathedrale von Laon als Vorstufen, manche sogar noch Chartres, und lassen die eigentliche Gotik entweder erst 1195 mit der Kathedrale von Bourges oder 1211 mit der von Reims beginnen. Eine andere Richtung kann mit früheren Zahlen aufwarten. Demnach beginnt die Gotik in Frankreich in der Île-de-France zwischen 1130 und 1140.
Umstritten ist auch, mit welcher Kirche genau die Gotik begann, und zwar auch bei denjenigen Autoren, die die Gotik um 1130/40 einsetzen lassen. Es gibt eine Konkurrenzsituation zwischen mindestens drei Bauwerken: Saint-Denis, Saint-Martin-des-Champs und Sens. Traditionellerweise wird in der Forschung aber davon ausgegangen, dass Saint-Denis – hier – der Gründungsbau der Gotik ist.
Der Neubau von Saint-Denis, der ersten gotischen Kirche, beginnt mit deren Westbau 1137, also ungefähr 100 Jahre vor den ersten gotischen Bauwerken in Deutschland, dem Magdeburger Dom 1209, der Liebfrauenkirche in Trier 1227/35 und der Elisabethkirche in Marburg 1235. Die erste vollständig nach französischem Vorbild errichtete gotische Kathedrale in Deutschland ist allerdings erst der Kölner Dom, der 1248 begonnen wurde.
Bei der französischen gotischen Architektur werden vier verschiedene Entwicklungsphasen unterschieden: Die Frühgotik von 1140 bis 1200/10, die Hochgotik von 1210 bis 1270, die sog. Rayonnant-Gotik von 1270 bis 1370 und die Spätgotik von 1370 bis 1520.
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