SOLALA BUECHNER AND WORK OF A CHOIR
Er brauchte Lieder ...., die das Verstummen der Welt übertönen
Dieser blutjunge Mann, der in nur vier Jahren, die ihm für sein Werk bis zu seinem Tod blieben, gegen die Starre seiner Epoche kämpfte, ist ein moderner Mensch, aber diese Moderne mit ihren präparierten Nerven in Ethanol singt ihm kaum Lieder.
Aus einer ähnlichen Starre hat ein Gesang menschlicher Stimmen den armen Dichter Lenz in Büchners gleichnamiger Novelle Lenz befreit, an der er 1835 arbeitete: "... die Menschenstimmen begegneten sich im reinen hellen Klang ... der Gesang verhallte ..., unter den Tönen hatte sein Starrkrampf sich ganz gelegt."
Das Verstummen der Welt, die doch eine singende Schöpfung sein kann, und die Totenstille, obwohl die Seele ein Echo braucht, das ihm Ruhe gäbe
Im Drama wird Woyzeck am Ende zum Mörder, aber er ersticht nicht seine Peiniger, die ihn zu Forschungszwecken monatelang Erbsen fressen lassen, sondern er ersticht die geliebte Mutter seines Kindes, die Lieder singt und im Evangelium liest.
Es ist nicht aus der Welt, ein Echo zu finden.
Als Georg Büchner eine Weihnachtsmesse im Straßburger Münster erlebt hatte,
schrieb er Anfang Januar 1833 an die Eltern: "Der Gesang des unsichtbaren
Chores schien über dem Chor und dem Altar zu schweben und
den vollen Tönen der gewaltigen Orgel zu antworten." Auf eine vernehmbare
Antwort, meinte Büchner, wartet ein moderner Mensch zu Recht.
"Du bist ein starkes Echo", sagt der sterbensmüde Danton zu seinem Freund Camille,
von dem es heißt, dass er das "Erbarmen" kannte.
Dass die Welt – ob den Erschöpften, den Ironikern oder den Mitleidigen –
ein Echo geben möge: Nichts an dieser Idee ist verbraucht.
ELISABETH VON TADDEN | ZEIT OKTOBER 2013
War BUECHNER ein anarchischer, antiinstitutioneller, Anti-Kirchen-Christ?
Wie der Russe LEO TOLSTOI?
LIES:
http://www.zeit.de/2013/42/biografie-hermann-kurzke-georg-buechner