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CATHOLICS GUTE KATHOLIKEN CARL KLINKHAMMER DDORF

Kämpfer gegen den Zeitgeist
Ruhrkaplan und Bunkerpastor -
Bbr. Klinkhammer vor 100 Jahren geboren

Von Bbr. Dr. Christof Beckmann

„Vor zwanzig Jahren war es, da sandte die `Titanic´ vom großen Ozean her einen dringenden Hilferuf: Helft uns, wir sinken! – Sie war mit einem Eiskoloss zusammengestoßen. Dieser Zusammenstoß bedeutete den sicheren Untergang aller, wenn nicht schnell Hilfe kam. Auch Deutschland ist heute mit einer solchen `Titanic´ zu vergleichen. Auch wir sehen die Wogen kommen, die unsere Religion zu vernichten und unsere Kirchen zu zerstören drohen, die weiterhin die Familienglücklichkeit und die Persönlichkeit zu entwürdigen trachten. Auch Deutschland sitzt im Atlantik; im stürmischen Meer, aufgerammt auf dem Felsen der Gottlosigkeit, auch Deutschland muss beten, wie es einst die geängstigten und gefährdeten Menschen auf der Titanic taten: Näher mein Gott zu dir! …“

Dr. Carl Klinkhammer spricht – und die Polizei muss den weiteren Zutritt wegen Überfüllung sperren, als er am 1. Mai 1932 bei einer Glaubenskundgebung im großen Saal des Städtischen Saalbaus gegen Sowjetstern und Hakenkreuz am Pult steht. Ein wortgewaltiger Redner mit einer einfachen und plastischen Sprache - am 22. Januar 2003 wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass legten der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) und der Kölner Dompropst Bernhard Henrichs, zuvor Düsseldorfer Stadtdechant, an seinem Grab auf dem Friedhof in Düsseldorf-Heerdt in einer Feierstunde einen Kranz nieder. Nicht nur in Düsseldorf gedachten unitarische Bundesbrüder seiner – auch in Essen-Altenessen, wo der Geistliche Beirat des Verbandes, Bbr. Kaplan Helmut Wiechmann, mit Hans Ferkinghoff, dem Pfarrer an St. Johann Baptist, einen Gedenkgottesdienst zelebrierte. Mitglieder des Essener Altherrenzirkels nahmen an einem anschließenden Vortrag von Buchautor Dr. Bruno Kammanns teil und Professor Hans Waldenfels erinnerte am 29. Januar in den Düsseldorfer „mittwochsgesprächen“ an Klinkhammer, der diese auch heute noch stattfindende Gesprächsreihe initiiert hat.

Einer wie er, der reagierte und reizte, hatte viele Namen. Als „Schwarzer“ wurde er unter den Nazi-Braunen zum „roten Ruhrkaplan“, er war Schifferseelsorger und Sanitätssoldat, „Stinkbomben-“ und „Bunkerpastor“. Bbr. Dr. Carl Klinkhammer (1903-1997) ging zeit seines Lebens gegen den Zeitgeist an, wenn er sich mit seinen christlichen Vorstellungen nicht vertrug. Gut zwei Jahre seines Lebens saß der einflussreiche Kanzelredner in Haft oder war in seiner pastoralen Arbeit eingeschränkt.

Bundesbruder Dr. Carl Klinkhammer wurde am 22. Januar 1903 in Aachen geboren, wo er 1923 das Abitur ablegte. Nach dem Studium in Innsbruck und Bonn, wo sich der Lehrersohn der UNITAS anschloss, wurde er 1929 im Kölner Dom zum Priester geweiht. Als Kaplan wirkte er zunächst in Opladen und kam 1931 in das mit wichtigen Persönlichkeiten der unitarischen Gründergeneration verbundene Ruhrgebiet. Dort machte er Erfahrungen, die ihn sehr prägen sollten. Sein Pfarrer in der großen Arbeitergemeinde St. Johann Baptist Essen-Altenessen war Dr. Peter Kreutzer (* 8.4.1866, + 10. Juni 1934), der ebenfalls bei der Bonner UNITAS aktiv gewesen war und als Vorortspräsident eine große Rolle bei der Öffnung des Verbandes für alle Fakultäten gespielt hatte. Kreutzer wirkte mit mehreren Kaplänen in der 14.000-Seelengemeinde und war seit 1925 erster Stadtdechant von Groß-Essen, der mit über 350.000 Katholiken und 200 Seelsorgern zweitgrößten Stadt des Erzbistums Köln.

Der "Rote Kaplan" von Altenessen

Aktiv wurde Klinkhammer in Altenessen, von Beginn an sozialarbeiterisch tätig, und agitierte gegen kommunistische und nationalsozialistische Parolen. In seiner Rede vom 1. Mai 1932 warnte er sowohl vor dem Nationalsozialismus als auch vor dem Kommunismus: „Das Christuskreuz muss an Stelle des Hakenkreuzes und der Bethlehemstern an Stelle des Sowjetsterns stehen.“ Bei Kundgebungen der katholischen Zentrumspartei, bei kirchlichen Veranstaltungen und in Zeitungsbeiträgen hielt er sich nicht zurück. Bis zu 12.000 Teilnehmer kamen zu seinen Ansprachen. Pfarrer Kreutzer ließ seinen Kaplan während seiner zweijährigen Arbeit in der Gemeinde gewähren und unterstützte sogar Klinkhammers schließlich bald über Essen hinaus führende Vortragstätigkeit. Klinkhammer selbst sprach später von einem prägenden Einfluss Kreutzers, der immer wieder auch mäßigend auf ihn einzuwirken gesucht hatte. Scherzhaft, berichtete sein ehemaliger Kaplan Gottfried Salz, habe Kreutzer einmal gesagt: „Ich bete jeden Morgen: Lieber Gott, gib mir heute die Gnade, dass ich nichts Gutes verhindere, was meine Kapläne wirken wollen.“

Als erster Geistlicher von den Nazis verhaftet

Und doch blieben für Klinkhammer die Konsequenzen nicht aus: 1933 nahmen ihn die Nazis, die ihn als „feurigen Redner“ bezeichneten, als ersten katholischen Geistlichen in „Schutzhaft“. Am 21. April wurde er vor den Augen der Kommunionkinder aus der Kirche heraus wegen einer früheren Predigt verhaftet. Nachdem sein Pfarrer und Stadtdechant der Polizei versprochen hatte, jede öffentliche Betätigung Klinkhammers zu verbieten, wurde der Kaplan gegen ein Aufenthaltsverbot im „Gau“ Essen wieder freigelassen. Doch bei einem Urlaub in Köln wurde er Ende April 1933 erneut verhaftet. Er wurde 1933 Kaplan in Köln, wo ihn die Kölner Kirchenleitung im Frühjahr 1934 aus seinem Amt entfernte. 1935 musste er in das Bistum Augsburg und dann nach Speyer „ausweichen“. Auch 1937 und 1938 saß er „wegen Kanzelmissbrauchs“ wieder im Gefängnis.

Nach mehreren Stellen im Erzbistum Köln – u.a. als Subsidiar an der Pfarre eines Vetters - war Bbr. Klinkhammer schließlich bei der Christkönigsgesellschaft in Meitingen bei Augsburg und im Bistum Speyer tätig. 1941 zog ihn die Wehrmacht ein und er kam als Sanitätssoldat der 24. Infanteriedivision nach Russland - seine Rettung, denn seine öffentlichen Äußerungen gegen die so genannte „Reichskristallnacht“ hätten ihn unweigerlich wieder in die Hände der Geheimpolizei geliefert. Nach dem Rückzug über die Ostsee geriet er in Schleswig-Holstein in englische Gefangenschaft, aus der er Anfang 1946 entlassen wurde.

Nach seiner Entlassung meldete sich Bbr. Klinkhammer wieder bei seinem Kölner Erzbischof, der ihn 1946 zum Kaplan an der Bonner Münsterkirche St. Martin ernannte. Als Klinkhammer 1947 die Erschießung eines Familienvaters als „Mord“ anprangerte, der beim Diebstahl von Kohle erwischt wurde und eine schwindsüchtige Frau mit drei kleinen Kindern hinterließ, musste der Unbequeme dem Druck der Besatzer weichen. Der aufmüpfige Kaplan musste die „wunderbare Pfarrei“ verlassen, in der er die Kaplanei bis auf ein Zimmerchen einer obdachlosen Familie abgetreten hatte.

"Bunkerpfarrer" am Handweiser in Düsseldorf

So kam er 1947 nach Düsseldorf, in das soziale und pastorale Niemandsland am Heerdter „Handweiser“, wo sich eine altersschwache hölzerne Kirchenbaracke vor einem gigantischen Hochbunker duckte. Der Rektoratspfarrer erkämpfte sich von der englischen Kommandantur die Genehmigung, den auf Kirchenland stehenden Kriegsbunker zu einem Gotteshaus umzubauen. Die Flakstellung auf dem Dach machte er zu einem Glockenturm, in die 2,40 Meter dicken Betonwände sprengte er Kirchenfenster und wandelte das Relikt aus Kriegszeiten in die dem Heiligsten Sakrament geweihte „Bunkerkirche“ um, die er bis 1991 als Pfarrer leitete. Über diese Zeit sagte der meist in Schlapphut und gespendeter Kleidung auftretende Geistliche, der eine beeindruckende Bescheidenheit bis zur beschämenden Bedürfnislosigkeit lebte: „Ich bin nirgendwo in meinem Leben so glücklich gewesen.“

"Stinkbombenpastor" vor Gericht

Als er 1951 vehement gegen den Willi-Forst-Film „Die Sünderin“ protestierte, dessen Autor Walter Menzel zuvor Drehbücher für 20 Nazi-Filme geschrieben hatte, hängte man ihm den unverwechselbaren Titel „Stinkbombenpastor“ an: Mitglieder der von ihm als Geistlichem betreuten Christlichen Arbeiterjugend hatten in einem Kino in seinem Beisein, aber ohne sein Vorwissen, auf drastische Weise demonstriert und Stinkbomben geworfen und eine Schlägerei im Kino ausgelöst. Der Protest galt allerdings weniger dem Auftreten von Hildegard Knef als Nackedei, sondern vielmehr der Verherrlichung von Euthanasie und Selbstmord. In Rheinland-Pfalz wurde der Film verboten. In Nordrhein-Westfalen führte der lautstarke Protest zu einem Prozess gegen Klinkhammer und sechs weitere Demonstranten. Das Landgericht Düsseldorf sprach sie frei. Der Bundesgerichtshof hob den Freispruch auf und verwies den Fall zurück nach Düsseldorf, wo das Verfahren eingestellt wurde.

Vielen wohl unbekannt ist, dass Bbr. Klinkhammer vor der Gründung des Bistums Essen 1958 als dessen erster Bischof im Gespräch war. Eine Anfrage des Nuntius Aloysius Münch aber lehnte er ab, da er sich lieber um die von ihm aufgebaute Gemeinde habe kümmern wollen, wie Karl-Jürgen Miesen dem Verfasser berichtete, ein Redakteur der Rheinischen Post, der für Kirche und Kultur zuständig war und eine besondere Nähe zu Klinkhammer besaß. Auch in Düsseldorf selbst mischte sich der „Bunkerpastor“ ein: 1961 trat er mit den Düsseldorfer „mittwochgesprächen“ in die Fußstapfen der gleichnamigen Diskussionsreihe im Wartesaal 3. Klasse des Kölner Hauptbahnhofs. Die ersten 500 Veranstaltungen leitete er selbst. 1960 hatte er - als Stadtmännerseelsorger hoch engagiert - den 2.500 Konzilsvätern in Rom eine Denkschrift zur Ökumene „Gespaltene Christenheit - darf das sein?“ geschickt. Auf diese eher unbekannte Seite des kämpferischen Pfarrers verweist auch Bruno Kammann in seiner Biografie, der Klinkhammer bei einer Anti-„Sünderin“-Demonstration kennen gelernt hatte. Klinkhammer sei ein „Ökumeniker, der, aufgerufen und begünstigt durch das Zweite Vatikanische Konzil, das Gespräch mit der evangelischen und orthodoxen Kirche energisch vorantrieb und als 'Vater der Ökumene' einen Ehrenplatz in Düsseldorf beanspruchen darf“, so Kammann.

1982 - in der Zeit des Düsseldorfer Katholikentages und wie meist mit keinem Pfennig in der Tasche – hat er der Stadt Düsseldorf das Geburtshaus des von ihm verehrten Großstadtseelsorgers Dr. Carl Sonnenschein in der Altstadt abgekauft und zu einem Studentenhaus umgebaut. 1992 erhielt Klinkhammer, der auch die regelmäßigen Gottesdienste auf dem Düsseldorfer Messegelände einführte, aus den Händen des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Bbr. Joachim Kardinal Meisner, kurz zuvor zum Erzbischof von Köln ernannt im Dezember des gleichen Jahres, überreichte ihm vor seinem 90. Geburtstag die von ihm neu gestiftete Maternus-Plakette. Damals vertraute der bis in das hohe Alter hin jung gebliebene, immer wissbegierige und heitere Mann dem Erzbischof bei dessen persönlichem Besuch in Heerdt an: „Wenn ich noch einmal meinen Lebensweg bestimmen dürfte, so würde ich nicht anders als früher entscheiden: Ich würde immer wieder Priester.“ Von Dank für sich wollte er nichts wissen, denn schließlich sei sein Lebensweg nur durch Gottes Gnade möglich gewesen, „und dann muss man nur Gott danken.“ Wen wundert es, dass der Bunkerpfarrer den „heiligen Narren“ Franz von Assisi besonders verehrte? Als er am 8. Januar 1997 hochbetagt nur wenige Tage vor seinem 94. Geburtstag starb, erinnerte auch die Todesanzeige daran, dass ihm die „versöhnte Christenheit“ ein Herzensanliegen war. „Baut Brücken zueinander!“ lautete eine seiner bekannten Forderungen.

Zwischen Rebellion und Gehorsam

Klinkhammer war ein „Mann zwischen Rebellion und Gehorsam“ – so charakterisiert ihn sein Biograph Bruno Kammann. Seine Enttäuschung über das Schweigen der Bischöfe in der Nazi-Diktatur saß tief, seine Trauer über das Versagen und die nicht genutzte Chance zum Widerstand hat er klar geäußert. Und trotzdem kennzeichnete den „frommen Feuerkopf“ selbst ein unbeirrbares und fröhliches Gottvertrauen. Karl-Jürgen Miesen schrieb über ihn: „Das Geheimnis seiner faszinierenden Persönlichkeit bestand nicht allein in seiner unbändigen Vitalität, nicht nur in seiner kindlichen Neugier, die er sich bis ins hohe Alter bewahrte; nicht allein in seiner Menschenliebe, die er kaum zügeln konnte; selbst auch nicht lediglich in seiner Gottesliebe, an der er nie Genüge fand; nicht in seiner Freundlichkeit und seinem Scharfsinn, in seiner Fröhlichkeit und seiner Demut, in seinem Weitblick und seiner Innigkeit, in seiner Bildung und seiner Armut - das Geheimnis seiner Persönlichkeit war sein Priestertum. Ein Priestertum, wie es in seiner allumfassenden Wirksamkeit mit Carl Klinkhammer aus dieser Welt verschwunden scheint ... So einen Priester, wie deren vielleicht einmal etliche gelebt haben mögen, gibt es wohl nie wieder.“

In Düsseldorf ist Pfarrer Msgr. Dr. phil. Carl Klinkhammer unvergessen. An das Wirken unseres Bundesbruders sollte auch in der UNITAS immer wieder dankbar erinnert werden.

Literatur:
Bruno Kammann: Carl Klinkhammer. Ruhrkaplan, Sanitätssoldat und Bunkerpastor, 1903 - 1997. (= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, 55). Essen 2001. 384 S., 38,00 DM, ISBN 3-88474-910-2; zum Verhältnis zwischen Kreutzer und Klinkhammer vgl. auch Interview von H. Wilmer, KULT-URsachen Essen, Skript des Gespräches vom 4.2.1993 in Düsseldorf im Besitz des Verf.; vgl. auch Karl-Jürgen MIESEN, Sonnenscheins Sohn. Biographische Skizze über Carl Klinkhammer, in: Kirche in der Großstadt, Karl Waldenfels zum 80. Geburtstag, 126-167, hier 136-149; Gottfried Salz: Dr. Peter Kreutzer. Ein Großstadtpfarrer. Münster 1940, 22; Bbr. Dr. Peter Kreutzer, ein moderner Apostel in der Großstadt Essen, in: unitas 101. Jg., Mai 1961, Heft 5, 94. Christof Beckmann: Peter Kreutzer, in: UNITAS-Handbuch IV, hg. v. Wolfgang Burr, Bonn 2000, 364-370; Manfred Becker-Huberti: Friedvoll und fröhlich, fragend und fromm – „Bunkerpastor“ Klinkhammer würde 100 Jahre alt, in: PEK aktuell vom 14.01.2003.

QUELLE
http://www.unitas-ruhrania.org/index.php?section=news&cmd=details&newsid...

Das 1577. „mittwochgespräch“ findet aus diesem besonderen Anlass in der Bunkerkirche St. Sakrament in Düsseldorf-Heerdt statt, wo Prälat Klinkhammer 50 Jahre als Seelsorger wirkte.

Prälat Klinkhammer hat im Jahr 1961 die „mittwochgespräche“ in Düsseldorf gegründet und die ersten 50 Gespräche geleitet. Danach übernahm Prof. Dr. Dr. Hans Waldenfels SJ von Januar 1976 bis Juni 2003 die Leitung der „mittwochgespräche“.

Wir freuen uns sehr, dass Prof. Waldenfels Leben und Werk seines Vorgängers beim kommenden „mittwochgespräch“ würdigen will. Prälat Klinkhammer war eine außerordentliche Persönlichkeit und Priester, dessen Andenken in Düsseldorf nicht verloren gehen darf.

Der Referent, Prof. Dr. Dr. Hans Waldenfels, Jahrgang 1931, ist deutscher Jesuit und Fundamentaltheologe. 1951 trat Waldenfels in den Jesuitenorden ein. Von 1953 bis 1956 studierte er Philosophie an der Philosophischen Hochschule Berchmanskolleg in Pullach bei München. Von 1960 bis 1964 Theologie an der katholischen Sophia-Universität in Tokio. Zwischenzeitlich wurde er 1963 zum Priester geweiht.

1977 wurde Waldenfels als Professor für Fundamentaltheologie, Theologie der Religionen und Religionsphilosophie an die Universität Bonn gerufen, wo er 1997 emeritiert wurde.

Von 1991/1992 bis 2006 war Waldenfels zudem Pfarrverweser in der Kirche St. Remigius in Düsseldorf-Wittlaer.

Hier wird der Artikel in RP-ONLINE eingestellt!

http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Klinkhammer

BUNKERKIRCHE DDORF HEERDT
http://de.wikipedia.org/wiki/Bunkerkirche_Sankt_Sakrament_(Düsseldorf)

Klinkhammer – ein unbeugsamer Seelsorger
VON MICHAEL BROCKERHOFF; Rheinische Post Nr. 130 - Ausgabe Düsseldorf vom 08.06.2013; Ressort: Lokales

Serie 725 Jahre Düsseldorf
Klinkhammer – ein unbeugsamer Seelsorger
Der Pfarrer schuf die Bunkerkirche in Heerdt. Wegen seiner Kritik am Nationalsozialismus saß er mehrmals im Gefängnis.
Von Michael Brockerhoff
Die Bunkerkirche in Heerdt ist untrennbar mit dem Namen Carl Klinkhammer verbunden. Ohne die Tatkraft des Seelsorgers, ohne dessen Willen, die Werte des christlichen Glaubens bekannt zu machen, wäre das ungewöhnliche Gotteshaus St. Sakrament nicht entstanden. Es gilt inzwischen als Symbol für Frieden und für die Überwindung von Unrecht und Gewalt. Diese Symbolik spielte in Klinkhammers Gedanken wohl eher eine untergeordnete Rolle, als er 1947 vom Kölner Erzbischof zur Gemeinde am Handweiser in Heerdt beordert wurde, die vom Arbeiter-Milieu geprägt war. Die Versetzung vom Bonner Münster nach Düsseldorf war wahrscheinlich eine Art Strafversetzung oder zumindest eine „Wegbeförderung", wie Bruno Kammann, Autor einer Biographie von Klinkhammer, meint. Denn Klinkhammer hatte in Bonn bei der britischen Besatzungsmacht dagegen protestiert, dass sie den Feiertag Hl. Dreikönige gestrichen hatte. Und er hatte im Bonner Pfarrhaus einer siebenköpfigen obdachlosen Familie Unterkunft unentgeltlich gewährt und damit die kirchliche Wohnung für andere blockiert.
Beides wirft ein Schlaglicht auf den aufrichtigen und unbeugsamen Charakter Klinkhammers, der zuvor in sehr viel schwierigeren und existentielleren Situationen deutlich geworden war. Der Seelsorger hatte sich als Kaplan in Altenessen für die Rechte und bessere Lebensbedingungen der Arbeiter eingesetzt. Das hatte ihm bei Kritikern vor allem aus der Industrie und der national-konservativen Politik das Prädikat „roter Ruhrkaplan" eingebracht. Sie sahen in Klinkhammer einen Sympathisanten des Sozialismus und Kommunismus, obwohl er sich bei seinem Engagement auf die katholische Soziallehre gestützt und kommunistische Herrschaftssysteme kritisiert hatte.
Und Klinkhammer hatte gegen die Gewalttaten und Übergriffe der Nationalsozialisten protestiert, hatte in Predigten öffentlich auf die Gefahren des rechtsextremistischen Regimes aufmerksam gemacht. Deswegen wurde er in einer Kirche festgenommen und dann in Schutzhaft genommen, später zu einer Haftstraße verurteilt. Die Kirchenoberen hatten sich nicht für ihn eingesetzt, hatten im Gefängnis keinen Kontakt mit ihm gehalten.
Von der politisch taktierenden Bistumsleitung immer wieder allein gelassen worden zu sein, waren bittere Erfahrungen für Klinkhammer. Sie bremsten aber nicht sein seelsorgerisches Engagement. In der ihm bisher unbekannten Pfarre in Heerdt krempelte er buchstäblich die Ärmel hoch, als er deren erbärmlichen Zustand sah. Der Gemeinde standen nur zwei heruntergekommene Baracken als Kirche, Kindergarten und Schwesternwohnheim zur Verfügung. Und die Arbeiterfamilien waren total verarmt, litten Hunger und hatten kaum Kleidung. Klinkhammer half, die Not zu lindern, bettelte in Geschäften um Lebensmittel, erbat sich von Kleidungshäusern wie C&A Gutscheine für Kleidung und verteilte sie, organisierte für die Kinder eine Stadtranderholung in den Ferien. Er gewann damit das Vertrauen der Gemeindemitglieder, die in Teilen kommunistisch geprägt waren. Dabei halfen ihm auch die Erfahrungen, die er als Kaplan in Altenessen im Umgang mit Kommunisten gemacht hatte.
Gleichzeitig trieb er den Bau einer Kirche und eines Gemeindezentrums mit Kindergarten voran. Er nutzte dabei geschickt die besondere Lage in Heerdt, um möglichst rasch zum Ziel zu kommen: Auf einem Kirchengrundstück, das sich die Nationalsozialisten widerrechtlich angeeignet hatten, stand ein Bunker. Klinkhammer hatte die Idee, ihn zu einer Kirche umzubauen. In vielen Verhandlungen mit der Stadt und dem Erzbistum und anderen Behörden setzte er seine Vorstellungen durch.
Der Umbau war wegen der Beton-Konstruktion kompliziert. Es mussten zwei Zwischendecken herausgebrochen werden, in die 1,20 Meter dicken Wände Öffnungen für die großen Fenster gesprengt werden. Die Bohrlöcher hatten zusammengerechnet eine Länge von etwa fünf Kilometer. Tonnenweise Schutt musste abgeräumt werden. Dabei halfen die Gemeindemitglieder. Klinkhammer selbst griff zur Schaufel und packte mit an. Es entstand ein großzügiger, trotz der dicken Betonwände nicht bedrückender Raum, der durch die Fenster viel Licht bekommt. Schon 1949 konnte das Gotteshaus geweiht werden.
Zwei Jahre nach der Weihe der Kirche öffnete auch ein Kindergarten, weitere sieben Jahre später ein Jugendheim. Eine gute Erziehung der Kinder und Jugendlichen war Klinkhammer sehr wichtig, so sein Biograph Kammann. Er wollte ihnen für ihr späteres Leben christliche Werte vermitteln, weil er christlichen Glauben für die beste Möglichkeit hielt, Ideologien und ungerechte gesellschaftliche Entwicklungen abzuwehren. Die Kirche musste seiner Meinung nach Garant dafür sein.
Aber nicht die katholische Kirche allein. Klinkhammer suchte die Zusammenarbeit mit evangelischen Christen, war ein überzeugter Ökumeniker und versuchte, die Einheit der Kirchen voranzutreiben, war Initiator für eine ökumenische Gebetswoche, die ab 1961 jährlich organisiert wurde.
Nicht nur bei der Ökumene engagierte sich Klinkhammer über seine Gemeinde hinaus für die ganze Stadt. Als belesener, rhetorisch begabter und kritischer Geist suchte er einen größeren Wirkungskreis und mischte sich in gesellschaftliche Diskussionen ein. Aufsehen erregte sein Vorgehen gegen den umstrittenen Film „Die Sünderin" mit Hildegard Knef, der 1951 in die Kinos kam. Die Geschichte von der großen Liebe einer Prostituierten zu einem Maler, die ihren Liebsten vergiftet, um ihm das Leid nach seiner Erblindung zu ersparen, und die sich dann selbst töten will, war bundesweit Gesprächsthema. Da der Film trotz der heftigen Kritik vor allem aus Kirchenkreisen nicht abgesetzt wurde, griff Klinkhammer zu rabiaten Mitteln. Mit einer Gruppe von Filmgegnern warf er in einem Kino Stinkbomben, so dass die Vorführung abgebrochen werden musste, später organisierte er eine Demonstration vor einem Kino, das den Film im Programm hatte. Die Polizei löste die Demonstration auf, dabei kam es zu Rangeleien.
Klinkhammer handelte sich eine Anzeige und später einen Prozess ein. Er war angeklagt wegen Nötigung, groben Unfugs und aufrührerischen Auflaufs. Klinkhammer wurde freigesprochen, das galt auch als Bestätigung der freien Meinungsäußerung in der Demokratie. Klinkhammer war so vehement gegen den Film „die Sünderin" vorgegangen, weil er seiner Meinung nach nationalsozialistische Ansichten über Euthanasie und Selbsttötung hoffähig machen wollte. Die Drehbuchautoren hatten während des Hitler-Regimes viele Filme mit ideologischem Inhalt gestaltet. Und gegen Ideologien ging Klinkhammer als Christ Zeit seines Lebens vor, so der Biograph Kammann. Das war der Beweggrund für seinen Protest und nicht eine sechs Sekunden lange Nacktszene mit Hildegard Knef, wie später oft angenommen wurde.
Die Protestaktion zeigt, dass die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strömungen, mit weltanschaulichen Trends sowie kirchlichen und politischen Entwicklungen ein Anliegen von Klinkhammer war. Er hat sie dauerhaft ermöglicht durch eine besondere Bildungsreihe: die Mittwochgespräche. Kennengelernt hatte Klinkhammer sie in Köln. Dort fand ab 1950 jeweils mittwochs um 18 Uhr ein Vortrag mit Diskussion über Kunst, Kultur und Politik statt. Klinkhammer hat sie oft besucht, war selbst einmal als Redner eingeladen. Dieses Modell der Fortbildung übertrug er auf Düsseldorf. 1961 startete er das erste Mittwochgespräch in Düsseldorf. Die Reihe besteht heute noch. Als Redner konnte Klinkhammer Politiker, Wissenschaftler und Theologen von Rang und Namen gewinnen, um geistige Impulse zu geben – bis hin zu Bundeskanzler Adenauer, Karl Rahner oder Josef Ratzinger. Er nutzte seine guten Kontakte, die er auch wegen seiner vielen Publikationen hatte.
Diese Bemühungen leben auch nach dem Tod des Seelsorgers fort. Zum einen direkt in der Reihe Mittwochgespräche, zum anderen durch engagierte Christen, die die Bunkerkirche als Treffpunkt erhalten wollen, auch wenn sie nicht mehr eigenständig ist. Sie organisieren regelmäßig Vorträge, Führungen und Ausstellungen, wollen die Bunkerkirche im Sinne Klinkhammers zu einem Friedensort machen.
Wegen seines Einsatzes für Arbeiter wurde Klinkhammer der „rote Ruhrkaplan" genannt
Die Kirche muss Garant für die Abwehr von Ideologien jeder Art sein

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