DIE
ENGEL
Steinbruch zu einer Theologie
der Engel
|
HUGO
SIMBERG
Das
Bild existiert in zwei Fassungen. Als Ölbild
gewöhnlicher Größe im Museum von Helsinki
(Ateneum) und, wenig verändert, doch sehr viel größer,
als Wandbild in der Johanneskirche in Tampere (Mittelnnland).
Es ist das Werk eines Dreißigjährigen, 1903 gemalt,
vermutlich das Hauptwerk des Malers, ohne Zweifel ein
Meisterwerk, das alles hinter sich läßt, was an Bildern
derzeit in Finnland zu sehen ist: die gesamte zeitgenossische
Kunst des Landes, Symbolismus, Peinture and Folklore von
Gallen-Kallela (der eine Zeitlang Simbergs Lehrer war), wie
das eigene Werk, seine besten Bilder. Es ist ein unvergleichbarer
Gegenstand, ein erstaunliches Einzelding der Malerei. Simberg
ist in Finnland bekannt als Maler skurrildämonischer
Szenen, er malte Wandbilder, Landschaften and Porträts
und gilt als Solitär der finnischen Kunst (die an sehr
vereinzelten Künstlern reich ist). Er lebte in Finnland,
einer Provinz der Künste, and starb 1917 an Tuberkulose,
44 ahre alt. Der Aufbau des Bildes ist fest and klar, von Horizontalen and Vertikalen bestimmt. Die Schlichtheit des Bildes erschöpft sich nicht. Es gibt drei Gestalten, dahinter leeres Gebiet. Im Vordergrund, unter den Schuhen, ist ein Weg. Im Mittelgrund ein Ufergeländer mit Blumen, Busch and Wasserlauf. Im weiteren Mittelgrund ein See, im Hintergrund Hugelgelände ohne Merkmal. Die spärlichen Blumen weisen auf den Frühling hin. Die Farbigkeit ist dunkel and schwer. Braun, Blau and Weiß in verhaltener Variation. Die Kindgestalten erscheinen real, der Engel ist kompakt and real wie sie, and es hat für mich keinen Sinn, sie einer Stilart zuzuweisen. Naturalistisch, realistisch - das Bild gehört keiner Richtung an. Der Engel ist weder Symbol noch Allegorie, er ist von Bedeutungsanspruch nicht entstellt. Ein Engel ist da, er wird fortgetragen. Religiöse Folklore eines Hinterlandes? Szene einer ländlichen Prozesses? Man kann Gedanken spielen, sie sind keine Deutung. Es ist der zerstörte Engel des Jahrhunderts, kranke and kaputte Lichtgestalt, Engel nach dem Sturz, gepeinigte Unschuld, Gestalt ohne Herkunft, Botschaft oder Bestimmung, ohne Gottesnähe, die festigt and sinnvoll macht. Mir scheint: In Gestalt des Engels wind weggetragen, was gebeutelt, zerstört and zerstörbar ist ......
|
|
|
|
|
|
Eveline DächerDer
verwundete Engel Links zum Thema: Anmerkungen von
Eveline Dächer zum Gedicht:
|
|
|
|
|
PRO:
Kleine Geschichten in Gefahr mit s. marshallplan.org
GEDANKEN
ZUR THEOLOGIE DER ENGEL
(2)
Engel sind BotInnen / Boten Gottes. Sind sie von Gott
abzulösen. Die Alte Kirche diskutiert in ihrer Dogmenbildung: Wie unterscheiden sich die Engel von Gott? Streit
in der alten Kirche um die Bedeutung der Engel? (4)
Wie stehen sie nach dem Wegfall der Metaphysik da?
In
der Theologie ist eine moderne Richtung die Theologie der “STORY”.
Gottes Wege sind im eigenen Lebensweg sichtbar zu machen. Nach dem
Wegfall von metaphysischen Glaubensvorstellungen geht es darum,
Gottes Wege zu “erden”. Dies geschieht ganz im Sinne
von Dietrich Bonhoeffer, der eine diesseitig orientierte Theologie
forderte. “Der verwundete Engel” Simberg, Finland Stirbt 1917 an Tuberkulose
DIE
ZEIT; 100 BILDER Besprochen von Christoph Meckel “Suchbild
über meinen Vater”
|
|
|
|
|
Die
Engellehre anhand der Schriften
der großen Theologen und des
kirchlichen Lehramtes
Schrifttum
über die Engel
Damit
die biblischen Geschichten von den Engeln zu einer Lehre werden, muss
nachgedacht werden, weiter vertieft werden, bringen viele
Denker immer neue Denkansätze oder erklären einzelne
Aspekte.
Oft ist dieses Denken nicht einheitlich, sondern ergibt
erst in der Gesamtschau und mit der Zeit eine Entwicklung klarer
Lehre.
So entstand im Laufe der Zeit ein gewaltiges Schrifttum.
Die Lehre der Engel wie auch die Deutung der Geheimnisse Christi
erreichten im Hohen Mittelalter ihre größte Entfaltung und
Vertiefung. Danach wurde dies zusammenfassend (oft in Verringerung)
nur noch wiederholt, oder es wurden wieder ganz neue Denksysteme
entwickelt.
Es zeigt sich, wie die Erkenntnis um die Wahrheit im
Gesamt gesehen mühevoll ist. Die Erkenntnis der Wahrheit gewinnt
in der Zeit der Geschichte immer mehr Klarheit, wird dann wieder als
uninteressant empfunden, um dann scheinbar wieder neu entdeckt zu
werden. So ist die Geschichte der Engellehre lesenswert.
Lehrentscheidungen
und offizielle Lehre der Kirche
Die
Kirche musste, um immer eindeutiger das Wesen der Engel und
ihre Aufgabe zu erkennen oder zu bewahren, klare Worte sprechen. Aber
nur ein Leiter einer Gemeinschaft kann dies tun, nicht die Kirche als
soziale Masse. Damit der Leiter aber nicht allein entscheidet, hat
sich die Einheit von Papst, dem Leiter der Kirche, und den Bischöfen
herausgebildet. Sind nun Bischöfe und Papst einer Meinung, so
wird dies Lehramt genannt. Solches geschieht in den Konzilien, aber
auch, wenn der Papst im Namen der ganzen weiten Gemeinschaft der
Kirche etwas darlegt.
Manche Heilige konnten die Engel schauen. So sah die Hl. Hildegard von Bingen die Neun Chöre der Engel.
Liturgische, kultische Verehrung der Engel in den Ostkirchen zeigt manche spezielle Engelpersönlichkeit auf, welche sonst im Schrifttum und in den Lehrentscheidungen nicht zu Tage tritt. Sie bereichert die etwas karge Einengung auf nur 3 namentlich bekannte Engel.
Ein Überblick über die Darstellung der Engel, die Engelikonographie ist interessant, wenn man christliche Engelbilder gleich erkennen will.
Die Apostolischen Väter |
|
Die allgemeine Sicht der Engellehre dieser Zeit |
|
Die lateinischen Kirchenväter |
|
Vor dem 13. Jahrhundert in der Lateinischen Kirche |
|
Hildegard von Bingen: Neun
Chöre der Engel |
|
Die Engel in der Göttlichen Liturgie des Hl. Jakobus und
des Hl. Markus |
|
Von der Neuzeit zur Industrialisierung - Die protestantische Theologie |
Die Zeit der Reformation |
Versuch einer Engeltheologie im Protestantismus |
|
Das Zweite Vatikanische Konzil |
Die Kirchlichen Lehramtsentscheidungen und offiziellen Lehren im Überblick
Die Engellehre in der ausgehenden Antike
Das erste
Allgemeine Konzil von Nicäa (325)
... den
allmächtigen Vater, Schöpfer aller sichtbaren und
unsichtbaren Dinge
Die Synode von
Laodizea in Phrygien (zwischen 348 und 380)
Die
Anbetung der Engel ist verboten
Die Römische Kirchenversammlung
unter Papst Damasus I. (382)
Unsere Rettung nur
von Gott, nicht von Engeln
Konzil von Toledo (400)
Die
Engel sind rein geschöpfliche Naturen
Lehrsätze gegen Origines unter
Papst Vigilius (543)
Das WORT wurde nicht erschaffen,
sondern war schon da
Die Engellehre zwischen Völkerwanderung und Frühmittelalter
Die
"Ständige Synode" von Konstantinopel (543)
Christus
ist kein Engel unter Engeln und die Engel sind keine Himmelskräfte.
Die Engel können nicht mehr erlöst werden.
Konzil von Braga (561)
Der Teufel
war einst gut erschaffen worden und wurde böse
Glaubensbekenntnis der XI. Kirchenversammlung zu
Toledo (675)
Die Engel werden kommen, wenn Christus in
Herrlichkeit einst wiederkommt
Das Konzil von
Rom unter Papst Zacharias (745)
Es
dürfen nur Gabriel, Raphael und Michael als Engel verehrt
werden.
Zweites Konzil von Nicea (787)
Die
Engel dürfen in Ihren Bildern verehrt werden
Die Engellehre vor dem Hohen Mittelalter
Die Allgemeine IV. Kirchenversammlung im Lateran
(1215)
Die Engel wurden am Anfang der zeitlichen
Schöpfung erschaffen
Engellehrdarlegungen im Hochmittelalter
Papst Benedict XII (1334-1342)
Die
Engel und die Heiligen sind mit Christus zusammen im Himmel
Engellehre zur beginnenden Industrialisierung
Das Erste Vatikanische
Konzil
Gott hat die Engel nicht aus Materie
und frei aus dem Nichts erschaffen.
Aussagen über die Engel im zwanzigsten Jahrhundert
Das Zweite Vatikanische Konzil
Der
Engel kam zu Maria und sie steht über den Engeln
Papst Pius XI. (1925)
Die
Engel sind Christus, ihrem Herrn und König unterworfen
Papst Pius XII. (1950)
Die
Engel sind personale Geschöpfe
Papst Paul VI. (1968)
Die
Engel sind unsichtbare Dinge, reine Geister
Papst Johannes Paul II. (1986)
6
Katechesen über die Engel
Katholischer Erwachsenen Katechismus
Katechismus der Katholischen Kirche
|
Was
Jesus wirklich wollte |
|
|
|
|
Engel
Da
Engel die Nachricht von der Geburt Jesu Ein Engel ist in vielen Religionen ein Wesen, das dem Gott oder den Göttern zur Seite steht. Das Wort leitet sich von dem griechischen angelos (Bote, Botschafter) ab. Table of contents 1
Jüdisch-Christlich Jüdisch-ChristlichDie jüdisch-christliche Tradition kennt Engel als Überbringer von Mitteilungen (etwa im Alten Testament bei der Zerstörung Sodoms, oder im Neuen Testament bei der Geburt Jesu und am Ostermorgen). Daneben gibt es auch rächende Engel, die den Zorn Gottes strafend auf die Feinde Gottes bringen. Es gibt unterschiedliche theologische Ansichten zum Wesen der Engel, nicht zuletzt, weil ihre Beschreibungen in späteren Büchern (z.B. in Ezechiel) deutlich von früheren Darstellungen abweichen. Das Judentum kennt daneben eine Reihe so genannte Erzengel (Gabriel, Michael, Uriel, Raguel, Sariel, Jerahmeel), die sehr spät in der Entwicklung des Judentums auftreten. Im Mittelalter sah Maimonides Engel in einem rationalistischen Weltbild als eine biblische Umschreibung der Naturkräfte, die Gott einsetze, um seinen Willen in der Welt umzusetzen. Im Christentum werden viele jüdische Ansichten übernommen. Engel gelten als Geschöpfe, zugleich aber auch als Repräsentanten Gottes. Zusammen mit der Kirche auf der Erde und mit den Vollendeten im Himmel singen sie ununterbrochen das Sanctus (Jes. 6) und das Gloria in excelsis (Luk. 2). Sie öffnen Menschen das Ohr für Gottes Wegweisung (Botendienst) und begleiten und bewahren sie auf dem Weg der Reifung (Schutzengel). In moderner Theologie stehen Engel als Symbol für Gottes Wirken. In der Kunst und in der Volksfrömmigkeit haben Engel Menschengestalt (gewöhnlich mit Flügeln, seit der Renaissance oft kindlich dargestellt, s. Putto). Die biblischen Engelserzählungen kennen jedoch auch viele andere Engelsgestalten. Als Wesen, die grundsätzlich der "unsichtbaren Welt" (Nicäno-Konstantinopolitanum) angehören, entziehen sie sich der Objektivierung. Dennoch kann die Sprache des Gebets (vgl. Martin Luthers Morgen- und Abendsegen), der Liturgie und der Poesie nicht auf sie verzichten. siehe auch: Todesengel, Cherubim, Seraphim IslamischNew AgeEinige moderne spirituelle Bewegungen bezeichnen in ihren Glaubenssytemen auftretende Wesen oftmals auch als Engel, entwickeln allerdings ein von der traditionellen Bedeutung abweichendes Konzept.\n simple:Angel
|
|
|
|
|
|
Die Angelologie (von griech. αγγελος "Sendbote", λογος "Darstellung") ist die Lehre von den Engeln. Sie beschäftigt sich mit Dasein und Ursprung, Natur und Anzahl der Engel und versucht, eine Systematik herzustellen. Sie ist ein Teilgebiet der Theologie, mit Angelologie werden aber auch esoterische und mystische Lehren bezeichnet, die mit wissenschaftlicher Theologie nichts zu tun haben. Engel tauchen in verschiedenen Kulturkreisen und Religionen als Mittler zwischen Mensch und Gottheit auf. Angelologie fußt also nicht in jedem Fall allein auf dem christlichen Glauben, sondern kann auch Elemente aus dem Judentum, aus der Kabbala oder der griechisch-römischen bzw. germanischen Mythologie und Mystik sowie aus anderen Bereichen der Esoterik enthalten. Die Lehre der Engel erreichte im Mittelalter ihre größte Entfaltung und Vertiefung. Der christliche Versuch einer Systematik geht hierbei im Wesentlichen auf eine Schrift des Mystikers Pseudo-Dionysius des 5. Jahrhunderts zurück, der teilweise auf ältere Traditionen zurückgriff und neun hierarchische Chöre von Engeln identifizierte. So gibt es die Triade der oberen Engelchöre, die Spitze der Hierarchie der Engelschöre. Zu diesen gehören Seraphim, Cherubim und Throne. Die Triade der mittleren Engelchöre besteht aus Herrschaften, Mächten und Gewalten. Die Herrschaften haben die Aufgabe, die Pflichten unterer Engel zu bestimmen und unterstehen Gott oder den höheren Engeln. Die Mächte sind die Überbringer des Gewissens und Bewahrer der Geschichte. Die Domäne der unteren Engelchöre besteht aus den Fürsten / Tugendkräften, den Erzengeln und Engeln. Letzere sind die am allgemein bekanntesten, da sie oftmals als Boten fungieren oder mit sonstigen menschlichen Gelegenheiten zu tun haben. Von Seiten des Opus Angelorum (Engelwerk) existieren hunderte Engelnamen, die zur Anrufung von Engeln verwendet werden. Die Engelnamen basieren auf einer Privatoffenbarung der Frau Fr. Gabriele Bitterlich (1896-1978). Siehe dazu auch: Dämonologie (Lehre von den Dämonen, welche oftmals als gefallene Engel gelten) und Theologie (Lehre von Gott). Literatur
|
|
|
|
|
IM GESPRÄCH: KLAUS BERGER
Himmelswesen
Klaus Berger: Die Engel stehen für religiöse Erfahrung an der Basis des menschlichen Lebens. Demgegenüber ist das Bekenntnis zu dem einen und einzigen Gott sehr streng, sehr verbindlich. In der Bibel findet sich ein Gleichgewicht zwischen dem strengen Bekenntnis zu dem einen Gott und den vielfältigen religiösen Erfahrungen, also zwischen dem einen Gott und den Engeln. Dabei wird deutlich, dass beides zusammengehört. Warum spricht die Vorstellung von Engeln Menschen stärker an als dogmatische Wahrheiten? Berger: Bei der Rede von Gott geht es um Unbegrenztes, da ist unsere Sprache eigentlich überanstrengt. Bei Engeln dagegen geht es um begrenzte Erfahrungen. Der persönliche Schutzengel hat eine biblische Grundlage: "Seinen Engeln hat er befohlen, dass sie über dich wachen, dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßen sollst." Mit Engeln ist jedoch auch die Erfahrung der abweisenden Hoheit Gottes, des überwältigenden Lichtes, der Distanz verbunden. Im Neuen Testament ist von Engeln, Mächten und Gewalten die Rede. Gemeint sind Mächte, die dem Menschen von Natur aus feindlich gesinnt sind, die der Auferstandene erst überwinden muss. Engel sind mehr als die üblichen Barockputten. Hängt die Beliebtheit der Engel nicht gerade damit zusammen, dass man sie ernst nehmen, aber genauso gut auch spielerisch mit ihnen umgehen kann? Berger: Das Spielerische ist den biblischen Engeln nicht eigen. Erst die Kunstgeschichte hat es in sie hineingelegt. Erst im Mittelalter begann man, Engel niedlich zu malen. Nach biblischer Formel sind Engel die Träger des Wortes Gottes. Mit ihrer Hilfe verwaltet er die Welt, über sie nimmt er mit der Welt Kontakt auf, setzt sie über bestimmte Bereiche. Aber man darf nicht vergessen, dass die Bibel sie auch juristisch und politisch auffasst. Können Sie dafür Beispiele nennen? Berger: Wenn Gott irgendwo mit Menschen verhandelt, dann schickt er seinen Gesandten. Dieser Engel heißt Malach, der Gesandte. Daneben ist die Rede von dem Heer der Engel. Die Heerscharen in Bethlehem sind militärisch organisierte Engel, und Michael ist ihr Obergeneral. Wenn an Weihnachten die himmlischen Heerscharen Gott loben, denkt kaum jemand an Militär, sondern an einen Jubelchor. Berger: Das ist schade, weil dem Heer Gottes auch militärische Aufgaben zufallen. Es soll das gegnerische Heer, die Mächte des Satans, überwinden. Die himmlischen Heerscharen sind nötig, um Gottes Sieg über das Böse zu feiern. Soldaten schießen ja nicht nur, sie sind auch nötig als Machtdemonstration, diese Rolle haben hier die biblischen Engel. Das gesamte Geschehen von der Ankündigung der Geburt Jesu bis zur Flucht nach Ägypten wird von Engeln begleitet. Warum kommt die Legende ohne sie nicht aus? Berger: Die Engel stehen für die Erfahrung von Licht gegenüber der Finsternis. Licht können wir Menschen nicht direkt in einem Strahl in geballter Ladung wahrnehmen, sondern nur in einem Regenbogen, gewissermaßen in Entfaltung. Tatsächlich denke ich, dass die Menschen zu Weihnachten nicht in die Kirche gehen, weil hier irgendein Kind geboren ist, auch nicht weil sie an den Sohn Gottes glauben, was ja eigentlich der Sinn der biblischen Geschichte ist. Sie kommen, weil es hier Engel gibt, und diese stehen für Gottes Herrlichkeit. Es geht darum, ein Zipfelchen von dieser Herrlichkeit wahrzunehmen. Titelzeile »Wenn Gott als Single in einem Zimmer mit Kochgelegenheit und Dusche wohnt, ist es kein wirklicher Glaube« Titelzeile Theologen können mit den Engeln meist nicht viel anfangen. Woran liegt das? Berger: Sie haben nicht begriffen, dass Theologie sich entweder in bildhaften Erfahrungen vollzieht oder gar nicht. Die Wirklichkeit Gottes ist eine spirituelle Wirklichkeit. Wenn man die mythischen Züge wegstreicht, bleibt gar nichts übrig. Man kann hier nicht entmythologisieren, weil die Dimension religiöser Erfahrung es nicht zulässt, Eigentliches vom Uneigentlichen zu unterscheiden. Das ist das Ergebnis der Erfahrungen mit der berühmten Theologie des "Oben ohne". Allerdings ist es umgekehrt wichtig, gegenüber den Fundamentalisten zu betonen, dass es sich um bildhafte Erfahrungen handelt, dass Engel nicht so real sind wie der Briefträger morgens am Briefkasten, sondern von spiritueller Dimension, aber trotzdem wirklich. Ich denke, dass in der Theologie der Zukunft die Dimensionen von Mythos, Mystik und Ritus eine zentrale Rolle spielen werden. Die Engel sind mythische Figuren, stehen aber auch für Mystik. Sie sind Weisen, in denen Gott uns in der Welt begegnet. Während der Theologe Rudolf Bultmann argumentierte, man könne nicht elektrisches Licht nutzen und an die Geisterwelt der Bibel glauben, dreht der Naturwissenschaftler Rupert Sheldrake den Spieß um und sagt, man könne in Radiowellen, in Erdstrahlen, im allumfassenden Netz kosmischer Verbindungen die Engel vorfinden. Berger: Sheldrakes Ansatz ist fundamentalistisch. Er versucht, der biblischen Redeweise eine physikalische Grundlage zu geben. Darum geht es nicht. Es geht um spirituelle Mächte und Wahrnehmungen, die einem anderen Bereich als die Physik angehören. Was geht uns verloren, wenn wir die Engel vergessen? Berger: Die Vielfalt der Aspekte der Gotteserfahrung, der Geschmack für himmlische Herrlichkeit. Auch sonst besteht in der christlichen Religion eine Konkurrenz zwischen Punkt und Entfaltung dieses Punktes. Mit dem Punkt meine ich die Wahrheit, dass wir an den einen Gott glauben. Doch dieser Glaube ist gar nicht wirklich, wenn Gott als Single in einem Zimmer mit Kochgelegenheit und Dusche im Himmel wohnt. Dagegen zeigt die Bibel Gott zusammen mit seinem Hofstaat, der die verschiedenen Seiten Gottes widerspiegelt. In der jüdischen Mystik kommt gut zum Ausdruck, dass ein Mensch auf dem Weg zu Gott diesen Wesen begegnet, die - jedes in anderer Weise - Abglanz Gottes sind. Ist uns nicht jeder Zugang zu diesem Hofstaat verbaut? Den meisten Menschen fehlen jegliche Antennen für Engelhierarchien, Einteilungen in verschiedene Wirkungsbereiche und Ähnliches. Berger: Das ist kulturspezifisch bedingt. Es gibt ja im mystischen Judentum Anweisungen, was man tun muss, um solchen himmlischen Mächten zu begegnen. Man soll sich zum Beispiel 20 Tage lang auf den Fußboden setzen, kein Fleisch essen, nur Wasser trinken, keine Frau angucken und bestimmte Gebete immer wiederholen. Dann sollen sich bestimmte Erfahrungen von selber einstellen. Das erinnert eher an eine Anweisung auf dem buddhistischen Pfad der Erleuchtung. Berger: Mystik heißt Wiederholung. "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist", wird ebenfalls häufig wiederholt. "Kyrie eleison" sagen die Christen dreimal hintereinander, und in Jerusalem sagen sie es vierzigmal. Der Dalai Lama ist auch deshalb so beliebt, weil er auf mystische Defizite im Christentum hinweist. Gegenüber solchen Wegen besteht unter Protestanten ein tiefes Misstrauen, weil sie die Flucht aus der Alltagswirklichkeit empfehlen. Berger: Die Wirklichkeit Gottes ist keine real sichtbare, sondern eine unsichtbare Welt, in der allein die Augen des Herzens taugen und sehen. Wer das Neue Testament aufschlägt, begibt sich in diese Welt. Sie wird zugänglich in Visionen, in Wundern, in einem Buch wie der Offenbarung des Johannes. Wenn Sie alle Wunder und Visionen wegstreichen, haben Sie in der Tat das wenige in den Händen, was den normalen deutschen Durchschnittsprotestanten ausmacht: Vernunft und Moral, aber das ist nicht biblische Religion. Auf Reformator Martin Luther trifft dies sicher nicht zu. Er predigte alljährlich beim Fest des heiligen Michael über die Schutzengel. Für ihn lag die Bedeutung der Engel vor allem in der Erziehung und in der Begleitung von Sterbenden. Sehen Sie dies ähnlich? Berger: Was die Begleitung von Sterbenden angeht, so schreibt Luther hier den altkirchlichen Brauch - wenn Sie so wollen, den Aberglauben - fort, dass man auf dem Weg zu Gott Engel als Begleitung braucht. Luther nennt mit Kindheit und Sterben die Phasen, in denen der Mensch besonders gefährdet ist und himmlischen Beistand persönlicher Art braucht. Aber noch einmal: Es wäre ein Missverständnis, wenn man von einer Konkurrenz zwischen Engeln und Gott ausgeht. Die Engel sind keine selbständigen Unternehmer, sondern nur Boten. ©DS
- DEUTSCHES
ALLGEMEINES SONNTAGSBLATT,
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|
|
Du fährst eine Gefällestrecke. Du fährst auf de |
|
|
|
|