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LEXIKON OFFSHORE | NICHOLAS SHAXSON

DIE ZEIT: Wie konnte das eigentlich passieren? Da taucht vergangene Woche plötzlich ein Riesenstapel brisanter Unterlagen aus Steueroasen auf und offenbart pikante Details über Prominente und Unternehmen – sind Steueroasen nicht mehr die verschwiegensten Orte der Welt?

Nicholas Shaxson: Die einfache Antwort ist natürlich, dass ein oder mehrere gut positionierte Insider sich entschlossen haben, dieses ganze Spiel offenzulegen. Aber dahinter steht noch etwas anderes. Die öffentliche Stimmung hat sich gewandelt und lässt es heute zu, dass solche Geheimnisse herauskommen. Vor fünf oder zehn Jahren noch hätte sich kaum jemand dafür interessiert. Offshorezentren waren großteils akzeptiert, und auch die Leute, die dort arbeiten, hinterfragten kaum ihre eigene Arbeit. Inzwischen wissen aber viele Menschen, wie gefährlich diese Orte wirklich sind und wie viel Schaden sie anrichten. Man weiß es sogar in den Oasen selbst.

ZEIT: Sprich: Die internationale Staatengemeinschaft steht zwar mit ihren Steuerfahndern und Staatsanwälten vor verschlossenen Türen, sie kann aber ab und zu auf solche Geheimnisverräter in den Oasen setzen.

Shaxson: Ganz so extrem sehe ich das nicht. Man kann durchaus bestimmte Dinge herausfinden; es kommt auf die Energie an, die man da hineinsteckt. Wenn man etwas sehr Wichtiges sucht, Terrorgelder zum Beispiel, dann ist es üblicherweise möglich, das Offshoresystem zu penetrieren. Aber wenn es bloß um einen ganz normalen Steuerfall geht, ist es viel schwerer, und man trifft auch auf sehr wenig Kooperation.

ZEIT: Sie meinen Kooperation vonseiten der Banken oder Aufseher in den Steueroasen.

Shaxson: Seien Sie jetzt mal vorsichtig mit dem Begriff "Steueroasen". Darunter stellt man sich immer eine dieser kleinen Karibikinseln vor oder vielleicht noch die Schweiz und Monaco. Aber in Wahrheit bieten sehr viele Länder heute Offshoredienstleistungen an. Es gibt heute eine große Menge an sehr beweglichem Finanzkapital, das in Windeseile von einem Rechtsgebiet ins nächste transferiert werden kann, und viele Länder wollen dieses Geld anlocken.

ZEIT: ...und sich in Offshorezentren verwandeln?

Shaxson: In gewisser Hinsicht. Es gibt keine klare Definition davon, was ein Offshorezentrum überhaupt ist. Aber im Kern geht es immer nur um eines: Um eine Flucht in ein "Anderswo". Man parkt sein Geld eben nicht dort, wo man lebt und arbeitet, sondern "anderswo", um irgendwelchen Regeln und Verantwortlichkeiten der eigenen Gesellschaft zu entgehen. Niedrige Steuern sind dabei sehr wichtig, aber das ist nur eine der vielen Attraktionen. Im Angebot sind auch lasche Aufsicht über Finanztransaktionen, in bestimmten Punkten großzügige Strafgesetze, Gesetze für die Geheimhaltung von Besitzverhältnissen. Und wenn man sich dann einmal anschaut, wer solche "Leistungspakete" anbietet, landet man gelegentlich an überraschenden Orten.

ZEIT: Zum Beispiel?

Shaxson: Die USA etwa versuchen seit den siebziger Jahren sehr aggressiv Kapital anzulocken, vorwiegend aus Lateinamerika. Sie versprechen einen hohen Grad an Geheimhaltung und bieten einfach keinen Informationsaustausch mit etlichen lateinamerikanischen Ländern. Großbritannien, mein eigenes Heimatland, ist überhaupt der größte Offshoreplayer der Welt. Erstens bietet Großbritannien selber Vorteile durch bestimmte Arten laxer Finanzaufsicht, und zweitens spannt es einen Schutzschirm über eine ganze Schar kleiner Offshorezentren auf der Welt, die teilweise britisch sind oder eng mit Großbritannien verbunden sind.

ZEIT: Aber Großbritannien hat beim bevorstehenden G-8-Gipfeltreffen den Vorsitz und will offenbar das Thema "Steueroasen" auf die Tagesordnung setzen. Ein Umdenken?

Shaxson: Die G8 wie auch die G20 sind dominiert von Ländern wie Großbritannien und den USA, deren Finanzsektoren ein großes Interesse daran haben, dass es Geheimhaltung gibt. Großbritanniens Netzwerk an Offshorezentren etwa bringt eine Menge Geschäfte in die City of London, für die dortigen Banken, und damit bringt es indirekt sogar wieder Steuereinnahmen für die britische Regierung. Wenn man jetzt also einen großen Angriff auf die Geheimhaltungsstrukturen an einem Ort wie den British Virgin Islands unternimmt, trifft das die City of London ganz erheblich. Viel Arbeit an der Strukturierung von Unternehmen oder Finanzprodukten, die auf den Virgin Islands angeboten werden, viel der Buchhaltungs- und juristischen Arbeit, wird in Wirklichkeit in der City of London erledigt!

ZEIT: Sie meinen, in Wahrheit unterstützt die britische Regierung den Erhalt der Steueroasen?

Shaxson: Man verteidigt sie sogar sehr intensiv, aber diskret. Es soll nicht zu merken sein.

ZEIT: Wenn das stimmt, warum setzt man das Thema dann auf die G-8-Agenda?

Shaxson: Das öffentliche Interesse an solchen Dingen ist ja zuletzt auch in Großbritannien stark gewachsen, vor allem in den vergangenen zwei Jahren. Wie große Konzerne ihre Steuerzahlungen vermeiden, wie Offshorezentren das finanzielle Ausbluten von Entwicklungsländern möglich gemacht haben – all das ist sehr publik geworden und hat eine große Rolle in den Medien gespielt. Also muss die Regierung zumindest den Anschein erwecken, sie tue etwas. Großbritannien könnte wirklich sehr nachhaltig im internationalen Offshoresystem durchgreifen, wenn es nur wollte. Aber dafür sehe ich keine Anzeichen.

ZEIT: Und die Öffentlichkeit fällt darauf herein?

Shaxson: Was wir da sehen, ist großartige Rhetorik und sehr wenig Handeln. Großbritannien hat kürzlich erst noch ein Gesetz erlassen, das es Konzernen erleichtert hat, Operationen in Offshorezentren zu verschieben und damit ihre Steuerlast zu verringern. Man ermutigt also sogar noch dazu! Das läuft so wie immer.

ZEIT: Und die USA?

Shaxson: Da ist es ein bisschen komplizierter, da gibt es für beide Richtungen starke Lobbys: Die einen fordern ein radikales Durchgreifen, die anderen feiern die Offshorezentren geradezu als Wegbereiter eines freien Kapitalismus.

ZEIT: Und Europa?

Shaxson: Da gibt es etwa Luxemburg, das mitten in der EU eine Riesenrolle spielt. Oder Zypern: Eine Masse krimineller Aktivitäten ist über Zypern als Offshorezentrum abgewickelt worden, und niemand hat etwas dagegen getan. Die Dienstleistungen auf Zypern haben eine Menge Großverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion ermöglicht, und jeder hat es gewusst.

ZEIT: Warum wurde dann so wenig dagegen getan, wenn es jeder wusste?

Shaxson: Wenn man über die Offshorewelt spricht, darf man eines nie vergessen: Das Geld fließt stets in die Richtung der großen, reichen Länder. Niemand wird sein Vermögen gerne in Nigeria anlegen, selbst wenn Nigeria die größte Geheimhaltung der Welt anbieten würde, weil man kein Vertrauen in die Sicherheit hat. Man nutzt vielleicht eine rechtliche Konstruktion, ein finanzielles Arrangement in einem fernen Land, um einen Geldfluss zu verschleiern, aber dieser Geldfluss endet dann doch wieder in einem der großen Finanzzentren.

ZEIT: Klingt aber trotzdem nach einer eigenartigen Rechnung: Offshoreoasen fördern, damit man den heimischen Bankern und Anwälten dann Steuern abknöpft. Es würde doch sicher mehr Steuereinnahmen bringen, wenn man alle Schlupflöcher einfach schlösse....

Shaxson: Global gesprochen – klar, das stimmt, und die Weltwirtschaft wäre außerdem noch viel gesünder, es gäbe weniger Verluste durch Verbrechen, weniger Ungleichheit und so weiter. Aber für die einzelnen Mitspieler in diesem weltweiten Spiel sieht die Logik anders aus, und diese Player sind leider sehr mächtig.

ZEIT: Was könnte man denn wirklich dagegen tun?

Shaxson: Diese Frage hasse ich – denn leider gibt es darauf keine knappe, klare, gute Antwort. Das Wichtigste ist wohl die Mobilisierung der Öffentlichkeit. Regierungen werden nichts an den Zuständen ändern, wenn es keinen öffentlichen Druck gibt. Das muss in vielen Ländern geschehen, vor allen Dingen aber in Großbritannien, das für die Hälfte aller Offshoreoasen auf der Welt verantwortlich ist.

ZEIT: Ist es ein Fehler, dass Europa jetzt die Rettung der Offshoreoase Zypern organisiert?

Shaxson: Der erste Rettungsplan, der vor allem die Kleinanleger geschröpft hätte, war keine gute Idee. Aber der neue, der bei den großen Vermögen ansetzt, weist in die richtige Richtung. Diese ganze Episode hat nämlich einen kalten Schauer durch die Offshoreindustrie gejagt, man sorgt sich sehr um die Sicherheit des eigenen Vermögens. Das hat abschreckend gewirkt.

ZEIT 2013

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