Etwas besseres

als den Tod

finden wir überall!”

(BREMER STADTMUSIKANTEN)





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DIETRICH BONHOEFFER

Am 2. Juni kommt Dietrich Bonhoeffer in New York an, bleibt aber nur wenige Tage. In den Losungen liest er eines Morgens das Jesajawort "Wer glaubt, flieht nicht!" (Jes 28,16) Er weiß nun, daß sein Platz in Deutschland an der Seite der Bekennenden Christen sein muß, und er nicht Professor auf der Flucht sein darf. Am 27. Juli 1938 kehrt er nach Deutschland zurück. Er weiß nun, "man muß dem Rad in die Speichen fallen, zuschauen allein reicht nicht." Er sucht Kontakt zur Abwehr, führt Gespräche mit Hans Oster und seinem Schwager Hans von Dohnanyi über eine „Unabkömmlichkeitsstellung“ (UK-Stellung) für Ab-wehraufträge. Seine aus der ökumenischen Bewegung bestehenden Kontakte soll Bonhoeffer für die Verschwörer nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten. Im August 1940 erhält Bonhoeffer „wegen seiner volkszersetzenden Tätigkeit“ Redeverbot „für das gesamte Reichsgebiet“. Das Verbot schriftstellerischer Tätigkeit folgt im März 1941.

Die nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 in Gang kommende systematische Judenverfolgung und andere Grausamkeiten der Regierung bewegen Bonhoeffer zu einer Neubewertung der Situation. Bonhoeffer schließt sich dem Widerstandskreis nach langem Bedenken an. Die Frage des Tyrannenmordes (Darf ein Christ gegen das Gebot „Du sollst nicht Morden“ verstoßen?) beschäf-tigt ihn zutiefst; seine Gedanken zu dieser Fragestellung finden sich im Buch Ethik wieder.

Im Januar1943 verlobt sich Dietrich Bonhoeffer mit Maria von Wedemeyer (* 1924; † 1977). Ihnen bleibt nur wenig Zeit. Im April wird Dietrich Bonhoeffer auf Grund eines zufälligen Aktenfunds bei seinem Schwager Hans von Dohnanyi wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel gebracht. Am 20. Juli 1944 unternimmt Graf Schenk von Stauffenberg ein weiteres Attentat auf Adolf Hitler. Dieser überlebt knapp. Bei den nachfolgenden intensiven Verhören der Gestapo kann Bonhoeffer und ande-ren Mitverschwörern keine Beteiligung daran nachgewiesen werden. Bonhoeffer weiß, daß seine persönliche Lage damit immer aussichtsloser wird, Er verfaßt im August den Text Stationen auf dem Wege zur Freiheit. In den vier Versen „Zucht“, „Tat“, „Leiden“ und „Tod“ entfaltet Bonhoeffer eine Perspektive für das christliche Leben. Für ihn ist klar, daß das Geheimnis der Freiheit nur ent-deckt werden kann, wenn man sich selbst zu bescheiden vermag. Unerläßlich ist seiner Meinung nach auch die rechte Tat („Man darf nicht im Möglichen schwe-ben, das Wirkliche muß man tapfer ergreifen.“

Kirche muß vor allem Kirche für andere sein. Wenn ringsherum Menschen ver-haftet, gequält und ermordet werden, kann sich die Kirche nicht auf sich selbst zurückziehen und nur ihren Kultus feiern. Gegen die Zuschauerchristen prägt Bonhoeffer den Satz „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“.

Aus Sorge um seine Familie verzichtet er am 5. Oktober 1944 auf eine mögliche Flucht; er befürchtet Sippenhaft. Am 8. Oktober gerät Bonhoeffer in die Hände der Gestapo und kommt nun in den Gestapo-Keller Prinz-Albrecht-Straße, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.

Von guten Mächten treu und still umgeben

Vom 19. Dezember 1944 datiert ein Brief, dessen Beigabe, gedacht als Weih-nachtsgruss für die Verlobte Maria von Wedemeyer und die Eltern und Geschwister, als Kirchenliedtext berühmt werden sollte

Von guten Mächten treu und still umgeben,

behütet und getröstet wunderbar, –

so will ich diese Tage mit euch leben

und mit euch gehen in ein neues Jahr;

Das Gedicht ist ein Gruß an seine Mutter zu ihrem

  1. Geburtstag

http://www.ev-kirche-boevinghausen.de/predigt/predigtsammlung.html






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Zur Begründung seiner Teilnahme am Widerstand konnte er sich natürlich nie direkt äußern, aber in seiner Ethik finden sich Passagen, in denen man spürt, wie er mit der Frage ringt, wie und ob man als Christ angesichts eines Unrechts- und Gewaltregimes dem Schuldigwerden überhaupt entgehen kann. Kirche muss – so Bonhoeffer – in manchen Fällen auch bereit sein, Schuld auf sich zu nehmen, um schlimmere Schuld zu vermeiden. Zu einem verantwortlichen Leben als Christ gehört die Bereitschaft, in Grenzsituationen Schuld auf sich zu nehmen, sich für andere schuldig zu machen (DBW 6, S. 275ff.). Bonhoeffer hat also sein Mitwissen, seine Teilnahme an der Planung des Tyrannenmordes nie ge- rechtfertigt. Auch der Tyrannenmord bleibt ein Mord und damit Schuld vor Gott. Aber auch der macht sich schuldig, der dem Treiben des Tyrannen nichts entgegensetzt und der sich nicht für das Leben der Opfer einsetzt. Es gibt also Situationen, in denen wir nur zwischen Schuld und Schuld wählen können und auf einen gnädigen Gott hoffen können.



Ein Mitgefangener hat Bonhoeffer mal gefragt, wie er als Pfarrer an der Verschwörung teilnehmen konnte und Bonhoeffer habe darauf geantwortet – so erzählt es sein Freund E. Bethge: »Wenn ein Wahnsinniger auf dem Kurfürstendamm sein Auto über den Gehweg steuert, so kann ich als Pastor nicht nur die Toten beerdigen und die Angehörigen trösten; ich muß hinzuspringen und den Fahrer vom Steuer reißen ...« (E. Bethge, Biographie, 7. Auflage S. 955)



Im April 1945 – die Amerikaner waren schon in der Nähe und kreuzten mehrfach die Ge- fangenentransporte – werden die Gefangenen aus Berlin wegtransportiert, Bonhoeffer wird am 9.4.1945 im Konzentrationslager Flossenbürg nach einem kurzen Standgericht erhängt.



Bonhoeffer – ein Christ und ein Tyrannenmörder – Was ist das Besondere an ihm, was sagt uns sein Leben, wohin weist er die Kirche heute?



Ich möchte schließen mit einem Zitat meines Doktorvaters, Bischof Wolfgang Huber:



»Herausfordernd für unsere Generation ist er nicht durch das Gelingen, sondern durch den unerschrockenen Versuch. Von vielen anderen unterschied er sich durch die Klarsicht, mit der er anstehende Aufgaben wahrnahm und dem Scheitern ins Auge sah. Einsam war er, als er – schon im Jahr 1934 – die in der ökumenischen Bewegung verbundenen Kirchen zu einem Konzil des Friedens aufrief. Unerfüllt blieb seine Hoffnung darauf, dass die bekennende Kirche sich ohne Vorbehalt auf die Seite der Entrechteten, vor allem der verfolgten Juden stellen würde. Gescheitert ist der Plan der Verschwörer, zu denen er gehörte, dem Regime Hitlers ein Ende zu machen. Doch fremd war ihm, was anderen nur allzu vertraut ist: die entscheidenden Aufgaben um taktischer Vorteile willen zu ver- schweigen oder ihnen auszuweichen. Der Strahlkraft des Werkes, das er hinterlassen hat, kann man sich schon deshalb schwer entziehen, weil sein Denken und Reden durch sein Leben und Tun gedeckt sind« (W. Huber, Die Präsenz des verdrängten Gottes, S. 89).



DR. RUTH GÜTTER









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Aber es ist auf der anderen Seite auch zu bedenken, dass das Liebesgebot verlangt, den Nächsten zu schützen. Es bleibt mir in solchem Falle nicht mehr die Wahl zwischen Gut und Böse…ich werde die Waffe erheben in der furchtbaren Erkenntnis, etwas Entsetzliches zu tun, aber doch nicht anders zu können…und weiß doch, dass das nur durch Blutvergießen geht, aber die Liebe zu meinem Volk wird den Mord, wird den Krieg heiligen. ((171f). Es sei dem Volk erlaubt, ohne Sentimentalitäten, …über den anderen, auch wenn es ihm wehtut, hinwegzuschreiten, denn Gott will die Stärke des Lebens, nicht die Angst, und Gott selbst wird die Wunden, die er durch uns reißt, die wir wegen ihm reißen, reichlich zu heilen wissen. (174. Bonhoeffer ist der idealistischen Meinung. Der Christ, der in den Krieg geht, wird seinen Feind nicht hassen, weil er überhaupt nicht hassen kann, so wird er noch im Kampf für ihn und seine Seele beten, wenn er seinen Leib dem Tode ausliefert, er wird ihn segnen, wenn er selbst von der Hand des Feindes den Todesstoß bekam, denn…auch der Feind schützt seine Mutter, seine Kinder und sein Volk.(171. Idealistisch nenne ich den Gedanken, weil hassfreies Töten die Macht der Propagandamaschinerie der Medien, der Politik, die Tötungstechnologien und die Beschränktheit der vox populi maßlos unterschätzt. Darüber hinaus ist das Segnen der Verfolgenden durch die Verfolgten nach den Seligpreisungen der Bergpredigt eine christliche Aufgabe derer, die wegen ihrer Nachfolge Christi und nicht wegen eines Krieges verfolgt werden.





http://www.martin-niemoeller-stiftung.de/1/textarchiv/a111_print










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http://www.scribd.com/doc/42543273/AUF-DEM-WEG-ZU-EINER-THEOLOGIE-DES-MARTYRIUMS-70-BIBLISCH-THEOLOGISCHE-THESEN



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Damit ist der Mensch als geschaffenes Ebenbild Gottes von seinem Ursprung, seinem Wesen und seiner Zielbestimmung her nicht eigenbestimmt, seine Würde ist, im Sinne Luthers, eine dignitas aliena, eine „fremde Würde“. Etwas, das sich im Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt, denn der Sohn hat seine Sohnschaft nur im negativen Modus gelebt. Er kann seine Beziehung zum Vater nicht mehr auf seine eigene Sohnes-Würde bauen, denn diese hat er verloren. So bekennt er: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße.“ (Lk 15, 21). Er muß hoffen, daß der Vater seinerseits die Beziehung neu aufbaut. Dies tut er, in dem er von sich, von seiner Würde, von seinem Besitz gibt. So antwortet der Vater auf das Bekenntnis des Sohnes: „Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an.“ (Lk 15, 22). Gewand, Ring und Schuhe sind Besitztümer des Vaters, auf die der Sohn eigentlich keinen Anspruch hat; er empfängt sie aus Gnade. Helmut Thielicke faßt das sehr schön zusammen, wenn er ausführt: „Die Ebenbildlichkeit des verlorenen Sohnes beruht nicht auf der Eigenschaft des Sohnes, Sohn geblieben zu sein, sondern auf der des Vaters, Vater geblieben zu sein.“3 .












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Die gesamte christliche Botschaft aber ist darauf ausgerichtet, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, sondern Böses mit Gutem zu überwinden (Röm 12). Damit ist zunächst gesagt: Für den christlichen Glauben kann es grundsätzlich keine theologische Legitimation für das Töten - auch und gerade eines vermeintlichen Täters - geben (gegen die Todesstrafe). Kirche wird Einspruch erheben müssen und widerstehen, wo immer Leben in Gefahr ist. Dabei wird sie keinen Unterschied machen können, ob dies das Leben von „Feinden“ ist oder das der „eigenen BürgerInnen“. Sie kann auch keinen Tyrannenmord gutheißen (womit noch nicht gesagt ist, dass einzelne Christen sich in einer gegebenen Situation in der bewussten Schuldübernahme so entscheiden könnten). Denn die Botschaft der Versöhnung gilt gerade unabhängig vom Verhalten der Person; und sie gilt universal, d.h. sie transzendiert alle menschlichen Grenzen (Gläubige-Nichtgläubige, Männer-Frauen, unterschiedliche Rassen oder nationale Größen). In der weltweiten Ökumene kommt dies sichtbar zum Tragen. Der Kirche kommt somit eine notwendige Unabhängigkeit gegenüber dem jeweiligen Staat (=Regierung) zu.

Aus diesen kurzen Überlegungen lässt sich schließen:


  1. Kirche hat eine andere Perspektive: sie wird ihre eigenen Analysen betreiben und dabei die Stimme der Schwächsten mit berücksichtigen wollen. Ihr primäres Ziel kann nicht Machterhalt oder „Bündnistreue“ gegenüber politischen und militärischen Vereinigungen sein. Sie verfolgt auch keine ökonomischen Ziele. Ihre Sorge gilt der Schaffung von Frieden in gerechten Beziehungen. Militärische Optionen sind für sie keine legitime Möglichkeit der Konfliktbewältigung oder -unterbrechung.

  2. Kirche hat eine kritische Stimme. Sie wird gegenüber der eigenen Regierung und anderen sorgfältig prüfen, welche Argumente schließlich zu einer militärischen Option führen. Sie wird bereits die Drohung mit militärischen Mitteln verurteilen müssen, weil dadurch das Votieren für andere Möglichkeiten eingeschränkt ist. Und sie wird im Vorfeld von Eskalationen die Politik in die Pflicht nehmen, sich präventiv zu engagieren. Keinesfalls kann sie sich zur moralischen Legitimationsinstanz missbrauchen lassen für eine politische Entscheidung, die ihrer gesamten Botschaft widerspricht.

  3. Sie wird gewaltfreie Alternativen entwickeln wollen und beispielhaft aufzuzeigen versuchen, welche gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien möglich sind. Das wird auch die Forderung nach Entwicklung eines Internationalen Rechtes beinhalten, Schutz der Menschenrechte und eine gerechtere Wirtschaftsweise. Dies sind erklärte Ziele der ökumenischen „Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001-2010“.


Der Kirche kommt somit ein Wächteramt und ein prophetisches Amt zu. Darin liegt ihre genuine Verantwortung in der öffentlichen Meinungsbildung. Will sie glaubwürdig die christliche Botschaft vertreten, dann wird dies zuweilen auch den Mut eines eindeutigen „Nein“ von der Kirche fordern, und sei es gegen den scheinbaren „Mainstream“. Wohl dem Staat, der eine solche bekennende Kirche hat! - Ob es jemals eine Ausnahmesituation geben wird, in der Kirche unter all diesen Voraussetzungen einem militärischen Eingreifen doch zustimmen kann, wage ich mit Ernst zu bezweifeln.











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HELMUT THIELICKE LEIDEN



GOTT läßt Menschen leiden, um zu sehen, wie ernst der Mensch es meint mit seinem Glauben. Der lutherische Theologieprofessor Helmut Thielicke wußte gar zu sagen: "Das Leiden ist auf keinen Fall programmwidrig. Was auch an Grauen uns umgeben mag, dies alles kann unserm HERRN die Pläne nicht durchkreuzen, sondern das alles liegt gerade im Zug seiner Pläne." Wie schlimm jene Erklärungen des Leides sind, wird deutlich, wenn wir uns vorstellen, sie jenen Angehörigen der Flutopfer zu sagen.

Albert Camus beschreibt in seinem Roman "Die Pest" eine nordafrikanische Stadt, in der die Seuche grassiert und reihenweise Menschen dahinrafft. Ein Arzt schreit den Priester an: "Einen GOTT, der unschuldige Kinder sterben läßt, werde ich immer bekämpfen."








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KARL BARTH KIRCHENSTIFTER
& SUENDER

Verhältnis zu Charlotte von Kirschbaum


Barth hat auch gefallenes Opfer zur Kritik für sein Verhältnis zu seiner Sekretärin und confidant, Charlotte von Kirschbaum. Ein Kritiker hat geschrieben: „Der Teil jeder realistischen Antwort zum Thema von Barth und zu von Kirschbaum muß Zorn sein.“[5] Als sie zuerst 1924 trafen, war Barth bereits für 12 Jahre zu seiner Frau, Nelly verbunden worden, mit dem er auch fünf Kinder gehabt hatte.[6] Die exakte Natur ihres Verhältnisses ist unklar (insbesondere, ob die zwei überhaupt sexuell beteiligt waren), aber Gelehrte stimmen zu, daß ihr Verhältnis über den Grenzen vom einfach professionellen hinaus weit ging. 1929 bewog von Kirschbaum, mit Zustimmung Barths, in den Barth Familie Haushalt. Diese Anordnung--beschrieben durch einen Gelehrten, wie „gewunden, extrem schmerzlich für ganz beteiligtes, dennoch nicht ohne Vollständigkeit und Freuden“--dauerte für 35 Jahre.[7] Hunsinger faßt den Einfluß von Kirschbaum auf Arbeit Barths zusammen: „Als sein einzigartiger Kursteilnehmer, Kritiker, Forscher, Berater, Mitarbeiter, Begleiter, Assistent, Sprecher und confidant, war Charlotte von Kirschbaum zu ihm unentbehrlich. Er könnte nicht was gewesen sein er war, oder was er tat, ohne sie getan zu haben. „



© AITSCHJIE 2011