Warum riskieren manche Leute eher ihr Leben als ihre Rente?
Mack: Vielleicht weil sie glauben, ihr Leben hätten sie eher in der Hand? Wir hatten einmal 30 Rennfahrer hier zu Gast, Piloten aus der Deutschen Touren-Meisterschaft. Fünf sind nicht eingestiegen in die Achterbahn, die hatten Angst. Die gehen in ihren Autos mit 300 Sachen in die Kurve, hatten aber das Gefühl: Wenn ich kein Lenkrad in der Hand, keine Bremse habe, bin ich dem System ausgeliefert. Dabei wissen wir aus Erfahrung: Wo ich es selbst in der Hand habe, ist das Risiko viel größer. Ist doch verrückt!
Herr Safranski, machen Sie riskante Sachen?
Safranski: Jedenfalls nicht so Sachen wie Motorradfahren, Bungeespringen oder Bergsteigen. Aber das Gefühl kann ich nachvollziehen: das Leben Spitz auf Knopf - man bekommt noch mal ein ganz anderes Bild von seiner Existenz, wenn man sie riskiert. Die eine Sphäre haben wir durchgerechnet, dazu zählt die Rente. In der anderen fühlen wir uns auf uns selbst gestellt, da mögen wir es, das ganze Leben mal als Gefühl in die Hand zu bekommen. Wir brauchen solche Grenzgänge. Eine mutige Berufswahl kann schon ein solcher Grenzgang sein.
Roland Mack, 60, ist Geschäftsführer des Europaparks Rust, den er 1975 gemeinsam mit seinem Vater gegründet hat. Mit jährlich über vier Millionen Besuchern und einer Fläche von 85 Hektar, auf denen bislang 600 Millionen Euro investiert wurden, zählt der Europapark zu den größten Freizeitparks in Europa; beim Bau von Attraktionen ist die Familie Mack, die in Rust lebt, Weltmarktführer.
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