EINE POSSE?

- KLAUS BERGER;
EVANGELISCHER
PROFESSOR ZU HEIDELBERG



Vechtel, 21. November 05







1

DIE ZEIT



43/2005 

Der Fall Klaus Berger

Ein guter Katholik im evangelischen Gewand: Wie der prominente Theologe die gläubige Welt an der Nase herumführte

Von Robert Leicht

Auch wenn Martin Luther jenen legendären Satz: »Hier steh’ ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir!« vor dem Wormser Reichstag in dieser Form nicht gesprochen hat, so gilt er doch von jeher als eigentümlicher Ausdruck protestantischer Bekenntnistreue, selbst in Augenblicken höchster Gefahr. Seit Neuestem kann man jedoch einen prominenten Lehrer der protestantischen Theologie besichtigen, dessen Wahlspruch eher so lautete: »Hier steh’ ich. Ich konnte ganz anders, denn ich habe mir selber geholfen.« Der Mann lehrte zwar protestantische Theologie an der protestantischen Fakultät zu Heidelberg – aber er war, nach seinem eigenen, allerdings erst jetzt, an der Schwelle zur Emeritierung, geäußerten Bekenntnis, nie Protestant. Hinter dieser Geschichte steckt ein manifester Skandal, der bisher nur deshalb kein richtiges öffentliches Aufsehen erregte, weil er zu unglaublich wirkte. Unglaublich – aber wahr.

Es geht um Klaus Berger, den Heidelberger Neutestamentler, den nicht zu kennen fast unmöglich ist, da er immens viel publiziert – in Zeitungen, in Büchern teils volksmissionarischer, teils wissenschaftlicher Natur. Der Versandbuchhändler Amazon preist »alle 77 Werke« Bergers an. Bergers Tagespublizistik ist gekennzeichnet durch ein frisch wirkendes polemisches Timbre rechtgläubigen Christentums, dessen Richtung einen freilich immer wieder irritiert: Ist ihm nun die katholische oder die evangelische Kirche nicht katholisch genug? Jedenfalls zog er mit Vorliebe gegen den »Ökumenismus« zu Felde oder verkündete gar im Juli dieses Jahres in der FAZ: »Unterwerfung tut wohl.« Die Protestanten sollten sich also spätestens dem neuen Papst unterwerfen.

Das konnte, wie man jetzt erkennt, Klaus Berger leicht fordern. Denn er brauchte es nicht zu tun – er hatte es seit jeher getan. Was Wunder, dass seine wissenschaftlichen und kirchlichen Zeitgenossen sich immer wieder fragten: Ist der Mann nun katholisch oder evangelisch? Solchen Zweiflern schickte Berger gelegentlich seinen Gehaltsstreifen ins Haus – und auf dem war zu lesen, zum Beispiel im März 2003: »Kirchensteuer ev. 128,28 €«. Und wer anders als ein Evangelischer zahlt »Kirchensteuer ev.«? Doch gerade diese evangelisch entrichtete Kirchensteuer war nichts anderes als eine grandiose Camouflage. Sie war ein Stück Lüge in der Theologie, der »Wahrheitswissenschaft« par exemple.

Niemals aus der katholischen Kirche ausgetreten

Bisher hatte Klaus Berger immer behauptet, er habe – als ursprünglicher Katholik, der er einmal war – nie einen katholischen Lehrstuhl erlangen können, und zwar wegen einer Häresie. Berger hatte die Ansicht vertreten, Jesus von Nazareth habe eben nicht das jüdische Gesetz aufgehoben – eine Ansicht, für die er sich inzwischen sogar auf den katholischen Katechismus von 1991 berufen kann. Er habe, auch so hieß es bisweilen, gewissermaßen wegen Rechtsabweichung nie kirchlich approbierter Lehrer der katholischen Theologie werden dürfen und habe sich deshalb, um überhaupt Wissenschaftler und Professor werden zu können, der evangelischen Kirche zuwenden müssen. Und in der Tat, seit Jahrzehnten lehrt er als (vermeintlicher) Protestant evangelische Theologie zu Heidelberg.

Doch nun kommt nach und nach, vorzugsweise in Leserbriefen an die FAZ und in Gemeindebriefen der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde (Jesuitenkirche) in Heidelberg, eine ganz andere Wahrheit ans Licht. Deren Kernsätze lauten, einer so genannten Gegendarstellung von Klaus Berger vom 26. August dieses Jahres folgend: »Unwahr ist, dass ich jemals aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre. Wahr ist vielmehr, dass ich seit 1974 mit Billigung Freiburgs (›um einen Riesenskandal zu vermeiden‹) evangelische Kirchensteuer zahlen darf… So bin ich glücklicherweise juristisch abgesichert… Unwahr ist, dass ich es darauf angelegt hätte, ›evangelische Theologie zu lehren‹. Wahr ist, dass ich kath. Priester werden wollte, es aber wegen des Häresievorwurfs nicht durfte. Und wahr ist, dass ich ohne das Asyl in Heidelberg seit fast vierzig Jahren arbeitslos wäre.« Dem Pfarrer der Heilig-Geist-Gemeinde schrieb Berger am 21. September: »Wäre ich evangelisch, wie Sie unterstellen…«

Nur zu Tarnungszwecken die evangelische Kirchensteuer bezahlt?

Was also ist der Fall, wenn man den neuesten Offenbarungen Bergers folgt? Berger hätte demnach mit einem Beichtvater der Erzdiözese Freiburg – wie er selber sagt: im forum internum, unter dem Schutz des Beichtgeheimnisses – damals ausgemacht, dass er zwar treues Glied der katholischen Kirche bleibe, aber zu Tarnungszwecken, ohne zu konvertieren, künftig evangelische Kirchensteuer entrichte, damit er unter Verweis auf die gezahlte »Kirchensteuer ev.« (und mit dem dadurch ausgelösten Fehlschluss, er sei Protestant) als Lebenszeitbeamter eine Professur an einer evangelischen Fakultät erlangen könne. Gesagt, getan. Inzwischen beruft sich Berger noch auf höheren Segen: »Im übrigen ist der Vorgang mit Freiburg im forum internum angesiedelt. Ich kann leider keinen Beichtvater von seiner Schweigepflicht entbinden. Über den genauen Ablauf des Vorgangs weiß ich nur soviel, dass der jetzige Papst diesen Vorgang genau kennt und extra forum internum sein theologisches nihil obstat gegeben hat.«

Was folgt nun aus diesem Bekenntnis, das Berger just zu dem Zeitpunkt ablegt, zu dem er als Lebenszeitbeamter in Pension geht und jedenfalls die Arbeitslosigkeit nicht mehr zu befürchten hat? Die Evangelische Landeskirche Badens, wenn sie irgendeinen Funken an Selbstachtung verspürt, muss Berger die von ihm ohne Rechtsgrund (also ohne Kirchenmitgliedschaft) erlangte Kirchensteuer zurücküberweisen – auch wenn sie ohne eigene Schuld Opfer dieses Täuschungsmanövers wurde. (Zu fragen wäre allenfalls, ob Konversionen so formlos und undokumentiert erfolgen können, dass man sie einfach vortäuschen kann.) Die Universität Heidelberg und der Wissenschaftsminister in Stuttgart müssen diese Erschleichung einer Berufung auch nachträglich in einem Disziplinarverfahren aufklären, unter Umständen mit der Sanktion einer Pensionskürzung. Und die Erzdiözese Freiburg muss zu der Behauptung Stellung beziehen, einer ihrer Priester habe Bergers Täuschungsmanöver gebilligt, gar angeregt – etwa nach dem Motto aus scheinbar doch vergangenen Zeiten: Ketzerische (und dumme) Protestanten darf ein guter Katholik ruhig hereinlegen. Und schließlich wünschte man sich ein kleines Zeichen aus dem Vatikan, wie sich Papst Benedikt XVI. zu der Behauptung der Mitwisserschaft verhält.

Nur eine Groteske? Im Juni 2003 schrieb Berger an seine protestantischen Fakultätskollegen zu Heidelberg, um das Gerücht zurückzuweisen, er sei während des Ökumenischen Kirchentags in Berlin »nach Rom gefahren, um dem Katholizismus beizutreten. Ich kann diese Meldung nur als falsch bezeichnen.« Wie wahr! Aber so konnte eben auch eine punktuelle Wahrheit zur Verschleierung einer ganzen Lebenslüge beitragen, damals. Heute nicht mehr!

(c) DIE ZEIT 20.10.2005 Nr.43


2
Die Erwiderung von Klaus Berger in der ZEIT habe ich gelesen. Leider kann ich den Text nun nirgendwo aufspüren. Berger windet sich. Gesteht und redet sich mit der Oekoume heraus.




3

JETZT DOCH EVANGELISCH?

Neues zum Fall Klaus Berger

Der Pfad zur Ökumene führt nicht über fau­le Formelkompromisse und durch biografi­sche Nebel, sondern allein über verschärfte Klarheit and Wahrheit. Doch die Selbstdar­stellung des Theologen Klaus Berger wird von Wendung zu Wendung widersprüchlicher. Zuletzt bekannte er in der ZEIT (Nr. 44/05): »Nein, ich wollte immer katholisch sein.« Nun legt er dem Spiegel eine Urkunde vor, in der es heißt, er babe am 20. Oktober 1968 in Hamburg »an der Feier des Heiligen Abend­mahls teilgenommen und ist dadurch Glied der evangelisch-lutherischen Kirche gewor­den«. Noch vor einem Monat hatte Berger die Unterstellung zurückgewiesen, er sei evange­lisch, and geradezu beschworen: »Nie in mei­nem Leben habe ich protestantisches Abend­mahl genommen, geschweige denn, dass ich ordiniert wäre.« Die Tatsache, dass er kein or­dinierter evangelischer Geisdicher ist, hatte ihn wiederum nicht davon abgehalten, selbst noch in diesem Sommer energisch darauf zu bestehen, auf der Insel Amrum im geistichen Talar als Kurpfarrer aufzutreten. Felix Krull auf der Kanzel?

Wäre Berger aber im Jahr 1968 endgültig zum Protestantismus, konvertiert and evange­lisch geblieben, wäre sein bisheriges öffentli­ches Vorbringen vollkommen sinnlos, wo­nach er 1974 mit einem katholischen Beicht­vater insgeheim verabredet babe, er dürfe als treues Mitglied der katholischen Kirche evan­gelische Kirchensteuer bezahlen, um somit - »juristisch abgesichert« - eine Professur an der evangelischen Fakultat Heidelberg wahrzu­nehmen; Kardinal Ratzinger habe zu dieser Verabredung sein »theologisches nihil obstat« erteilt and werde dazu »sicherlich gerne Rede and Antwort stehen«.

Mit Kierkegaard zu sprechen: Entweder - oder. Ein Übertritt von einer Kirche zu einer anderen beendet nach dem Recht beider Kit­chen (und des Staates) zwingend die Mit­gliedschaft in der anderen, entweder vorher oder aber Zug um Zug. Dennoch behauptet Berger noch immer: »Unwahr ist, dass ich je­mals aus der katholischen Kirche ausgetreten wäre.« Was aber hat er dann an jenem Okto­bertag des Jahres 1968 wirklich getan - und danach? Inzwischen macht Berger geltend, er sei vom Generalabt der Zisterzienser - »wie­wohl glücklich verheiratet« - in die Familie dieses katholischen Ordens aufgenommen worden. Seit 1996 sei er »assoziierter Zister­zienser-Novize« im Kloster Bochum-Stie­pel/Heiligenkreuz, jetzt sogar »Tertiar<< dieses Ordens. Doch das eine wie das andere wäre nicht mit einer Mitgliedschaft in der evange­lischen Kirche zu vereinbaren.

Die Kritik an Bergers Horizontschleiche­reien hat nichts zu tun mit mangelnder Be­reitschaft zur Ökumene. Nicht einmal seine Lehren stehen hier zur Debatte. Es geht allein darum, dass Berger, der der evangelischen Kirche höchst polemisch ökumenische Schlampereien vorwirft, wenigstens Klarheit und Wahrheit in seine biografisch verbogene »Ökumene« bringt - so er sich den Weg dazu nicht schon verbaut hat.

ROBERT LEICHT










4

Theologe Klaus Berger: "Ich habe nie den Eindruck erweckt, evangelisch zu sein"

Religion

Die schon länger schwelende Auseinandersetzung um den Theologen Klaus Berger eskaliert: Wegen eines angeblichen Konfessionsschwindels erhebt "Die Zeit" schwere Vorwürfe gegen den katholischen Wissenschaftler. Dieser habe stets behauptet, evangelisch zu sein, und damit die gläubige Welt an der Nase herumgeführt. Berger kündigte rechtliche Schritte an. Er lehrt seit 1974 Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Der 64jährige sagte, "ich habe nie den Eindruck erweckt, evangelisch zu sein. Juristisch bin ich Mitglied der evangelischen Kirche, weil ich Kirchensteuer zahle und getauft bin." In jungen Jahren konnte Berger wegen einer von der katholischen Lehre abweichenden Meinung nicht Priester werden. Er habilitierte sich 1971 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg, lehrte an der reformierten Hochschule im niederländischen Leiden und fand 1974 "Asyl" in Heidelberg. Aus der katholischen Kirche sei er dennoch nicht ausgetreten. Man habe ihn mit der Lehre beauftragt, ohne daß er jemals gefragt wurde, ob er evangelisch oder katholisch sei. Im übrigen habe Berger verfügt, daß er katholisch beerdigt werde, ohne daß die evangelische Fakultät eingeladen werde. Zu der Debatte um seine Person erklärte Klaus Berger trotzig: "Der wahre Hintergrund ist, daß ich der meistgelesene Theologe in Deutschland bin und daß es von Neidern nur so wimmelt." DW


Artikel erschienen am Fr, 21. Oktober 2005




5

Evangelischer Theologe warnt vor Ökumene-Belastung durch Neutestamentler Berger

Frankfurt am Main/Deutschland, 09.11.2005 / APD

Der evangelische Theologieprofessor Eberhard Jüngel hat vor einer Belastung der Ökumene durch den Fall des umstrittenen Neutestamentlers Klaus Berger (64) gewarnt, Die Debatte über Bergers Kirchenzugehörigkeit stelle das Verhältnis der beiden Kirchen auf eine "harte Probe", schreibt Jüngel in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Kirchen müssten sich zu diesem Fall "eindeutig" verhalten. Der "vieldeutige" Lebenslauf Bergers, der an der Evangelisch-theologischen Fakultät Heidelberg Neues Testament lehrt und sich als Mitglied der Evangelischen Kirche sowie "katholisch nach Herz und Heimat" bezeichnet, dürfe die Ökumene nicht weiter beschädigen. Wenn es sich im Fall Berger um eine "U-Boot-Ökumene" handele, wäre dies das vorläufige Ende jeglicher ökumenischer Verständigung, gibt Jüngel zu bedenken. Damit bezieht er sich auf die Möglichkeit, dass Berger 1968 zwar zur evangelischen Kirche übergetreten sei, aber nach wie vor der römisch-katholischen Kirche mit deren Billigung angehören soll. Die Heidelberger Universität hatte zuvor erklärt, dass sie gegen Berger nicht dienstrechtlich vorgehen will. Der Theologe steht derzeit in der Kritik, er habe als Professor an der Evangelischen Fakultät seinen katholischen Glauben bewusst verschwiegen. Berger ist einer der meistgelesenen Theologen im deutschen Sprachraum.

Der "Zeit"-Journalist und Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Robert Leicht, hatte Berger vorgeworfen "als guter Katholik im evangelischen Gewand" zu Tarnungszwecken in die evangelische Kirche eingetreten zu sein.

Inzwischen hat der Vatikan Medienberichte zurückgewiesen, Kardinal Joseph Ratzinger habe vor seiner Wahl zum Papst "von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit des Theologen Klaus Berger gewusst, den Vorgang nach seiner formalen Seite genau gekannt und keine Einwände erhoben." Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls betonte, es sei selbstverständlich, dass die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten.




6
LESERBRIEF ZEIT 05/11
Viele Regelungen zum konfessionsge­bundenen Staatsamt der Theologen sind problematisch. Und dennoch ermögli­chen sie ehrlichen Umgang. Lüdemann in Göttingen war wenigstens in diesem Punkt ehrlich. Und es gibt etliche sehr fähige Theologen, die eben ohne die Be­züge aus dem konfessionsgebundenen Staatsamt arbeiten.

Berger stilisiert sich selbst zwischen Op­fer, Heiligem and Schuldlosem (der Papst weiß Bescheid). Fällt die Fassade, dann bleibt ein durchaus fähiger Wissenschaft­ler mit einigen Verdiensten, aber eben auch mit einem gehörigen Maß an Eitel­keit, Opportunismus (oder darf man es Feigheit« nennen?) und Selbstdarstel­lungswillen.

JÜRGEN LOEST,
PASTOR, UEFFELN

Feuerwehr-Seelsorger





7

26. Oktober 2005, 09:28 Klaus Berger nimmt zu Vorwürfen der 'Zeit' Stellung


Heidelberg (kath.net/idea)
Hat der Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger über 30 Jahre lang an der evangelischen Fakultät gelehrt, obwohl er der katholischen Kirche angehört? Diesen Vorwurf hat die Wochenzeitung „Die Zeit“ in ihrer Ausgabe vom 20. Oktober erhoben. Berger habe seine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche verheimlicht, um seine akademische Position nicht zu gefährden, hieß es. Gegenüber idea hat Berger diese Darstellung jetzt zurückgewiesen. Ganz offiziell sei er 1968 in Hamburg von der katholischen in die evangelische Kirche übergetreten. Ein formeller Austritt aus der katholischen Kirche sei dabei aber nicht verlangt worden. Für die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche habe er sich entschieden, weil ihm die katholische Fakultät in München Irrlehren in seiner Doktorarbeit vorgeworfen habe. Da es ihm aber immer um die Lehre des Neuen Testamentes gegangen sei, habe er in ökumenischer Gesinnung den Weg über die evangelische Kirche gewählt, um die akademische Laufbahn einschlagen zu können.

War Papst informiert?

Der Vorwurf der „Zeit“, er sei mit Unterstützung seines Freiburger Beichtvaters sowie mit Wissen des heutigen Papstes Benedikt XVI. als Katholik in die evangelische Kirche gegangen, ist nach Bergers Ansicht irreführend. Tatsächlich habe er katholische Geistliche über seinen Schritt informiert mit der Bitte, daß sein Vorgehen geduldet und nicht als Akt gegen die katholische Kirche verstanden werde. In einem idea-Interview hatte Berger Ende 2004 bekannt: „Ich betrachte mich als Exil-Katholiken. Ich komme mir dabei aber viel lutherischer vor als die meisten meiner Fakultätskollegen.“ Den aktuellen Streit um seine Person erklärt Berger unter anderem damit, daß er der meistgelesene Theologe in Deutschland sei und daß es von Neidern nur so wimmele.

Leicht: Pension kürzen!

Autor des Artikels in der „Zeit“ ist ihr ehemaliger Chefredakteur Robert Leicht (Hamburg), heute politischer Korrespondent des Blatts sowie Präsident der Evangelischen Akademie Berlin. Er wirft Berger „ein Stück Lüge“ vor, weil er „als guter Katholik im evangelischen Gewand“ die gläubige Welt an der Nase herumgeführt habe. Der Theologe sei zwar treues Glied der katholischen Kirche geblieben, habe aber zu Tarnungszwecken evangelische Kirchensteuer entrichtet, ohne zu konvertieren. Der badischen Kirche legt Leicht nahe, Bergers in den vergangenen Jahren bezahlte Kirchensteuer zurückzuüberweisen – „auch wenn sie ohne eigene Schuld Opfer dieses Täuschungsmanövers wurde“. Das Wissenschaftsministerium in Stuttgart sollte nach Ansicht des Journalisten in einem Disziplinarverfahren den Fall aufklären und unter Umständen Bergers Verhalten mit einer Pensionskürzung sanktionieren.

Diözese Freiburg führt Berger nicht als Mitglied

Weder die Evangelische Landeskirche in Baden noch die katholische Erzdiözese Freiburg, auf deren Gebiet Heidelberg liegt, wollen sich in den Streit um Berger einschalten. Das haben deren Pressesprecher gegenüber idea bestätigt. Nach Angaben von Marc Witzenbacher (Karlsruhe), dem Pressesprecher der badischen Landeskirche, ist Berger seit 1974 als Mitglied der badischen Kirche gemeldet und habe dort seitdem auch Kirchensteuer bezahlt. Deshalb betrachte die evangelische Landeskirche ihn weiterhin als ihr Mitglied. Thomas Maier, Pressesprecher der katholischen Erzdiözese Freiburg, sieht für seine Kirche ebenfalls keinen Grund, aktiv zu werden. „Wir sind immer davon ausgegangen, daß Prof. Berger der evangelischen Kirche angehört.“ Berger werde in keiner Gemeinde der Diözese als katholisches Kirchenmitglied geführt.



8



Konfessionszugehörigkeit von Prof. Berger bietet für dienstrechtliche Maßnahmen keinen Anlass

Veröffentlicht am: 04.11.2005

Veröffentlicht von: Dr. Michael Schwarz
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Kategorie: überregional
Personalia
Religion und Philosophie Druckansicht

Nach den vorliegenden Unterlagen ist Professor Berger 1968 in die evangelische Kirche eingetreten - Glaubwürdigkeit als akademischer Lehrer und Kollege kann und darf nicht Gegenstand dekanaler und rektoraler Aufsicht sein

Zur Konfessionszugehörigkeit von Professor Dr. Klaus Berger hat die Universität den ihr bekannten Sachverhalt daraufhin geprüft, ob er für dienstrechtliche Maßnahmen Anlass bietet. Das ist nicht der Fall. Nach den vorliegenden Unterlagen ist Professor Berger 1968 in die evangelische Kirche eingetreten und hat zur Bestätigung am Abendmahl teilgenommen. Darüber liegt eine Urkunde des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate vom 6. November 1968 vor. Ob und inwieweit dieser Übertritt von innerer Überzeugung getragen war und ob sich Professor Berger in seinem Innersten der römisch-katholischen Kirche noch immer verbunden fühlt, muss er mit seinem Gewissen, seinen Kollegen und seinen Studierenden abmachen. Die Glaubwürdigkeit als akademischer Lehrer und Kollege kann und darf nicht Gegenstand dekanaler und rektoraler Aufsicht sein.

Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
http://www.uni-heidelberg.de/presse


URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news134987





9



Ungereimtheiten über den Exegeten Klaus Berger

Heute hat sich sogar der Vatikan in die Mediendiskussion über die Konfession des Heidelberger Exegeten Klaus Berger eingeschaltet.

(kreuz.net, Vatikan) Der Neutestamentler Klaus Berger unterrichtet seit 1974 an der evangelisch- theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Die Stadt Heidelberg befindet sich im Bundesland Baden-Württemberg zwischen Stuttgart und Frankfurt am Main.

Ende Oktober entstand nach einem Artikel in der linksliberalen Wochenzeitung ‘Die Zeit’ eine Diskussion um die Konfessionszugehörigkeit des Professors. Berger ist ein geborener Katholik, der 1968 zum Protestantismus übertrat, um eine Stelle als Professor an einer protestantischen Theologischen Fakultät anzunehmen.

Der Bericht trug den Titel: „Der Fall Klaus Berger. Ein guter Katholik im evangelischen Gewand: Wie der prominente Theologe die gläubige Welt an der Nase herumführt.“

Der Text bezichtigte Berger des Betrugs. Er habe sich nur zum Schein als Protestant bezeichnet und sei in Wahrheit Katholik geblieben. Man müsse ihm den Prozeß machen und seine Pension kürzen.

Am vergangenen Samstag forderte der protestantische Leiter der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft e.V. in Heidelberg in der ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’ eine Stellungnahme aus Rom.

Diesem Aufruf kam Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls heute nach.

In einem heute Mittag publizierten Text erwähnt Navarro-Valls die Behauptungen, wonach der damalige Joseph Kardinal Ratzinger die Umstände der Konversion Bergers genau gekannt und dagegen keine Einwände erhoben habe.

Diese Aussage sei falsch.

Bis zum Beginn der jetzt laufenden Diskussion habe Papst Benedikt XVI. über keine Informationen verfügt, die über das allgemein Bekannte hinausgegangen seien. Von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit sei ihm nichts bekannt gewesen.

Der damalige Kardinal Ratzinger habe daher keinerlei Anlaß gehabt, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Professor Berger Stellung zu nehmen und habe dies auch nie getan:

„Es ist selbstverständlich, daß die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten.“

Von dieser Anordnung der Kirche könne auch in der Beichte nicht dispensiert werden.

Berger hat in der Vergangenheit erklärt, seinen Übertritt zum Protestantismus mit seinem Beichtvater abgesprochen zu haben. Er sei in seinem Herzen aber katholisch geblieben und habe für seinen Status die zumindest stillschweigende Billigung der katholischen Kirche erhalten.

Er sei nach seiner Konversion zu einer „ökumenischen Existenz“ geworden. Dies sei ungewöhnlich, aber er verstehe seine Situation wie jene des kürzlich ermordeten protestantischen Priors der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé.

Auch dieser habe als reformierter Christ in großer Nähe zur katholischen Kirche gelebt.

Es komme – so Berger – darauf an, wie man das Mosaik seiner Aussagen zusammenlege.

Diese Aussagen sind: „Ich bin nie aus der katholischen Kirche ausgetreten.“ „Ich bin Mitglied der Evangelischen Kirche.“ „Ich bin katholisch nach Herz und Heimat.“ „Ich bin ökumenisch in der Theologie und habe nie etwas anderes darüber gehört.“

Papst Benedikt XVI. habe – so Professor Berger – diese Situation „genau“ gekannt und dazu „sein theologisches nihil obstat – Einverständnis – gegeben“.

Copyright © 2005 kreuz.net









10



ZG05110806

Publikationsdatum: 2005-11-08

Stellungnahme des Pressesprechers des Heiligen Stuhls zur Religionszugehörigkeit von Prof. Klaus Berger

ROM, 8. November 2005 (ZENIT.org).- Heute, Dienstag, wurde im Vatikan eine Stellungnahme von Joaquin Navarro-Valls, dem Leiter des Pressebüros vom Heiligen Stuhl, zur Person des evangelischen Universitätsprofessors Dr. Klaus Berger veröffentlicht.

* * *



In Anbetracht einiger Nachrichten, die in der deutschen Presse erschienen sind, können wir folgende Mitteilung machen:

In dem Streit um die Konfessionszugehörigkeit des Heidelberger Exegeten Klaus Berger, der sich als katholisch ansieht und – wie jetzt öffentlich bekannt wurde – 1968 durch Teilnahme am evangelischen Abendmahl \"Glied der evangelisch-lutherischen Kirche\" geworden ist, ist die Behauptung aufgestellt worden, \"Kardinal Ratzinger, der nachmalige Papst\" habe \"den Vorgang nach seiner formalen Seite\" genau gekannt und \"keine Einwände erhoben\".

Diese Aussage ist falsch. Bis zum Ausbruch der gegenwärtigen Diskussion waren dem Kardinal beziehungsweise Papst keinerlei Informationen zugekommen, die über das allgemein Bekannte hinausgingen; von einer doppelten Konfessionszugehörigkeit war nichts bekannt.

Der Kardinal hatte daher keinerlei Anlass, zur Frage der Konfessionszugehörigkeit von Herrn Berger Stellung zu nehmen und hat es auch nie getan. Es ist selbstverständlich, dass die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, die eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten. Von dieser Ordnung der Kirche kann auch nicht im Bußsakrament dispensiert werden.

[Vom Heiligen Stuhl veröffentlichtes deutsches Original]





11

(Heidelberg/dpa) - Das undatierte Handout zeigt den Heidelberger Theologen Klaus Berger. Er hatte im Oktober 2005 das Aufsehen erregende Zugeständnis gemacht, dass er seit Jahrzehnten der evangelischen Kirche angehört und an einer evangelischen Fakultät lehrt, obwohl er nie aus der katholischen Kirche ausgetreten ist. Seine Andeutung, Papst Benedikt XVI. habe als Kardinal von der doppelten Konfessionszugehörigkeit gewusst, wurde jedoch vom Vatikan energisch dementiert.


Von Jasper Rothfels, dpa

(Heidelberg/dpa) - Ein Streit mit dem Stellvertreter Christi auf
Erden über Lüge und Wahrheit? Der Heidelberger Theologe Klaus Berger
könnte diese Konfrontation suchen, wenn er wollte. Aber er will
nicht. Nach den überraschenden Äußerungen des Vatikans im «Fall
Berger» sagt der 64-Jährige: «Kein Kommentar. Alles andere würde
einen Graben aufwerfen, den ich nicht verantworten kann.»

Mitte Oktober war bekannt geworden, dass Berger seit Jahrzehnten
an einer evangelischen Fakultät lehrt und auch der evangelischen
Kirche angehört, obwohl er nie aus der katholischen Kirche
ausgetreten ist. Der heutige Papst Benedikt XVI. habe, als er noch
Kardinal Joseph Ratzinger war, von der doppelten
Konfessionszugehörigkeit gewusst, hatte Berger der erstaunten
Öffentlichkeit erklärt.

In Rom wurde dies am Dienstag energisch dementiert. Der
Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls betonte: Eine «gleichzeitige
Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer evangelischen
Landeskirche» sei keineswegs zulässig. Am Donnerstag legte der
Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, der deutsche Kardinal Walter
Kasper, nach. In einem Leserbrief an die «Frankfurter Allgemeine
Zeitung» schrieb er: Der Fall Berger sei «kein Fall Roms, sondern
eine interne Angelegenheit der evangelischen Kirche» und der
Heidelberger Fakultät.

Von konfessionellen Grenzgängern erhofft sich der Vatikan keinen
konstruktiven Beitrag zum Miteinander der beiden großen christlichen
Kirchen, wie Kasper schreibt: «Der ökumenische Dialog, den "Rom" will
und wie ihn "Rom" will, setzt Partner mit einer eindeutigen, und das
heißt: einer erkennbaren kirchlichen Identität voraus.»

Berger will es nun dabei bewenden lassen. Er will sich aber auch
nicht auf eine bestimmte Glaubensrichtung festlegen. «Im Augenblick
ist die Distanz zu beiden gleich groß», sagt er. Der Theologe, der
das Neue Testament lehrt, erklärt zudem, dass dieser Teil der Bibel
für ihn auch persönlich maßgeblich sei. «Das Neue Testament ist weder
evangelisch noch katholisch», meint der Wissenschaftler, der mit
zahlreichen Publikationen bekannt geworden ist und in zehn Wochen
pensioniert wird. Seine Publikationen seien neutestamentlich. Und:
«Ich verteidige als Neutestamentler eine eigene Unabhängigkeit.»

Berger konnte eigenen Angaben zufolge in jungen Jahren wegen einer
von der offiziellen katholischen Lehre abweichenden Meinung (Häresie)
nicht Priester werden. Er habe die Auffassung vertreten, dass Jesus
nicht das jüdische Gesetz aufgehoben habe, hatte er im Oktober
erklärt. Aus der katholischen Kirche sei er dennoch nicht
ausgetreten. Juristisch gesehen sei er evangelisch, weil er
evangelische Kirchensteuer zahle und getauft sei. Er habe aber keinen
Betrug begangen und nie den Eindruck erweckt, evangelisch zu sein.
Nach Angaben der Universität Heidelberg trat er 1968 in die
evangelische Kirche ein und nahm zur Bestätigung am Abendmahl teil.

Nach eigener Darstellung hat Berger nie eine Doppelmitgliedschaft
angestrebt oder dies als These vertreten, wie seine Kritiker ihm
vorwarfen. Nach der Erklärung des Vatikan sei er «frei von Querelen»,
weil damit klar sei, dass es keine Doppelmitgliedschaft gebe und Rom
seine Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche anerkenne. Und warum
ist er nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten? Beim formellen
Kirchenaustritt handele es sich nur um eine finanzrechtliche
Angelegenheit, für die das Finanzamt zuständig sei, erklärt er. Zur
fraglichen Zeit sei er aber schlicht keinem Finanzamt zugeteilt
gewesen, bei dem er hätte austreten können.



Kardinal Kasper kommentiert Fall des umstrittenen Theologen Berger

(Frankfurt/Rom/dpa) - Der deutsche Kardinal Walter Kasper hat am
Donnerstag Stellung zum Fall des umstrittenen Theologieprofessors
Klaus Berger bezogen: Nicht der Vatikan habe «die Anstellung von
Professor Berger an einer evangelisch-theologischen Fakultät zu
verantworten, sondern diese selbst», schrieb der Präsident des
Päpstlichen Einheitsrates in einem Leserbrief an die «Frankfurter
Allgemeine Zeitung» (FAZ). Berger, der an der evangelischen Fakultät
der Universität Heidelberg lehrt, hatte kürzlich zugegeben, nie aus
der katholischen Kirche ausgetreten zu sein, obwohl er 1968 in die
evangelische Kirche eingetreten sei und dort am Abendmahl
teilgenommen habe.

Die Universität Heidelberg hatte in der vergangenen Woche
mitgeteilt, nach eingehender Prüfung keinen Anlass für
dienstrechtliche Maßnahmen gegen Berger zu sehen. «Es ist davon
auszugehen, dass sie dabei die Voraussetzungen mit der angemessenen Gründlichkeit geprüft hat», meinte Kasper. Der Fall Berger sei «kein Fall Roms, sondern eine interne Angelegenheit der evangelischen Kirche». Der Kardinal ging in diesem Zusammenhang auch auf das Ökumene-Verständnis des Heiligen Stuhls ein: «Der ökumenische Dialog, den "Rom" will und wie ihn "Rom" will, setzt Partner mit einer eindeutigen, und das heißt: einer erkennbaren kirchlichen Identität voraus», schrieb Kasper.

Der Vatikan hatte bereits vor wenigen Tagen mit scharfen Worten
auf die Erklärungen Bergers reagiert. Es sei selbstverständlich, dass
die Bestimmungen des katholischen Kirchenrechts, «die eine
gleichzeitige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zu einer
evangelischen Landeskirche nicht zulassen, ausnahmslos und daher auch im genannten Fall gelten», teilte Vatikan-Sprecher Joaquín Navarro-
Valls mit.

Die Wochenzeitung «Die Zeit» hatte den Fall Berger im Oktober ins
Rollen gebracht. Der 64-Jährige bestätigte einen Bericht, wonach er
evangelische Theologie lehre, obwohl er nie aus der katholischen
Kirche ausgetreten war. Er habe aber keinen Betrug begangen,
verteidigte sich der mit zahlreichen Publikationen bekannt gewordene
Berger: «Ich habe nie den Eindruck erweckt, evangelisch zu sein.
Juristisch bin ich Mitglied der evangelischen Kirche, weil ich
Kirchensteuer zahle und getauft bin.»