RGG III - Mensching



Synkretismus


I. Religionsgeschichtlich


1. Wort und Begriff


2. Erscheinungsformen


3. Motive

1. Für das Wort S. hat ð Plutarch eine Ableitung gegeben, nach der es sich um ein kretisches Wort handeln soll als Bezeichnung für den Zusammenschluß kretischer Einzelgemeinden zur Verteidigung gegen gemeinsame Feinde. Eine ebenfalls versuchte griech.- lat. Ableitung soll auf den Sinn von »zusammenwachsen« führen. Obwohl diese Deutung sicher unmöglich und die erste unsicher ist, treffen sie zusammen doch den heutigen Sinn des Begriffs S.: er bezeichnet einerseits den bewußten Zusammenschluß verschiedener Religionen bzw. einzelner Elemente in ihnen, andererseits das organische Zusammenwachsen von Religionen oder ihren Anschauungen und Praktiken zu einer Einheit. Es handelt sich bei diesem Phänomen um eine allgemeine religionsgeschichtliche Erscheinung mit verschiedenen Motiven. Aber den Begriff S. braucht man heute speziell zur Bezeichnung der religiösen Welt und des religionsgeschichtlichen Gesche-

hens innerhalb der ausgehenden Antike, d. h. im ð Hellenismus.

2. Ehe wir die Erscheinungsformen des eigentlichen S. im oben definierten Sinne betrachten, müssen wir ein Phänomen ins Auge fassen, das vielfach ebenfalls als S. bezeichnet wird, und das phänomenologisch gesehen eine Art Vorstufe innerhalb einzelner Religionen selbst darstellt. Es handelt sich um die Erscheinung eines Zusammenschlusses mehrerer Götter oder Halbgötter zu einer Großgottheit. Bes. im alten ð Ägypten (: II, 1) war diese Tendenz, die als bewußte Konstruktion wie auch als unbewußtes organisches Geschehen vorkommt, weit verbreitet. Bei dem Zusammenschluß von Einzelgauen zu größeren Staatsgebilden geschah zugleich eine Vereinigung der Götter der einzelnen Gaue zu großen Gottheiten. Das führte zu einem Kampf um den Primat unter ihnen in der Form, daß geheime Verbindungen zwischen ihnen gesucht und festgestellt wurden. Hier handelt es sich also um das Phänomen s.en Ausgleichs innerhalb einer einzelnen Religion. Man spricht vom ägyptischen S. (vgl. RÄRG 237 ff.). Voraussetzung dafür war der ägyptische Glaube an die Wandelbarkeit der Göttergestalten, deren vielfache Ähnlichkeit im Wesen den Prozeß eines Zusammenschlusses erleichterte. So fließen z. B. als Totengötter Osiris, Chontiamentiv und Sokaris zusammen, als Himmelsgöttinnen Nut und Hathor. Diese Tendenz zur Einheit kann unter Ausschaltung niederer Götter zu einer auch körperhaften Wesenseinheit führen, wie die Formel sagt: »Drei sind alle Götter, Amon, Re und Ptah... Verborgen ist sein Name als Amon, Re gehört ihm als Antlitz, Ptah ist sein Leib« (RÄRG 242 f.). Dasselbe Phänomen findet sich in ð Babylonien (: II, 1-3), wo im Reichskult Marduk ein s.es Kunstgebilde aus priesterlicher Konstruktion wird (Chant I, 518). Aber auch ð Indien (: II) liefert zahlreiche Beispiele, wenn etwa im Atharvaveda (14, 4, 1 ff.) von dem einen Gott gesagt wird: »Er steigt als Savitâr hinauf zum Himmel, als großer Indra verhüllt geht er zum Gewölke... Er ist Vâyu mit aufgetürmtem Gewölk. Er ist Aryaman, er Rudra, er Mahâdeva, er Agni, er Surya, er auch Yâma, der große (Todesgott).« Auch ð Shiva und ð Vishnu zogen im Laufe ihrer Entwicklung andere Numina in ihren Kreis und vereinigten sich mit ihnen.

Während es sich bei den genannten Beispielen um einen S. innerhalb derselben Religion handelt, stoßen wir außerhalb des Hellenismus in Ostasien auf echten interreligiösen S. im Sinne der Mischung von Elementen verschiedener Religionen. In ð China (: II) entwickelte sich in wachsendem Maße die Überzeugung, daß China drei Religionen umfasse, und daß diese drei eins seien, nämlich die Religionen des ð Konfuzius, des ð Taoismus und des ð Buddhismus. Man bildete auch etwa um 1000 n. Chr. theologische Systeme aus, die eine Synthese dieser drei Religionen darstellen. Der moderne Chinese Wingtsit-Chan meint, die Masse der Chinesen folge »nicht drei getrennten, parallel laufenden und einander zugleich ausschließenden Religionen, sondern einer s.en Religion, die vom alten Kult als Grundlage ausgeht und in zweiter Linie buddhistische und taoistische Züge trägt. Auch wenn diese Chinesen einen streng buddhistischen oder taoistischen Tempel aufsuchen, tun sie dies nicht als Buddhisten und Taoisten, sondern als Angehörige der Volksreligion.« - In ð Japan (: II) wurde die alte Volksreligion des Shintô (ð Shintoismus: I) durch Kôbô (* 774 n. Chr.) mit dem seit 552 n. Chr. in Japan vorhandenen Buddhismus vermischt in der Form, daß die Buddhas und Bodhisattvas mit den shintoistischen Kamis identifiziert wurden. Die Kamis erscheinen hier als zeitweilige Manifestationen der Buddhas. Doch auch die seit der Restauration 1868 und bes. nach dem 2. Weltkriege in großer Fülle entstandenen sog. »neuen Religionen« stellen sich als s.e Gebilde dar.

Der hellenistische S. beruht auf grundsätzlich anderen Voraussetzungen als der S. in Ostasien. Es sind das Weltreich ð Alexanders d. Gr. und seine Nachfolgestaaten, durch die die Hellenisierung der Mittelmeerwelt ins Werk gesetzt wurde (ð Hellenismus, 2). Eine allgemeine griech. Sprache, die Koine, machte es möglich, sich allenthalben verständlich zu machen; die Grenzen zwischen den Staaten fielen, ein Kosmopolitismus bildete sich aus. Große Handelsstädte, wie ð Alexandria, vermittelten den Verkehr zwischen Orient und Okzident. So war es also eine politische Grundlage, auf der sich die Religionsmischung vollzog und durch die sie ermöglicht wurde. Hinzu kam auch eine innere Wandlung der Menschen. Während in den Volksreligionen kollektivistisches Denken und Fühlen vorlag, vollzog sich allmählich der Übergang zum Individualismus. Der Einzelne und seine Situation wurden entdeckt. Einen wesentlichen Einfluß hat dabei ð Platon gehabt mit seiner Lehre von den zwei Welten, der materiellen Welt und der Welt der ewigen ð Ideen, zu der die an den Körper gefesselte unsterbliche Seele gehört. Demgemäß wurde die körperliche Welt allmählich abgewertet. Ein asketischer Zug kam auf diese Weise in die Religion. Die religiöse Einstellung wendet sich ab vom Diesseits auf das Jenseits. Es entsteht eine persönliche Religion. Der Einzelne aber ist nicht nur Bürger einer Polis (ð Stadtkult, 1), sondern Angehöriger eines weiten Reiches und hat dadurch die Möglichkeit der Auswahl unter den zahlreichen Göttern und Religionen in Ost und West (ð Antike und Orient). Im ð Neuplatonismus wird gewissermaßen die philosophische Basis des S. gegeben; denn die Mythen der alten Religionen werden als bloß sinnliche Veranschaulichungen ewiger Ideen verstanden, so daß auch die Volksreligionen ihr relatives Recht und ihre Wahrheit behalten. Der S. der röm. Kaiserzeit benutzte diese Methode, so daß jede Religion um der hinter ihren naiven Vorstellungen verborgenen Wahrheit willen Anerkennung finden konnte. So entstand das hellenistische Religionsgemenge, das man im engeren Sinne S. nennt. - Vor allem waren es die großen griech. und orientalischen ð Mysterien- Religionen, die in der Mittelmeerwelt Verbreitung gewannen und Wegbereiter des Christentums wurden. Sie waren Universalreligionen, die auf die gewandelte Situation des Einzelnen Antwort gaben, bes. auf die Frage nach dem ð ewigen Leben (: III A) nach dem ð Tode und trotz dem Tode. Da diese mystisch geprägten Mysterien wesensmäßig tolerant (ð Toleranz: I) waren und Mitgliedschaft in verschiedenen Mysteriengemeinschaften möglich war, breitet sich auf dieser Basis der S. weiter aus. Das ð Christentum (: I), das in dieser s.en Religionswelt entstand, hat sich mit Entschiedenheit gegen jeden S. gewehrt, aber dennoch nicht verhindern können, daß es selbst in verschiedener Hinsicht eine s.e Größe wurde durch mannigfache Übernahmen des religiösen Ausdrucks aus der s.en Umwelt (vgl. dazu R. Bultmann, Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, [1949] 19542).

3. Motive. In der religiösen Menschheit lebt ein starkes Streben nach der Einheit der numinosen Wirklichkeit (ð Monotheismus: I). Das bedeutet nicht, daß dieses Streben allgemein ist; denn die Tendenz zur Göttervielheit, also zu irgendeiner Art des ð Polytheismus, bleibt in bestimmten Schichten immer erhalten. Aber die Wendung zur Einheit ist in Universalreligionen oder in sich universalisierenden Volksreligionen immer vorhanden. Verschiedene Momente sind zu unterscheiden. Ein akuter ð Henotheismus, also die jeweilige Höchstverehrung eines Gottes innerhalb einer polytheistischen Religion (im Unterschied vom permanenten Henotheismus z. B. Altisraels), führt in dem Sinne zum S., daß alle anderen Götter als dessen Manifestationen angesehen werden. So heißt es etwa im Rigveda (5, 3, 1): »Du bist Agni, bist Varuna, wann du geboren wirst, du bist Mitra, wann entzündet, in dir, o Sohn der Kraft, sind alle Götter, du bist für den opfernden Sterblichen ein Indra,« Die aktuelle Alleinverehrung eines Gottes drückt sich in einer momentanen Absolutsetzung inmitten einer Göttervielheit aus. So erscheinen also Einzelgötter als Sonderfunktionen eines großen Gottes. Ein klassisches Beispiel dafür findet sich im alten ð Babylonien (: II), wo allmählich der Großgott Marduk zu dominierender Geltung gelangte. Von den anderen Göttern heißt es: »Nergal ist Marduk in bezug auf Kampf, Enlil ist Marduk in Bezug auf Herrschaft und Entscheidung, Nebo ist Marduk in bezug auf Besitz, Sin ist Marduk in bezug auf Recht, Adad ist Marduk in bezug auf Regen« (P. Volz, Mose und sein Werk, 1932, 30 f.). - Eine s.e Einheit der Götterwelt, die die Grenzen einer Religion überschreitet, wird nun vielfach dadurch hergestellt, daß man die eigenen Götter mit anderen fremden Gottheiten identifiziert. Dafür einige Beispiele: die Baalim der syrischen Heiligtümer hatten sich in späterer Zeit, als ihr nationaler Partikularismus überwunden war, mit den Kräften der Nachbargötter bereichert (Cumont 152). Eine in Britannien gefundene Inschrift identifiziert die syrische Göttin mit Pax, Virtus, Ceres, der Göttermutter usw. Bes. im Bereich der Mysterien geschahen solche Identifizierungen. ð Sarapis z. B. ist eine Mustergottheit des S. im engeren Sinne; denn diese Gottesgestalt setzt sich aus griechischen und ägyptischen Elementen zusammen. Ebenso wurde ð Isis mit anderen Göttern identifiziert, ð Attis mit ð Adonis, Osiris und anderen griechischen, thrakischen und phrygischen Gottheiten (Chant II, 493. 502). Auf einem Altar im Mithräum (ð Mithras) der Caracalla-Thermen findet sich eine Weihung an Zeus- Helios-Sarapis-Mithras. Solche Identifizierung gewissermaßen die philosophische Basis des S. gegeben; denn die Mythen der alten Religionen werden als bloß sinnliche Veranschaulichungen ewiger Ideen verstanden, so daß auch die Volksreligionen ihr relatives Recht und ihre Wahrheit behalten. Der S. der röm. Kaiserzeit benutzte diese Methode, so daß jede Religion um der hinter ihren naiven Vorstellungen verborgenen Wahrheit willen Anerkennung finden konnte. So entstand das hellenistische Religionsgemenge, das man im engeren Sinne S. nennt. - Vor allem waren es die großen griech. und orientalischen ð Mysterien- Religionen, die in der Mittelmeerwelt Verbreitung gewannen und Wegbereiter des Christentums wurden. Sie waren Universalreligionen, die auf die gewandelte Situation des Einzelnen Antwort gaben, bes. auf die Frage nach dem ð ewigen Leben (: III A) nach dem ð Tode und trotz dem Tode. Da diese mystisch geprägten Mysterien wesensmäßig tolerant (ð Toleranz: I) waren und Mitgliedschaft in verschiedenen Mysteriengemeinschaften möglich war, breitet sich auf dieser Basis der S. weiter aus. Das ð Christentum (: I), das in dieser s.en Religionswelt entstand, hat sich mit Entschiedenheit gegen jeden S. gewehrt, aber dennoch nicht verhindern können, daß es selbst in verschiedener Hinsicht eine s.e Größe wurde durch mannigfache Übernahmen des religiösen Ausdrucks aus der s.en Umwelt (vgl. dazu R. Bultmann, Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, [1949] 19542).

3. Motive. In der religiösen Menschheit lebt ein starkes Streben nach der Einheit der numinosen Wirklichkeit (ð Monotheismus: I). Das bedeutet nicht, daß dieses Streben allgemein ist; denn die Tendenz zur Göttervielheit, also zu irgendeiner Art des ð Polytheismus, bleibt in bestimmten Schichten immer erhalten. Aber die Wendung zur Einheit ist in Universalreligionen oder in sich universalisierenden Volksreligionen immer vorhanden. Verschiedene Momente sind zu unterscheiden. Ein akuter ð Henotheismus, also die jeweilige Höchstverehrung eines Gottes innerhalb einer polytheistischen Religion (im Unterschied vom permanenten Henotheismus z. B. Altisraels), führt in dem Sinne zum S., daß alle anderen Götter als dessen Manifestationen angesehen werden. So heißt es etwa im Rigveda (5, 3, 1): »Du bist Agni, bist Varuna, wann du geboren wirst, du bist Mitra, wann entzündet, in dir, o Sohn der Kraft, sind alle Götter, du bist für den opfernden Sterblichen ein Indra,« Die aktuelle Alleinverehrung eines Gottes drückt sich in einer momentanen Absolutsetzung inmitten einer Göttervielheit aus. So erscheinen also Einzelgötter als Sonderfunktionen eines großen Gottes. Ein klassisches Beispiel dafür findet sich im alten ð Babylonien (: II), wo allmählich der Großgott Marduk zu dominierender Geltung gelangte. Von den anderen Göttern heißt es: »Nergal ist Marduk in bezug auf Kampf, Enlil ist Marduk in Bezug auf Herrschaft und Entscheidung, Nebo ist Marduk in bezug auf Besitz, Sin ist Marduk in bezug auf Recht, Adad ist Marduk in bezug auf Regen« (P. Volz, Mose und sein Werk, 1932, 30 f.). - Eine s.e Einheit der Götterwelt, die die Grenzen einer Religion überschreitet, wird nun vielfach dadurch hergestellt, daß man die eigenen Götter mit anderen fremden Gottheiten identifiziert. Dafür einige Beispiele: die Baalim der syrischen Heiligtümer hatten sich in späterer Zeit, als ihr nationaler Partikularismus überwunden war, mit den Kräften der Nachbargötter bereichert (Cumont 152). Eine in Britannien gefundene Inschrift identifiziert die syrische Göttin mit Pax, Virtus, Ceres, der Göttermutter usw. Bes. im Bereich der Mysterien geschahen solche Identifizierungen. ð Sarapis z. B. ist eine Mustergottheit des S. im engeren Sinne; denn diese Gottesgestalt setzt sich aus griechischen und ägyptischen Elementen zusammen. Ebenso wurde ð Isis mit anderen Göttern identifiziert, ð Attis mit ð Adonis, Osiris und anderen griechischen, thrakischen und phrygischen Gottheiten (Chant II, 493. 502). Auf einem Altar im Mithräum (ð Mithras) der Caracalla-Thermen findet sich eine Weihung an Zeus- Helios-Sarapis-Mithras. Solche Identifizierung geschah in der sog, Interpretatio Romana auf Grund der Anschauung, daß es nur die eigenen Götter gibt, und daß sie folglich auch bei anderen Völkern unter fremden Namen zu finden sind. So sprach z. B. Caesar (bell. Gall. VI, 21) von den germanischen Göttern Sol, Vulcanus und Luna. Auch Tacitus interpretierte in der »Germania« die verschiedenen Götter der ð germanischen Religion (, 9) mit den römischen. Umgekehrt dachten die Germanen mit einer Interpretatio Germana bei den römischen Göttern an ihre eigenen. Eine s.e Einheit besonderer Art liegt auch im ð Manichäismus vor, wenn hier Zarathustra, Buddha, Jesus und Paulus als Wegbereiter der wahren manichäischen Religion angesehen und Elemente aus allen diesen Religionen angenommen werden. - Auf anderer Grundlage ruht die Einheitsidee im Bereich der ð Mystik. Wenn hier das ewig Eine als die allein bestehende numinose Wirklichkeit angesehen wird, dann erscheinen die einzelnen Götter nicht nur der eigenen, sondern auch der fremden Religion als bloße Namen, als verschiedene Aspekte dieser einen Wirklichkeit (vgl. Rigveda 1, 164, 46: »Was nur das Eine ist, bezeichnen die Sänger mit verschiedenen Namen«).

Neben dem Einheitsmotiv sind das Motiv der Übernahme fremder Kulte zur Ergänzung des eigenen und das Motiv der Anpassung zu nennen. In Rom (ð Römische Religion) haben wir ein klassisches Beispiel für das erste Motiv: der erste orientalische Kult, den die Römer übernahmen, war der der phrygischen Göttin Kybele (204 v. Chr.). Der Grund für diese und alle folgenden Übernahmen ist der Zweifel an der Macht der eigenen Götter. Vielfach geschahen solche Übernahmen fremder Religion durch Einzelne im römischen Imperium auch dadurch, daß die römischen Legionäre auf ihren Eroberungszügen mit fremden Religionen in Berührung kamen.

Sehr wichtig für das Entstehen eines S. ist ferner das Motiv bewußter Anpassung fremder Religion an die vorgefundene einheimische Religionswelt. Als z. B. die Missionare der ð Nestorianer im 7. Jh. nach China kamen, kleideten sie die christlichen Gedanken in chinesische Formen. Auch die Jesuitenmission in China paßte sich in hohem Maße an die chinesische Geisteswelt an. Umgekehrt hat sich wahrscheinlich der buddhistische ð Amida-Glaube durch Berührung mit christlichen Gedanken in mancher Hinsicht beeinflussen lassen. So entsprach z. B. die größere Intensität des sozialen und karitativen Wirkens in dieser Schule des Buddhismus christlichen Ideen und wohl auch christlichem Einfluß. Dasselbe gilt vom hinduistischen S., dessen moderne Formen als Anpassung an das Christentum verstanden werden müssen.

Endlich ist darauf hinzuweisen, daß es an Protesten gegen den S. nicht gefehlt hat, vor allem bei den at. ð Propheten, die u. a. die s.e Verwilderung des Jahweglaubens bekämpften (ð Götzendienst im AT, ð Kanaan: III).


& F. CUMONT, Die oriental. Religionen im röm. Heidentum, (1909) 19313 - J. GEFFCKEN, Der Ausgang des griech.-röm. Heidentums, (1920) 19292 - NILSSON I. II (s. Reg.) - C. LÉVI-STRAUSS, Le syncrétisme religieux d'un village m'g du territoire de Chittagong [Ostpakistan] (RHR 141, 1952, 202-237) - EC XI, 662 ff. - F. C. GRANT, Hellenistic Religions. The Age of Syncretism, New York 1953 - VAN DER LEEUW § 94 - K. LATTE, Röm. Religionsgesch., 1960, 356. - Weitere Lit. s. ð Antike u. Christentum, ð Antike u. Orient, ð Hellenismus, ð Messianismus, ð Propheten: I.


G. Mensching


[Synkretismus, S. 11. Digitale Bibliothek Band 12: Religion in Geschichte und Gegenwart, S. 31792 (vgl. RGG Bd. 6, S. 566) (c) J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)]