THEO CATH FRANZISKUS SEHEN URTEILEN HANDELN
HERVORRAGENDER SPEZIALIST
MATTHIAS DROBINSKI
SZ
http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Drobinski
http://www.sueddeutsche.de/kultur/einfluesse-auf-jorge-mario-bergoglio-w...
HIER FOLGEN AUSZUEGE
Der Kampf fand im Schatten der modernen Kathedrale von Aparecida statt, dem großen
Marienwallfahrtsort Brasiliens, im Mai 2007.
... sein Promotionsprojekt über den Theologen und Philosophen Romano Guardini, das er an der
Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt begann, blieb unvollendet.
Als Kardinal ist er aber auch in die Armenviertel gegangen und war den Menschen nahe. Er hat den Dreischritt "Sehen-Urteilen-Handeln" des belgischen Arbeiterpriesters Joseph Cardijn übernommen und damit einen der Grundbegriffe auch der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, ohne das Menschen-, Gesellschafts- und Geschichtsmodell des Marxismus zu übernehmen, wie das mancher Befreiungstheologe tat.
Interview mit Bergoglio, gegeben hat er es der katholischen Monatszeitung 30 Giorni
Auf die Fragen nach den Konflikten auf der Versammlung in Aparecida antwortet er, in der Kirche sei der Heilige Geist "Urheber der Einheit und der Vielfalt. Denn wenn wir es sind, die Verschiedenheit machen, kommt es zu Schismen. Und wenn wir es sind, die die Einheit wollen, kommt es zur Uniformität und Gleichschaltung." Ja, die Kirche müsse sich immer ändern: "Man bleibt nicht gläubig, wenn man wie die Traditionalisten oder die Fundamentalisten am Buchstaben klebt. Treue ist immer Änderung."
Also alles dem Heiligen Geist überlassen?, fragt die Reporterin. Nein, sagt der Kardinal, wir müssen uns neu organisieren: "Unsere Religionssoziologen sagen uns, dass sich der Einfluss einer Pfarrei auf einen Umkreise von 600 Metern erstreckt. In Buenos Aires liegen zwischen einer Pfarrei und der nächsten zirka 2000 Meter. Ich habe den Priestern damals gesagt: ,Wenn ihr könnt, mietet eine Garage, und wenn ihr den einen oder anderen disponiblen Laien auftreiben könnt, dann lasst ihn machen! Er soll sich um diese Leute hier kümmern, ein bisschen Katechese machen, ja, auch die Kommunion spenden.'" Auf die Bedenken eines Pfarrers hin habe er geantwortet: "Aus sich selbst herauszugehen bedeutet auch, aus dem Garten seiner eigenen Überzeugungen hinauszugehen."
Und dann erzählt Bergoglio die Geschichte vom Propheten Jona: "Für Jona war alles klar. Er hatte klare Vorstellungen, was Gott betrifft, und auch darüber, was gut und was böse war. Er hatte ein Rezept dafür, wie man ein guter Prophet war. Gott brach wie ein Wirbelsturm in sein Leben ein. Er schickte ihn nach Ninive. Ninive ist das Symbol für alle Getrennten und Verlorenen, für alle Peripherien der Menschheit." Und Jona? Der sei erst einmal geflohen. Nicht das ungläubige Ninive, "sondern vielmehr die unermessliche Liebe Gottes zu den Menschen. Das war es, was nicht in seine Pläne passte. Seine Starrköpfigkeit machte ihn zum Gefangenen seiner strukturierten Urteile, seiner vorgefassten Methoden, seiner korrekten Meinungen. Er hatte seine Seele mit dem Stacheldrahtzaun dieser Gewissheiten abgegrenzt."
Er hat in seiner ersten Ansprache an die Kardinäle den französischen Schriftsteller Léon Bloy zitiert: "Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel." Seit Paul VI. 1972 erklärte, der Rauch des Satans sei in die Kirche eingedrungen, hat kein Papst mehr so locker über den Leibhaftigen geredet.
Dass er es mit einem Zitat von Léon Bloy tat, dem zum Katholizismus konvertierten französischer Autor des 19. Jahrhunderts, ist auch ein Zeichen: Kaum einer hat das verbürgerlichte Christentum so scharf kritisiert wie Bloy. Kaum einer hat so radikal einfach gelebt wie er. Bloy wollte zurück zum Urchristentum, dem Gegenbild zur modernen Welt. In dieser egoistischen, auf Konsum und Materialismus hin orientierten Welt lief der Teufel durchaus leibhaftig herum, so wie der Teufel auch in den Armenvierteln von Buenos Aires leibhaftig ist, so wie die Hedonisten und Egoisten in den reichen Häusern dieser Erde dafür sorgen, dass es ihm gut geht, dem Teufel.
WHO IS LEON BLOY???
http://de.wikipedia.org/wiki/Léon_Bloy
SZ 30. APRIL 2013