JOU READING
Wuermeling, Henric L. | "Doppelspiel"
Adam von Trott zu Solz im Widerstand
Liebes Claritchen,
dies ist nun leider wohl das Allerletzte. Hoffentlich hast Du meinen letzten längeren Brief noch bekommen!
Vor allem: Vergib mit für all den tiefen Schmerz, den ich Dir verursachen musste. Sei gewiss: Ich bin in Gedanken auch weiter mit Dir und sterbe in tiefer Zuversicht und Glauben.
Es ist heute ein klarer „Peking-Himmel“, und die Bäume rauschen. Lehre unsere lieben, süßen Kleinen dieses Zeichen und die noch tieferen unseres Gottes dankbar, aber auch tätig und kämpferisch zu verstehen.
Ich liebe Dich sehr. Es bliebe noch so viel zu schreiben – aber es ist keine Zeit mehr. Gott behüte Dich – ich weiß, dass Du Dich nicht unterkriegen lassen und dass Du Dich zu einem Leben durchkämpfen wirst, in dem ich Dir innerlich weiter zur Seite stehe, wenn Du auch anscheinend ganz allein bist. Ich bitte für Deine Kraft – und Du tu es bitte für mich. Ich habe in den letzten Tagen noch das Purgatorio gelesen, auch Maria Stuart und, was mich seltsam stark berührte, den Jürg Jenatsch. Sonst hatte ich solches wenig – aber sehr vieles in mir, was ich in Ruhe bewegen und klarlegen konnte. So sei um mich nicht zu bekümmert – alles ist ja im Grunde klar, wenn auch tief schmerzlich. - Ich wüsste so gern, wie Euch dies alles praktisch getroffen hat. Ob Du nach Reinbek willst oder bleibst.
Sie werden wohl alle lieb zu Dir sein, meine geliebte kleine Frau. In meinem andern Brief bat ich um all die vielen Freundesgrüße, die mir am Herzen liegen. Aber Du kennst sie genau und wirst sie ohne mich richtig bestellen.
Ich umarme dich mit ganzer Seele und weiß, dass Du bei mir bist.
Gott segne Dich und die Kleinen in unverbrüchlicher Liebe Dein
Adam
Gib Werner und Heini das Vertrauen, das sie in Liebe und Treue zu mir gewiss verdienen werden! Grüß mir Imshausen und seine Berge.
Dein Adam.
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HAKAN NESSER | SEIN LETZTER FALL
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