Die Engellehre anhand
der liturgisch-kultischen Verehrung
Die sieben Erzengel
In den Ostkirchen werden die Engel in wesentlich mehr Textstellen im Gebet während des liturgischen Jahres erwähnt und mit viel mehr Festtagen ihrer zu Ehren gefeiert als in der Westkirche. Auch werden die Engel viel mehr in Bildern verehrt. Die Ostkirche kennt in ihren Bildern bis zu acht Erzengel. Die Namen der 7 Erzengel sind: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel und Salathiel. Als 8. Erzengel Jeremiel.
Die Geschichte der Erzengel Das Wort Erzengel
kommt aus dem Griechischen und Lateinischen und soll aufzeigen,
dass es sich um einen »Vorsteher«, einen »höchsten
Engel« handelt. Im Alten Testament (AT), das fünf oder
sechs Engelsfürsten erwähnt, wird der Name des mächtigen
Fürsten Michael (im Buch Daniel) dreimal genannt. Die
Bezeichnung »Erzengel« war dem AT und auch sonst in
der Antike unbekannt. Doch es heißt im Buch Tobias
(12,15): "Ich bin Raphael, einer von den sieben heiligen
Engeln, die die Gebete der Heiligen emportragen und mit ihm vor
die Majestät Gottes treten." |
Der Erzengelkult war zunächst im ost-kirchlichen Raum verbreitet und erstreckte sich auf vier: Michael (insbesondere in Konstantinopel), Gabriel, Raphael und Uriel. Auf den Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5. Jhdt.), S. Apollinare Nuovo in Ravenna (520-530) und auf den byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit (12. Jhdt.) auf Sizilien (Apsis im Dom von Monreale; Vierung der Martorana-Kirche in Palermo) wie auf dem Kuppelfresko in der Verklärungskirche in Nowgorod (1378) erscheinen, in ewiger Anbetung begriffen, eben diese vier namentlich bezeichneten Erzengel. Eine apokryphe Vita Johannes des Täufers erzählt, dass Christus Zacharias, den Vater des Johannes, erweckt habe, um ihn zusammen mit Johannes zu taufen. Die vier Erzengel hätten Zacharias dann vor dem Jerusalemer Altar begraben.
Für die Namen der Sieben (Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel und Salathiel/Sealtiel) spielte eine große Rolle die Vision des Amadeus Ménes de Silva (1420-1482). Als man 1516 ein altes Fresko mit sieben Erzengeln in der Kirche »Sette Angeli« in Palermo entdeckte, breitete sich der Kult der Sieben über Italien hinaus aus. Die Malerei in Palermo, der J. Durand 1886 eine Studie widmete, ist nur schriftlich überliefert. Bekannt sind aber Namen und Attribute der Erzengel. Diese wurden nach dem Befund von Palermo im Westen im 16. Jahrhundert neu geordnet, denn der sizilianische Priester Antonio Lo Duca hatte bei Papst Pius IV. die Errichtung der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom (1560-1566) durchgesetzt, obwohl noch unter Pius IV. die Namen der Sieben auf dem Bild der Maria wieder getilgt wurden.
Katholische Theologen bestanden weiter auf der Siebenzahl. In den folgenden Jahrhunderten folgte auch die Ostkirche (nur in Russland und danach in Serbien) mit diesen Sieben und einem achten Erzengel (Jeremiel) nach, zuerst (?) in der Kuppelausmalung der 1754 erbauten Andreas-Kirche in Kiev. Die russische orthodoxe Kirche (auch die russischen Altgläubigen) erkennt somit acht Erzengel an: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Salathiel, Jehudiel (kirchenslavisch: Jegudiel), Barachiel und Jeremiel.
Diese (vor allem die
Tetrade Michael, Gabriel, Uriel und Raphael, die am Thron Gottes
Stehenden) und weitere nichtkanonisierte Engelfürsten findet man
in den jüdischen Apokryphen und dem Talmud:
Metatron
(Mittaron neben dem Thron, der Engel der feurigen Säule nach Ex
13,21 und 14,19ff., der die Juden führte), Piel (= »Gott
zeichnet aus«, der Lehrer Jakobs, der mit ihm kämpfte),
Remiel, Sariel, Anael (Ananyal), Raguel, Raziel (Radziel =
»Geheimnisse Gottes«, vertrieb Adam aus dem Paradies),
Fanuel und Sadakyal (Sedekiel oder Zadkiel »göttliche
Gerechtigkeit«). Solche Namen listet u. a. die Handschrift
»Speculum humanae salvationis« auf.
Insbesondere die christlichen kleinasiatisch-kappadokischen Denkmäler führen die Namen anderer Erzengel: Misrael (in Carikli Kilise), Phiogotheel (Elmali Kilise und Karanlik Kilise) und Sychael (Karanlik Kilise, ein Erzengel, der in Anligen von Fieberkrankheiten angerufen wurde). Ein Amethyst-Siegel überliefert nur die Namen: Raphael, Renel, Uriel, Michael, Gabriel und Azael. Auf einer Gabriel-Ikone aus dem 16. Jahrhundert in der JohannesLampadistes-Kirche in Zypern sind sechs Erzengel dargestellt: Gabriel, Sychael, Goael, Uriel, Raphael und Phloriel.
In der jüdischen Kabbala (12.-17. Jhd.) werden den sieben Hauptengeln bestimmte Wochentage, Farben und Planeten zugewiesen: Michael — Sonntag, Sonne und Goldgelb; Gabriel — Montag, Mond und Silbergrau; Samael — Dienstag, Mars und Rot; Raphael — Mittwoch, Merkur, das Spektrum; Sedekiel — Donnerstag, Jupiter und Blau; Anael bzw. Barakiel — Freitag, Venus und Grün, Lichtrosa und Lichtblau; Sabbataios/Schepteel — Samstag, Saturn und Schwarz. Insbesondere die Kabbalisten versuchten, durch die geheime Kunst der Gematrie die Namen der diversen Engel herauszufinden. Man kam durch Vertauschung und spekulative Deutung der Buchstaben-Zahlenwerte bestimmter Wörter im Buch Exodus 14, 19-21) auf 72 (!) Namen der Engel, die in der »weißen Magie« (Theurgie) als Vermittler angerufen wurden. Augustinus warnte die Engelbeschwörer, dass sie in Gefahr seien, statt dessen Dämonen heraufzubeschwören. Gegen solche und andere magisch-astrologische Vorstellungen in Verbindung mit Engeln hat sich u. a. Kosmas von Jerusalem gewandt, als er von den Lehren der Magier, des Zoroaster, Ostanes und Hystaspes sprach. Man hat eine gewisse Abhängigkeit der Darstellung der sieben Erzengel von solchen Vorstellungen in der Synaxis nicht übersehen, doch auf Ikonen sind sie (noch) nicht nachgewiesen worden.
So ist es in sich logisch, dass russische Ikonen bis ins 18. Jahrhundert hinein nur die Namen von vier Erzengeln — Michael, Gabriel, selten Raphael und noch seltener Uriel — wiedergeben. Erst die Ikonen jüngerer Zeit [18. Jhd aufwärts] aus dem Südwesten Russlands (Ukraine, Weißrussland) weisen die Namen aller sieben bzw. acht Erzengel auf. Im 17. Jahrhunde waren ja die Grenzen zwischen Orthodox und der Union mit Rom im kleinrussischen Raum in Bewegung geraten. Polen und die römisch-katholisch beeinflussten Kiever Theologen sowie niederländische Stiche waren die Vermittler.
Die Ikonographie, insbesondere szenische Darstellungen zahlreicher Wunder der Erzengel, wurde entscheidend beeinflusst von den byzantinischen Monatsbüchern (Menäen) des griechischen Stundengebets (ähnlich unseren westlichen Lesehorebüchern; Ende 8. Jhd.), die später Simeon Metaphrastes (+ 940) und andere byzantinische Schriftsteller ergänzt haben. Eine große Rolle im Engelkult spielten andere ältere Schriften, aber auch neuere Kompilationen wie »Wunder und Lobpreis des Erzengel Michael« (eine griechische Handschrift aus dem 12. Jhd. im Historischen Museum Moskau) des byzantinischen Diakon und Schriftstellers Panteleonos und der »Kodex Damaskinos« von Damaskino (Ende 16. Jhd.). Erste Übersetzungen der Monatsbücher ins Kirchensklavische hatten bereits die Sklavenapostel Kyrill und Methodius im 9. Jhd. geliefert. Für die russische Ikonenmalerei war von großer Bedeutung , dass Erzbischof Gennadij 1499 die noch nicht ins Kirchenslavische übersetzten Bücher des Alten Testaments (u.a. 1, 2 und 3 Esra, Tobit) übersetzte, und dass etwa später der russische Metropolit Makarij seine berühmten »Großen Lesemenäen« edierte. Der letzte Band der Makarij-Menäen wurde 1552 fertiggestellt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unter den Erzengeln das Paar Michael und Gabriel eine herausragende Stellung inne hat. An zweiter Stelle folgt Gabriel (allein) und mit großem Abstand auch Uriel. Das gilt sowohl für die byzantinisch- wie für dien russisch-orthodoxe Kirche. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts haben Moskauer Theologen zwar weitere drei Erzengel, die von Rom und Kiev propagiert wurden, anerkannt und sogar einen vierten (Jeremiel) hinzugefügt, wodurch sich die Zahl acht ergab. Dennoch wurden nicht acht, sondern sieben Erzengel auf Ikonen gemalt — außer in »Kleinrussland«, d.h. in der Ukraine und Weißrussland.
In deutschsprechenden
Landen gibt es vereinzelt Kirchen, in denen die 7 Erzengel
dargestellt sind. So in der Kirche von Mettenheim bei Mühldorf
(Bayern) und in der Kirche (Unterkirche der Pfarrkirche) von Oetz im
Oetztal in Tirol. In Mettenheim sind folgende Engel mit Namenschild
dargestellt: Michael, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel, Sealtiel
und der Schutzengel Namens Abdiel, und ohne Namenschild Gabriel.
Bilder der Erzengel von Mettenheim kannst du sehen auf Seite
http://br-thomas-apostolat.de/heiligen/Erzengel.htm
Ebenso
wurden vereinzelt Gebetsbildchen zu Ehren der 7 Erzengel heraus
gegeben. So ein Bildchen Anfang des letzen Jahrhunderts von Carl
Poellath, Schrobenhausen.
In
der Zeitschrift "Erneuerung in Christus, Salvator Mundi",
Nr. 5/2001 Sept/Okt, 10. Jahrgang, Erscheinungsort Gaming, wurde ein
jüngeres westliches
Bild von den 7 Erzengeln mit dem Titel: "Maria, Mutter der
Kirche" veröffentlicht. Hier sind sie ohne Namen, aber mit
Wortbändern dargestellt.
als Erzengel |
Anführer der himml. Engelscharen |
Das Wunder zu Chonae |
Der hebräische Name Michael bedeutet »Wer ist wie Gott?« Der Erzengel Michael ist einer der sieben Erzengel im Judentum, Christentum und Islam. Im Talmud wird das Verhältnis Michaels zu den anderen Engeln mit dem Verhältnis verglichen, das der irdische Hohepriester zu Israel hat. Den Juden gilt er als »der Engel aus dem Süden«. Im AT ist Michael der wichtigste der Engel, ihr Anführer (Buch Jesus Navin 5,13-15; Dan 10,13 und 21; 12,1). Deswegen wird ihm in der Regel die bevorzugte Stelle zur Rechten Christi zugewiesen. In der biblischen und griechischen Tischordnung lag der besonders zu Ehrende zur Rechten des Gastgebers: »So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten« (Ps 110,1). Er ist der Schutzengel des Volkes Israel und der Stadt Jerusalem, der Fürsprecher des Alten und Neuen Bundes. »Michael erhielt als seinen Anteil das Judenvolk« (Johannes Chrysostomos) .
Michael kommt noch in der Apokalypse des Johannes (12,7f.) und im Brief des Judas (9) vor. Nach dem apokryphen Buch Henoch besiegte Michael, der Fürst des Vierten Himmels, als Anführer der Himmlischen Heerscharen den aufständischen Erzengel Luzifer und sein Heer und warf sie in die Hölle. »Der heilige Erzengel Michael hat auf Befehl Gottes den gefallenen Geist in die Hölle gestoßen.« So lautet die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Zeit um 1800. In seiner Hand hält der Satanbezwinger den Lichtglobus mit einem Kryptogramm, das aus den zehn Anfangsbuchstaben des Trishagios-Hymnus besteht.
Mehrere Kirchenväter beziehen sich auf Daniel 10,13, wo er als ,,archontes" (Herrscher), »einer der obersten Fürsten« und in 12,1 als »Großfürst, den Söhnen seines Volkes beistehend« bezeichnet wird. Erst im NT (Brief des Judas 9) wird er »Erzengel« genannt. Es ist die einzige Stelle im NT, wo das Wort überhaupt vorkommt. Von frühchristlicher Zeit an werden Michael und Gabriel wahlweise Christus und der Gottesmutter, die insbesondere in der katholischen Kirche als »Regina angelorum« gefeiert wird, oder auch beiden zugeordnet.
Aufgrund seiner biblisch bezeugten Erscheinungen, aber auch wegen seiner ungewöhnlichen Schutzrolle nimmt der heilige Erzengel Michael in der christlichen Theologie und Frömmigkeit schon seit dem 4. Jahrhundert eine außerordentliche Stellung ein. In der nachapostolischen Zeit gilt Michael als Bote und Beschützer par excellence. Er vertraut die Gebete der Christen dem himmlischen Vater an und begleitet die Seelen der Verstorbenen ins Paradies, wie er überhaupt mit dem Totenkult in Verbindung gebracht wird. Nach Gregor von Tours übergibt Jesus Christus die Seele seiner verstorbenen Mutter dem Erzengel Michael, der am Tage des Jüngsten Gerichts als »praepositus paradisi« dient.
Ein apokrypher Text der häretischen Bogomilen, der zur »Liste der göttlichen Bücher« gehört, ist die Legende vom See Tiberias, die uns zumindest in russischen Varianten aus dem 15./16. Jahrhundert überliefert ist. Als weder Himmel noch Erde existierten, sondern nur der See Tiberias, flog Gott durch die Lüfte (wahrscheinlich in Form eines Engels). Da sah er einen Vogel im See schwimmen. Das war Satanael. Gott fragt ihn, wer er sei. »Ich bin Gott«, sagt Satanael schlicht. »Und wie nennst du mich dann?«, fragt Gott etwas ungehalten. — »Du bist der Gott der Götter und der Herrscher aller Herrscher«, antwortet ihm Satanael. Diese Antwort muss Gott so imponiert haben, dass er den Satan auf den Meeresgrund hinuntertauchen ließ und ihn zum Herrn der Engel ernannte. Später aber, als Satanael seinen Thron über die Wolken erheben wollte, befahl Gott dem Erzengel Michael, ihn hinabzustürzen.
In der breiten und würdigen biblischen Überlieferung hilft Michael zur Zeit der Syrerkriege (701 v. Chr.) den Bedrängten in Jerusalem (vgl. Dan 10,13; 12,1). Als Held bewährt er sich im Kampf gegen den Teufel, als dieser den Leib Moses an sich zu reißen versucht (Jud 9). Der Evangelist Johannes beschreibt die Himmelsschlacht, in der Michael und die anderen Engel gegen den Satan bzw. den Drachen und seine Engel kämpfen und der Frau der Offenbarung ihren Schutz gewähren (Offb 12,7-12). Er stürzt den Drachen (Offb 20,2-3) und vernichtet als Anführer der himmlischen Scharen den Antichrist (Kommentare zur Apokalypse). Michael wird daher auf Ikonen meistens als der den Luzifer stürzende Kämpfer, Drachentöter (unter etwa 50 Heiligen, die als solche gelten), als Anführer der himmlischen Scharen (griech.: »Archistrátegos dynameiön Kyriou«) dargestellt. Er ist der eigentliche ritterliche Held und Krieger unter den Erzengeln. Entsprechend zahllos sind die Ikonen zum Thema. Ausgerüstet mit mächtigen Flügeln, gekleidet nach römischem Kriegervorbild, zieht er das Schwert aus der Scheide. Eine besondere Aufgabe erfüllt er auch beim Jüngsten Gericht, als Anführer des Engelszugs in den Hades, wo er den Teufel tötet. Byzantinische Elfenbeintafeln (5. Jhd.) zeigen ihn als Herold, gemalte Ikonen als Priester am Opferaltar, den die Orthodoxen als Thron Christi bezeichnen. Am häufigsten aber, als Deesis-Engel, flankiert er zusammen mit Gabriel den thronenden Christus Pantokrator oder den präexistenten Christus Emmanuel. Letzteres Thema schreibt auch das Malerbuch Henneneia für die Ausmalung des inneren Kirchenportals vor.
Michaels Heiligtümer sind in Rom, an der Via Salaria beim Vorgebirge Hostia, und in Konstantinopel bereits im 4. Jahrhundert belegt. In Byzanz war Michael der besondere Beschützer und Patron der Kaiser. Bereits Kaiser Konstantin hatte in einem Vorort von Konstantinopel eine Erzengelkirche bauen lassen, die man später Michaelion nannte, und auch in Alexandria baute man eine Michaelskirche über einen früheren Kleopatratempel. Kaiser Justinian 1. (527-565) hat in Konstantinopel, wie Prokopios berichtet, sechs Michaelskirchen bauen lassen. Im Mittelalter gab es in der byzantinischen Reichshauptstadt nicht weniger als 15 Michaelspatrozinien. Durch sein Einschreiten soll Konstantinopel zweimal gerettet worden sein: 626 vor den Avaren und 676 vor den Arabern (vgl. die Szene auf den Bronzetüren von Monte Gargano, Konstantinopel, 1076).
Im 9. Jahrhundert, unter Kaiser Basilios dem Makedonier, nahm sein Kult weiter zu. Auf dem ersten Paar der zwölf kaiserlichen Fahnen war nach Kodimus (De officiis 6) der Erzengel Michael dargestellt. Das berühmte Mosaik über der Kaisertür der Hagia Sophia in Konstantinopel (wohl 907) zeigt ihn halbfigurig in einem Medaillon als Patron der byzantinischen Kaiser-Krieger. Dieses und ein zweites Muttergottes-Medaillon flankieren den thronenden Christus, vor dem Kaiser Leo VI. kniet. Im Heroon, der Michaelskapelle der kaiserlichen Grabeskirche des Pantokratorklosters in Konstantinopel, befand sich die Proskynesis-Titelikone des »Unkörperlichen Erzengels gegenüber dem Erlöser«.
Die ägyptische Tafel des Erzengels Michael aus dem 6. Jahrhundert im Pariser Cabinet des Médailles ist wohl die früheste uns überlieferte Porträtikone des Heiligen. Sie zeigt das Brustbild eines nimbierten bartlosen Jünglings mit Edelstein-Tänie im Haar, gekleidet in die antike Offiziersuniform mit bestickter Chlamys. Dieses Bild ist eine Ikone, die, wie Belting bemerkt hat, »die Traditionslinie vom Gedächtnisbild zum Heiligenporträt überschritten hat. Die Bildgegner, besonders die Juden, haben diese Inkonsequenz den Christen zum Vorwurf gemacht: Sie wurden mit dem Argument beschieden, Gott habe den Engeln eine physische Erscheinungsgestalt verliehen, um sie den Menschen sichtbar zu machen. Darstellbar ist also jede durch Offenbarung bezeugte Gestalt des christlichen Kosmos.«
Öfter in der Monumentalmalerei als auf Ikonen kommen Michael-Zyklen vor. Die Hermeneia schreibt 16 Szenen aus seiner Vita vor, zwölf biblische und vier aus späteren Legenden. Freilich fehlen sie in den wichtigsten Kultstätten des Erzengels: in der Kapelle der Nea-Kirche des Kaisers Basilios I. in Konstantinopel, wo wichtigste Reliquien aufbewahrt wurden (z. B. das Kreuz des Kaisers Konstantin und das Horn des Jesus Navin), und auch in Chonae. Man vermutet, dass Michael-Zyklen aus Konstantinopel hervorgegangen sind. Im Kircheninnern sind sie im Naos oder in Seitenkapellen zu finden. Die Erscheinung des Erzengels Jesus Navin vor Jericho, das Wunder in Chonae und die Synaxis sind drei populäre Szenen, die besonders in kretischen Erzengel-Zyklen im 14. -15. Jahrhundert vorkommen. Diese gehen auf die byzantinischen Monatsbücher des Stundegebetes (8. Jhd.), eine Schrift des Damaskinos und die Schrift »Wunder und Lobpreis des Erzengels Michael« des byzantinischen Schriftstellers Panteleonos zurück. Panteleonos beschreibt unter dem 6. September (Wunder in Chonae) und dem 8. November nicht weniger als 36 Wunder des Erzengels Michael, darunter die Errettung Konstantinopels vor den Sarazenen, Wunder im Athos-Kloster Dochiariou u.a.
Man suchte bei Michael Beistand im Krieg, im jenseitigen Leben und beim Jüngsten Gericht. Er wurde angerufen um gute Gesundheit. Michael gilt als Schutz-heiliger der Kranken, aber auch der Händler, der Soldaten und der Seeleute. In der russischen Ikonographie wird er uns vorgestellt in seiner Zuständigkeit für Landwirtschaft (Pferdezucht) und Handwerk.
Diesem kriegerischen Erzengel wurden auch in Russland sehr viele Kirchen geweiht. Die Goldmünze des Fürsten Vladimir Monomach (Ende 11. Jhd.) zeigt Michael in frontaler Haltung. Vor der siegreichen Schlacht über den Mongolenfeldherrn Mamaj auf dem Kulikovo-Feld im Jahre 1380 ging Großfürst Dmitrij Donskoj in die Kirche des »Himmlischen Führers und Archistrategen Michael, um sich vor seiner Ikone niederzuwerfen«, heißt es in der russischen Chronik.
Eine der schönsten russischen Monumentalikonen (236 cm hoch) ist die Michael-Vita-Ikone in der Erzengeiskathedrale des Moskauer Kreml. Die um 1399 im Umkreis Theophanes‘ des Griechen entstandene Patrozinium-Ikone stellt im Mittelfeld den Erzengel mit dem blanken Schwert dar. 18 Szenen umrahmen das zentrale Bild. Sie bilden den frühesten und vollständigsten Zyklus der »Taten« des Michael in der Ikonenmalerei: Dreifaltigkeit, Synaxis, Weissagung Hesekiels (Ezechiels), Daniel, Kampf um die Seele des Moses, Jakobsleiter, die drei Jünglinge im Feuerofen, Erscheinung vor Josua, die Befreiung des Petrus; Michael erscheint dem Mönch Pachomios im Gewand eines Büßermönchs; Jakobs Kampf mit dem Engel, Vernichtung von Sodom und Rettung Lots, der Sieg über das assyrische Heer des Königs Sanherib, Sintflut, David und Urija oder die Bestrafung Nebkadnezzars, David und Batseba, Sündenbekenntnis Davids und schließlich das Wunder in Chonae.
Michaels Attribute: Die häufigsten Darstellungen auf Ikonen sind jene als Heerführer, auf einer Wolke stehend, gekleidet in der Art eines römischen Kriegers mit kurzem Chiton, Schuppenhemd und roter Chlamys. Die Beine stecken in Stiefeln mit goldenen »Beinlingen«. Wahlweise trägt Michael Stab, Speer oder Lanze, Licht-Globus, Schwert (oft gezückt), zuweilen ein Flammenschwert. In der Szene des Jüngsten Gerichts posaunt Michael um Mitternacht, die Toten aufweckend. Bei der Darstellung der Passionsmadonna trägt er das wichtigste Passionswerkzeug Christi, das Kreuz (mit ihm erscheint er auch dem Kaiser Konstantin), während Speer und Schwamm dem Gabriel überlassen sind. Russische Ikonen zeigen ihn seit dem 17. Jahrhundert als bekrönten Fürsten unter dem kosmischen Regenbogen, die mächtigen Engelsflügel ausgebreitet, auf feurigem Pferd reitend, überladen mit Attributen: Speer, Lanze, Posaune und geschlossenem Evangeliar.
Die Festtage Michaels feiert die orthodoxe Kirche am 6. September und am 8. November; in der römisch-katholischen Kirche ist der »Michaelstag« seit 1970, zusammen mit dem Fest für Gabriel und Raphael, auf den 29. September festgelegt.
In Mettenheim bei Mühldorf, Oberbayern, ist der Erzengel Michael Patron der Kirche. Er ist dreimal dargestellt: Im Altarbild, mit dem Flammenschwert und den Schild "Wer ist wie Gott?" den Satan in die Hölle stürzend; zwischen den Tafeln der gefallenen Soldaten im ersten Weltkrieg mit Falmmenschwert in der linken Hand und Waage in der rechten Hand haltend; und wie auf dem Altarbild als Teufelsbewinger in Figur dargestellt in der Taufkapelle.
Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Michael als der himmlische Sieger in Ritterrüstung dargestellt, der den den Luzifer mit den Füßen tritt. In der linken Hand hält er die Palme, in der rechten Hnd die Siegesfahne.
Erzengel Michael — Anführer der himmlischen Engelscharen (Archistrategos)
»Michael, Anführer und Vorkämpfer und Fürst der Engel!« (Doxastikon zu den Aposticha) Der Frzengel Michael wird, wohl seit dem 6. Jahrhundert, auf Ikonen — nach Daniel 10,13, wo er mit dem Engel der Perser kämpft, nach der Apokalypse, der Hermeneia und vielen anderen Quellen — als Krieger, den Luzifer stürzender Kämpfer, Drachentöter und Archistrategos/Anführer der Himmlischen Scharen dargestellt.
Seit dem 17. Jahrhundert zeigen russische Ikonen, einem Thema aus der Offenbarung des Johannes folgend, den Erzengel Michael als bekrönten Engelfürsten, Kriegsherrn und Teufelsbezwinger. Gekleidet in Schuppenharnisch und roten Mantel, reitet Michael auf einem geflügelten feurigen Pferd. Zwischen seinen ausgestreckten Armen spannt sich der welt-umfassende Regenbogen, der Thron Gottes; aus seinem Mund ertönt die Posaune. Er hält in der Rechten das Evangelienbuch, schwenkt mit der Linken ein Weihrauchgefäß, und gleichzeitig bringt er es fertig, mit seinem Kreuzstab den gefallenen Engel Luzifer bzw. den Teufel zu treffen. Michael tritt also in voller Rüstung auf, und die Maler lassen hier ihre Phantasie spielen. Aber diese Phantasie hat einen sehr ernsthaften Hintergrund; denn unter diesem mächtigen apokalyptischen Reiter stürzen die brennenden weltlichen Gebäude in die Sintflut. Gottvater in einem Wolkensegment oder Christus Emmanuel hinter dem aufbereiteten Altar ergänzen die Hauptdarstellung, die meistens mit der kirchenslavischen Beischrift »Bild des heiligen Archistrategen Michael, Anführer der schrecklichen Mächte« bezeichnet wird. Bei akribisch gemalten Ikonen kann man im Hintergrund weitere erklärende Beischriften in Russisch-Kirchenslavisch finden, die, wie so oft, aus einer Synthese verschiedener Texte entstanden sind, in diesem Falle biblischer.
Das Wunder des Erzengels Michael zu Chonae
Diesen Festtag feiert die orthodoxe Kirche am 6. September, dem Festtag des heiligen Archippos. Patriarch Sisinnios von Konstantinopel (+ 427) soll die erste Legende vom Wunder des Erzengels zu Chonae verfasst haben. Die aus dem 9. Jahrhundert stammende Tradition, wie sie im Menologion vom 6. September überliefert ist, beschreibt ein Wunder in oder in der Nähe von Chonae, dem antiken Kolossai, unweit von Hierapolis und Laodicea, am Fluß Lykos. In der Einleitung finden auch die in Phrygien und Kleinasien wirkenden Apostel Philippus und Johannes Erwähnung, die von Hierapolis (dem heutigen Pamukkale) nach Chairetopa ziehen und die Erscheinung des Erzengels weissagen.
In Chairetopa/Chonae existierte — beinahe hundert Jahre, bevor der heilige Archippos im 4. Jahrhundert dorthin kam —ein bescheidenes Gotteshaus bei einer Heilquelle, die der Erzengel Michael hatte sprudeln lassen. Hier geschah eine Vielzahl von Heilwundern. So z.B. erhielt die taubstumme Tochter eines Laodiceers durch die Heilwirkung der Quelle ihre Sprache wieder. Auch während der 60 Jahre, die angeblich der Eremit Archippos über der Quelle wachend verbrachte, wird von Heilungen und Wundererscheinungen berichtet. (Einen Priester Archippos erwähnte schon der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser: Kol 4,17.) Schließlich beschlossen die Heiden, den populären Heilskult auszulöschen. Sie wollten die heilende Quelle verunreinigen, indem sie die Wasser eines anderen Flusses darin einleiteten. Zuerst versuchten sie, den Fluss Chryses umzuleiten, doch das Wasser floss zu beiden Seiten an der heilenden Quelle vorbei. Nach diesem Misserfolg stauten 5000 (!) Heiden die beiden Gebirgsflüsse, den Lykokapros und den Kouphos, und erwarteten in ihrer gottlosen Einfältigkeit, dass die Heilquelle versieen würde. Als sich aber die beiden von den Gebirgen herabstürzenden Flüsse dem Heiligtum näherten, flehte Archippos in seiner Not zu Michael. Und nun fuhr der Erzengel »wie eine feurige Säule« unter Donnergetöse vom Himmel herab und spaltete mit seinem Stab einen riesigen Felsen von oben bis unten. Er ließ durch diese Kluft das gestaute Wasser abfließen, wobei die Wassermassen unterirdisch weitergeleitet werden, ohne der Kirche Schaden zuzufügen. Die Heiden aber wurden in die Tiefe gerissen. Michael segnete das Wasser und erklärte, dass in Zukunft jeder, der den Namen der Heiligen Dreifaltigkeit und den heiligen Michael, den Anführer der Himmlischen Heerscharen, anrufe, von all seinen Gebrechen geheilt werde.
Das Heilwasser brachte tatsächlich viele Kranke und Pilger von weither nach Chonae. Durch das Michaels-Wunder wurde Chonae zum Mittelpunkt des Erzengelskultes in Phrygien. Die Erzengel-Michael-Kirche war eines der größten und prächtigsten Gebäude der ganzen Region. Der Heilungsbrauch von Chonae ging offensichtlich, wie so oft, auf eine vorchristliche Kultstätte zurück. Der Kult um den Erz.engel Michael hat eine phrygische Gottheit, wahrscheinlich den Gott Men-Karoi, verdrängt. So wie die Bäder von Hierapolis oder die heißen Quellen von Laodicea hatte der phrygische Gott auch diese heilenden Wasser hervorsprudeln lassen. Mit der Christianisierung des Landes wurde die einheimische Tradition auf den Erzengel Michael übertragen.
Die kleinasiatischen Christen im Phrygien des 3. und 4. Jahrhunderts sahen also den Erzengel Michael nicht als Krieger. Sie verehrten vielmehr seine ärztliche Wundermacht. Hier in Phrygien, wo sich der Glaube an die Macht der Himmlischen Heerscharen bis in das apostolische Zeitalter zurückverfolgen lässt, war die Verehrung der Engel und des Erzengels Michael so weit verbreitet, dass schon der Apostel Paulus die Gemeinde zu Kolossai ausdrücklich vor jenen Leuten, die in ihren Visionen die Engelsmächte schauen (Kol 2,18), warnte. Und auch bei der Synode von Laodicea am Lykos (ca. 363) sahen sich die Kirchenväter gezwungen, die Engelverehrung der Phrygier als einen verdeckten Götzendienst zu verdammen. Der griechische Kirchenschriftsteller Theodoretos von Kyrrho bei Antiocheia erwähnte um 450 eine Michaels-Kapelle in Kolossai, also ca. 100 Jahre vor der Errichtung der großen Erzengel-Kirche. Wegen seiner ungeschützten Lage im Tal wurde Kolossai, wie auch Laodicea, ständig angegriffen. Schließlich zogen die Bewohner von Kolossai weg und ließen sich an den Hügeln des Kadmos-Berges nieder, wo Kaiser Justinian I. (6. Jhdt.) zu ihrem Schutz Befestigungsanlagen errichten ließ. Zur Zeit des 7. ökumenischen Konzils in Nikaia (787) nannte sich der Bichof der Stadt noch »von Kolossai«, obwohl er tatsächlich schon als Bischof von Chonae fungierte. Der Name Kolossai war also noch im 8. Jahrhundert bekannt. Um 860 wurde Chonae zum Frzbistum erhoben, so dass am Konzil von Konstantinopel 869 ein Erzbischof von Chonae teilnahm. An die Stelle von Kolossai war nun endgültig Chonae getreten.
Zwar existierte noch die große Michaels-Kirche von Kolossai im Lykos-Tal, aber für die nächsten 300 Jahre hieß sie »Hl. Michael von Chonae«. Einem Bericht von Niketas Choniates zufolge wurde die Kirche 1189 von den Türken unter der Führung eines abtrünnigen Griechen zerstört. Die Anhöhe von Kolossai/ Chonae, die ehemalige Akropolis der Stadt, liegt 4,5 km nordwestlich von dem heutigen türkischen Dorf Honaz entfernt. Der türkische Name der Ortschaft verrät den ursprünglichen phrygischen Ortsnamen: Chonae-Honaz. Östlich der Anhöhe fließt durch eine Schlucht der Lykos. Am Ostufer liegen heute noch verstreut einige Reste der einst berühmten Michaels-Kirche zu Chonae.
Nicht zufällig wird man durch den Michaels-Kult in Chonae auf den Bezug Michaels zu Quelle, Fluß oder Meer — in Verbindung mit hochgelegenen Orten — erinnert, den viele westeuropäische Kirchen und Klöster aufweisen — etwa der Monte Gargano, auf dem er schon 493 erschienen sein soll, und Mont Saint-Michel in der Normandie. Michael ersetzte im Zuge der Christianisierung des Westens auch dort heidnische Gottheiten, etwa den griechisch-römischen Merkur, den germanischen Windgott Wotan und den Lug der keltischen Druiden, wie man an vielen, ehemals heidnisch geweihten Heiligtümern belegt hat.
Sowohl in der byzantinischen als auch in der russischen Ikonographie war die Darstellung des Michaels-Wunders zu Chonae ein beliebtes Thema. Die Szene erscheint auch auf dem Bronzeportal von Monte Gargano (1076). Das mittelalterliche byzantinische Malerbuch gibt für die Kalenderikone für den 6./19. September folgende Beschreibung der Darstellung an: »Eine Kirche, drinnen der greise Heilige Archippos mit einem spitzen Bart in Gebetshaltung. Der Erzengel Michael steht vor ihm und sticht mit seiner Lanze in den Kirchenbrunnen, wobei der Stein auseinanderbricht. In der Ferne sieht man zwei Gebirgsströme, die sich vor der Kirche in einen Fluss vereinigen und durch den aufgebrochenen Stein fließen. Darüber, am Flusslauf auf der Anhöhe, arbeiten Männer mit Äxten und Werkzeug.«
Der hebräische Name Gabriel bedeutet »Gott hat sich stark gezeigt«; »Stärke Gottes/Vertrauter (Mann) Gottes«, »fortitudo Dei, nuncius«, (Dan 8,16; Lk 1,26). Den »Engel seines [Gottes] Angesichts« (nach Jes 63,9, ähnlich Mt 18,10) bezieht die orthodoxe Lehre auf den Erzengel Gabriel, der vor dem inkarnierten Logos, im Lichtschein der Majestät des Vaters steht, und nennt ihn »Engel des Gottes-Antlitzes« oder »der vor seinem Antlitz steht«.
Neben Michael ist also Gabriel einer der höchstrangigen Engel, den die Bibel mit Namen nennt. Er gilt dem Alten Testament als Schutzengel des erwählten Volkes. Sein Platz war an der Nordseite des Tempels. In der jüdischen Apokalypse ist er auch der Straf- und Todesengel und der Herr des Paradieses, der Geist, der über den Donner und über die Reife der Früchte gebietet. In der jüdischen Kabbala tritt er als Lehrer des Patriarchen Joseph auf. Die Muslime glauben, dass, Mohammed, der Prophet Allahs (570-632), durch die Vermittlung des Erzengels Gabriel, arabisch »Djabril — Engel der Offenbarung«, die göttlichen Offenbarungen im Koran niedergeschrieben hat und dann in den Himmel gefahren worden ist. Im Koran, Sure 32,12, lesen wir: »Sprich: Der Engel des Todes, der über euch eingesetzt wurde, wird eure Seele hinnehmen; zu eurem Herrn dann werdet ihr zurückgebracht.« Lukas (16,22) dagegen spricht allgemein von Engeln, die die Seele des Verstorbenen in Abrahams Schoß tragen. Wir haben erwähnt, dass als eigentlicher Seelenbegleiter der Erzengel Michael galt.
Gabriel wird — wie Michael — Archistrategos genannt und für »göttlich schön« gehalten. Er gilt den Christen als der Engel, der die Gebete der Menschen dem Himmel überbringt (vgl. Lk 1,19; 1,26). Gabriel ist der eigentliche Bote (angelos), Übermittler froher Botschaften, Engel der Offenbarung von Gottes Willen und der Verkündigung im Alten und im Neuen Testament. Gott schickt ihn, um Daniel aufzurichten und ihm die Ankunft des Messias zu prophezeien. Am Fluss Ulai hat Daniel eine Vision von einem gewaltigen Widder, der von einem noch gewaltigeren Ziegenbock getötet wird. Es ist Gabriel, der Daniel diese Erscheinung als Endzeitvision auslegt (Dan 8,15-27). Später begegnet er Daniel noch einmal, als dieser ein Bußgebet für sein Volk spricht. Gabriel überbringt ihm als Antwort darauf die Weissagung, dass der Messias nach 70 Jahrwochen (oder 490 Jahren) kommen werde (Dan 9,21-27).
Lukas berichtet in den Geburtsgeschichten Jesu davon, dass Gabriel dem Tempelpriester Zacharias im Tempel von Jerusalem erscheint und ihm die Geburt seines Sohnes Johannes, dessen Schicksal es sein wird, der Täufer zu sein, ankündigt, wobei er sich selbst »Gabriel, der vor Gott steht«, nennt (Lk 1, 11-22). Ein halbes Jahr später, in Nazaret, bringt er Maria die frohe Botschaft (»Euangelion«), dass Gott sie zur Mutter seines Sohnes Jesus Christus erwählt hat (Lk 1, 26-45). Er nennt ihr als Zeichen, dass ihre Verwandte Elisabeth ebenfalls Mutter werden wird, wovon sich Maria bei ihrem Besuch dann überzeugen kann (Lk 1, 26-28.36f). Auch dem Josef erscheint Gabriel (genannt nur als Engel des Herrn, Mt 1,20) mit der frohen Botschaft im Traum, später auch den Hirten (ebenfalls nur genannt als Engel des Herrn, Lk 2,9). Apokryph sind Vorstellungen, dass zur gleichen Zeit, als der Erzengel Uriel den kleinen Johannes aus der Wüste zurückbringt, das Jesuskind aus Ägypten in den Jerusalemer Tempel kommt, begleitet von Gabriel. Den Engel, der Adam verbietet, vom Baum der Erkenntnis zu essen, und der Set, dem Sohn Adams, die Buchweisheit beibringt und auch Jesus in Gethsemani stärkt, identifiziert die orthodoxe Kirche mit Gabriel; er sagt den Heimgang der Muttergottes voraus. Ihm wird explizit die von den Engeln übernommene Buchführung über die Taten der Menschen zugedacht. Oft erscheint er daher mit einer Schriftrolle, als Pendant zum kriegerischen Michael, neben dem Portal, das von der Vorhalle in den Kirchenraum führt. Dabei schreibt er »die Gedanken der Eintretenden« auf, wie es in der Hermeneia heißt.
Gabriel, den viele Forscher in vielfältige Beziehung zum griechischen Hermes bringen, tritt in der Katakombenmalerei der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zunächst in antikem Idealgewand, ohne Flügel, die Rechte wohl zu Maria hin grüßend erhoben, in der umstrittenen Verkündigungsszene in der Priscilla-Katakombe auf. Ikonen geben ihm später Diakonskleidung (Albe, Dalmatika) und das prächtige Pluviale, den bischöflichen Mantel. Eine byzantinische Miniatur von 879-883, heute in Paris, zeigt ihn als Vertreter Gottes, den Kaiser Basilios I. krönend, in derselben prächtigen Gewandung, mit juwelenbesetztem Diadem. Auf der Elfenbeinplatte in Berlin krönt die Gottesmutter Kaiser Leo VI. Zugegen ist Gabriel mit Zepter und Weltkugel. Auf späten russischen Ikonen wird er mit Kerze und Jaspis-Spiegel dargestellt. Die Beischrift, z.B. auf einer südrussischen Ikone um 1800, lautet: »Der heilige Erzengel Gabriel offenbart Gottes Geheimnisse; er verkündete der allreinen Gottesgebärerin die aus ihr hervorgehende Inkarnation des Logos.«
Attribute: Stab; Welt- oder Lichtkugel. Bei abendländisch beeinflussten Ikonen kommt ein Spiegel vor, von dem er die Befehle des Herrn abliest. Russische Autoren (wie Dmitrij Rostovskij) geben als Attribute Kerze und Jaspis-Spiegel an. Letzterer soll die unergründbaren Wege Gottes symbolisieren. Auf ukrainischen Ikonen sehen wir oft Ziborium und Kerzenlaterne.
Festtag in der orthodoxen Kirche: 26. März (am Tag nach der Verkündigung an Maria), 13. Juli (seit dem 9. Jahrhundert zweites Fest, da die Feierlichkeiten am 26. März in die Fastenzeit fallen; gedacht wird aller anderen Verkündigungen); Gabriels Festtag in der katholischen Kirche ist der 29. September.
In Mettenheim weist der Engel Gabriel mit rechten Hand nach oben. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Gabriel, der himmlische Botschafter, gekleidet in einer Art dunkelrotem Mönchsgewand, eine Laterne in der Rechten und einen Spiegel von Jaspis in der Linken.
»Medicina Dei«,
medicus; (Tob 3,16f.; 5,4; 12,15).
Der Engel Raphael wird nur im
Buch Tobit erwähnt, das innerhalb des Alten Testaments zur
Weisheitsliteratur zählt und wahrscheinlich erst im 2. oder 1.
Jahrhundert v. Chr. in Palästina auf Aramäisch oder
Hebräisch verfasst wurde. Das älteste erhaltene Exemplar
liegt in griechischer Sprache vor; die römisch-katholischen und
orthodoxen Versionen orientieren sich an der griechischen
»Septuaginta«; in der jüdischen Bibel erscheint das
Buch Tobit nicht, in der protestantischen Bibel zählt es zu den
Apokryphen. 1955 wurden Teile des Buches auf Aramäisch und
Hebräisch bei Qumran am Toten Meer entdeckt. Die Erzählung
eines unbekannten Verfassers, die in der zweiten Hälfte des 8.
Jahrhunderts v. Chr. nach dem Sieg der Assyrer über das
Königreich Israel beginnt, handelt in der antiken assyrischen
Hauptstadt Ninive (nachweislich 612 v. Chr. zerstört). Mit
seinem Wandergesellen, dem von Gott »um zu heilen«
gesandten »großen« Engel Raphael, macht sich der
junge Tobias auf den Weg. »Raphael war ein Engel, aber Tobias
wusste es nicht« (Tob 5,4). Raphael beschützt Tobias vor
dem Dämon Aschmodai. Er selbst gibt sich als einer der sieben
Engel zu erkennen, die am Throne Gottes stehen und die Gebete zu ihm
emportragen (Tob 12,15). Ein riesiger Fisch erschreckt Tobias am
Tigris. Durch seinen Gesellen ermutigt, packt ihn Tobias an den
Flossen. Beide zerteilen und essen den Fisch. Auf Raphaels Rat nimmt
Tobias Galle, Leber und Herz heraus, da diese sich später als
Medizin erweisen werden (die Szene am Ufer wurde gelegentlich auf
russischen Ikonen wiedergegeben). Später wird Sara, der ein
böser Geist siebenmal den Verlobten getötet hat, mit der
Fischleber von allen bösen Geistern befreit, sie wird Verlobte
des Tobias; der greise Vater Tobit wiederum wird mit der Fischgalle
geheilt.
Auch Sara betete — wie Tobit — um Hilfe (Job
3,10-15). Und der biblische Erzähler fügt hinzu: Das Gebet
beider, Tobias‘ und Saras, fand Gehör bei der Majestät
des großen Raphael. Er wurde gesandt, um beide zu heilen (Tob
3,16-17). Wegen dieser Heilung nennt der Engel sich »Raphael«
(»Gott heilt«) und gilt als der Heiler und Schutzengel
unter den Erzengeln. Das apokryphe Buch Henoch 1 setzt ihn unter den
vier Nothelfern ȟber alle Krankheiten und Wunden der
Menschen« ein.
Die Beischrift auf einer südrussischen
Ikone (um 1800) der Heiligen Heiler bezeichnet ihn als »Arzt
der menschlichen Krankheiten« und erklärt weiter: »Der
heilige Erzengel Raphael hat Tobias auf seiner Wanderung vor Unglück
bewahrt und seinen blinden Vater geheilt.« Seine früheste
Darstellung findet sich in der Katakombe des Friedhofs von
Trassone.
Attribute: Medizinbüchse / Gefäß mit
Fischgalle; Kreuz und Stab.
Die orthodoxen Festtage Raphaels, der als Schutzpatron der Reisenden, Ärzte und Apotheker gilt, werden am 8. September und 8. November gefeiert, die Katholiken feiern ihn seit 1970 zusammen mit Gabriel und Michael am 29. September.
In der Kirche von Mettenheim trägt Raphael das Salbgefäß in der linken Hand und den Wanderstab in der rechten Hand. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Raphael, der himmlische Arzt, in hellblauen Wandergeand alter Zeit gekleidet und hält in der Rechten den jungen Tobias und in der Linken eine Arzneibüchse.
(Hebr.: Urjieïl,
manchmal »Surial« und auch »Ariel«genannt;
kirchenslavisch: Uriil)
Die kirchenslavische Übersetzung im
3. Buch Esra (1. Jhd. n.Chr.), wo Uriel genannt wird (3 Esra 4,1-34;
5,20; 10,28), erfolgte nach der Vulgata (Ende 4. Jhdt.). Von diesem
bei slavischen Orthodoxen (russische Bibel) als kanonisch geltenden
Buch gibt es nur lateinische, also keine hebräischen oder
griechischen Texte. Den Engel Uriel schickt Gott zu Esra, um ihn über
die Erkenntnisgrenzen der Menschen zu belehren: »So wie die
Erde dem Wald gegeben ist und das Meer seinen Wellen, so können
die Bewohner der Erde nur das, was auf Erden ist, verstehen; und nur
die Bewohner des Himmels können verstehen, was im Himmel ist«
(3 Esra 4,20). Es folgen sieben apokalyptische Visionen des Esra,
deren Bedeutung ihm Uriel erläutert.
In der ostkirchlichen
Liturgie wird Uriel zusammen mit den drei allgemein kanonischen
Erzengeln angerufen. Der aus dem Altjudentum übernommene Engel,
dem er als Regent der Sternenwelt und des Engelheeres galt, trägt
einen bedeutungsvollen Namen: »(Mein) Licht ist Gott«
oder »Feuer (Licht) Gottes« (lat.: Lux vel ignis Dei,
fortis socius). Uriel kommt ansonsten außer in spätjüdischen
(rabbinischen) und gnostischen Schriften nur in umstrittenen bzw.
nicht kanonischen Büchern und Apokryphen vor.
Uriel, einer
der vier Erzengel, geleitet die Toten zum Thron Gottes, nachdem er
die Hades-Tore geöffnet hat (Oracula Sibylli.na), und bewacht
danach das Paradiesestor. In apokryphen Schriften wird erzählt,
dass er Elisabeth und ihren kleinen Sohn Johannes (den späteren
Täufer) auf der Flucht in der Wüste begleitet und später
den vier Monate alten Johannes aus der Wüste herbeiführt.
Uriel gilt aber auch als Engel der Buße und Strafe, wohl
weil er Esra eine siebentägige Fastenbuße auferlegt hat (3
Esra 5,20).
In der
Apokalypse des Paulus — einem Apokryphon vom Ende des 4.,
Anfang des 5. Jahrhunderts, das auch in slavischen Übersetzungen
bekannt ist, wird erzählt, dass der dem dritten Himmel entrückte
Paulus von einem Engel ins Paradies begleitet wird. Zwei singende
Engel, die Uriel und Suriel genannt werden, stehen vor dem Thron, der
für den Apostel in einem Zelt von Licht bereitgestellt
ist.
Uriel zeigen die Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5.
Jhd.), ein antikes Grabmal in Sofia, Bulgarien (5. - 6. Jhdt.), das
Mosaik in S. Apollinare Nuovo in Ravenna (520-530), folkloristische
Szenen in Ägypten (Fresko in Bawit), das Kuppel-mosaik in der
Sophienkathedrale in Kiev (11. Jhd.; erneuert), das südliche
Portal von Saint-Gilles in der Provence (1. Hälfte 12. Jhd.) und
die byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit (12. Jhd.) auf
Sizilien (Apsis im Dom von Monreale; Vierung der Martorana-Kirche in
Palermo, zusammen mit Michael, Gabriel und Raphael in Relation zur
Deesis des Bema). Noch um 1200 ist Uriel auf der Holzdecke von St.
Michael in Hildesheim und im 13. Jahrhundert auf Tafelbildern der
Schulen von Siena (»Antependium von Siena«) und Parma
dargestellt worden. Die Beischrift auf einer russischen Ikone der
Heiligen Heiler bezeichnet ihn als »leuchtendes Feuer Gottes,
Erleuchter der Umnachteten«.
Attribute: Stab, Licht-Globus, Schwert (nach Dmitrij Rostovskij), Feuerflamme (auf der offenen Hand), Laterne, Weihrauchschale. Einen besonderen Festtag Uriels (am 27. Tobi) kennt nur die koptische Kirche.
In Mettenheim trägt er in der linken Hand ein flammendes Schwert. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hat St. Uriel, der himmlische Licht - oder Feuerengel, das Schwert. Er ist in grüner Albe und roter Diakons-Dalmatika gekleidet.
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Kirchenslavisch::
Salafiil/Selafiil, »mein Gebet gilt Gott«; »oratio
Dei«, orator; in Mettenheim "Sealtiel"
Salathiel,
der »Führer des Volkes«, wird erwähnt in einem
astrologischen Traktat und in 3 Esra 5,16-20, in einem Vulgatatext
also, der nicht in die griechische, aber in die kirchenslavische
Bibelübersetzung des russischen Bischofs Gennadij — wenn
auch erst 1499 — aufgenommen wurde, auf den sich aber schon
einige Kirchenväter und auch späte russische Katechismen
beziehen. Im dritten Esra-Buch ist Salathiel eigentlich antithetisch
zu Uriel gestellt, als ein Engel, der den Propheten Esra auf die
Probe stellt oder gar in Versuchung führt: Und es war so: In der
zweiten Nacht kam zu mir Salathiel, der Führer des Volkes, und
fragte mich: Wo warst du, und warum ist dein Gesicht so traurig?
Weißt du denn nicht, dass dir Israel samt seinem Land, in das
es zog, übergeben worden ist? Also steh auf und iss Brot, und
lass uns nicht allein, wie ein Hirte seine Herde den Wölfen
überlässt. Ich aber sagte zu ihm: Geh weg und komm mir
nicht nahe. Als er das hörte, ging er von mir weg. Ich aber
verbrachte sieben Tage in Fasten und Buße, stöhnend und
weinend, so wie es mir der Engel Uriel aufgetragen hatte.
Salathiel
zeigen schon die Wandmalereien der russischen Spas-Kirche von
Neredica bei Novgorod (1199). Die Beischrift auf einer südrussischen
Ikone der Heiligen Heiler (um 1800) bezeichnet ihn als »Erzengel
Selafliil — immerwährender Beter vor Gott für die
Menschen« bzw. erläutert: »Der heilige Erzengel
Salathiel wird von Gott dem Betenden gesandt«. Dieser Engel
wird meist betend, mit vor der Brust gekreuzten Händen
dargestellt.
Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Sealtiel hält als Bittengel die Hände zum Gebet gefaltet. Er ist in hellblauem, bis zum Boden reichendem Frauengewand gekleidet.
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Jehudiel oder Euchudiel
/Jegudiil; »laus Dei«, renumerator,kirchenslavisch:
chvala Bozija.
Er sorgt für die Erfüllung von Gottes
Gerechtigkeit. Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der
Heiligen Heiler (um 1800) bezeichnet ihn so: »Er preist Gott
und die Gottesmutter, steht den Mühseligen und den Gottesdienern
bei.« Auf anderen Ikonen ist zu lesen: »Der heilige
Erzengel Jehudiel kümmert sich um die Bewahrung des Gesetzes
Gottes.« Er trägt die Krone, hält aber auch die
dreiteilige Peitsche für die Menschen bereit. Attribute: Stab,
Krone und Geißel.
Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Jehudiel, der Vergeltungsengel, in der Rechten die Himmelskrone, in der Linken eine Geißel. Bekleidet ist er in violettem Mönchsgewand.
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Kirchenslavisch.:
Varachuil, »Segen Gottes«; »benedictio Dei«,
adiutor; (3. Henochbuch 14,4 und Sibyllina 2,315). Die jüdische
Kabbala nennt ihn manchmal statt dessen Anael, der dort mit dem
Freitag, der Venus und den Farben Grün, Licht-rosa und Lichtblau
in Verbindung gebracht wird.
Die Beischriften auf südrussischen
Ikonen der Heiligen Heiler, um 1800, bezeichnen Barachiel als
»gesegnet von Gott« und »unseren Fürsprecher
vor Gott, Überbringer der Gaben Gottes« bzw. lauten: »Der
heilige Erzengel Barachiel, der gesegnete Engel des Herrn«.
Dort auch ist sein Attribut ein Tuch voller Blumen, Symbol des
Überflusses und Segens Gottes.
Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Barachiel, der Siegesengel, in weißer Albe, roter Diakonsdalmatika und himmelblauem Vespermantel, in dem er vor dem Schoß einen Kranz von weißen Rosen zeigt, gekleidet.
Darstellungen des Erzengels Jeremiel scheint es in der Ikonenmalerei nicht gegeben zu haben. |
Der Name bedeutet
»Erhöhung Gottes«, kirchenslavisch: vysota
Bozija
Jeremiel wird, wie Uriel und Salathiel, in den lateinischen
und slavischen Versionen von 3 Esra 4,36 erwähnt: Esra fragt,
wann der Tag der Erlösung kommen wird. Daraufhin antwortet ihm
»der Erzengel Jeremiel«, dass nur der Allmächtige,
der die Zeit gemessen und die Stunden gezählt hat, weiß,
wann »die Zahl Sieben erreicht wird«.
Text
zum Großteil nach Ivan Bentchev in "Engelikonen.
Machtvolle Bilder himmlischer Boten", Herder 1999, 81-104
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