Ohne Arbeit sein

SOLOMON
BURKE

Genieten op North Sea Jazz

Ruud Meijer

War es wieder zu drückend und zu warm auf dem NSJ-Festival? Waren die führenden Artisten wieder mehr konzentriert auf risikolose Popmusik und auf Neo-Bob? Jeder hat wieder eine Meinung über die Ziele und wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte.

Das NSJF bleibt, ob du das Kongreßgebow nun berufsmäßig oder für dein Pläsier besuchst, eine Ausnahmeerscheinung. Aber warum nicht? Mit der Trotlosigkeit des Blues wird begonnen, mit seiner Fröhlichkeit wird begonnen. Der brasilianische Orchesterleiter, Sänger und Pianist Sergio Mendes mit seiner Band Brazil ´96 oder ´66 muß die perfekte Ouvertüre liefern.

Auch in Brazilien leiden sie an gebrochenen Herzen. Aber der Ton ist so fröhlich, das du dich beinahe danach sehnst. Auch rythmisch gesehen können die Brazilianer die meist komplexen Metren so natürlich klingen lassen wie den menschlichen Herzschlag. Nach einer Hommage an Antonio Carlos Jobim wie ein ein Teil der Show gewidmet der Schönheit der brazilianischen Musik in der weitesten Sinn des Wortes. Ein Drummer, zwei Perkussionisten, eine Sängerin wie aus drei Kehlen – da schlagen Herzen schneller.
Mit Namen in Jobims Aguas de Marco.

Noch mehr Fröhlichkeit, verbunden mit der schweren Verrichtung kann im Tuinpaviljoen gefunden werden. Vormals ein Zelt, lehnt der Paviljoen jetzt gegen die Wände des Kongreßgebow. So haben die Besucher unter dem blauen Zeltdach gute Aussicht auf G.Love & Special Sauce. Sänger, Gitarrist und Harmonikaspieler G. Love, der hinkend auf einem Bein mit der Gitarre in den Kniekehlen ein Solo spielt, findet das Leben offensichtlich so schlecht nicht.

Die Gitarristen des Quintets von Dewey Redman denken da klar anders. Harald Härter, ein korpulenter Groucho Marx in einem Seemanns-Kostüm, läßt all sein Leid mit viel Theater aus seinem Instrumen strämen. Nicht wie sein Kollege Philipp Schaufelberger ist er echter als ein John-Scofield-Epigone. Und Zweiterhand-Emotionen stehen in scharfem Kontrast zu dem Ton des Tenohornisten Dewey Redman, Vater von Joshua Redman. Redman Junior, auch im Rembrandtzaal anwesend, krönt die Verrichtungen seines Vaters gut mit einem Hofknicks und einer Verbeugung.

Später hören wir Joshua Redman seinen Ruf verfestigen im Quintet mit Chick Corea. Redman klingt wie ein Surfen zwischen John Coltrane und Sonny Rollins. Allerdings kann er ungefragt auch eine Nummer Coleman Hawkins und Lester Young abgeben. Wenn das die Kraft ist von der neuen Generation von Jazz-Musikern, in diesem Quintet spürt man diese Kraft. Trompeter Wallace Roney ehrt Miles Davis.
Und Bassist Christian McBride läßt hören, warum Ray Brown in diesem Jahr den Internationalen Bird Award gewann.
Der einzige, der sich selbst mag ist der Veteran Roy Haynes, der Vater der modernen Drummer.

Corea selbst ehrte den Bebop-Pianisten Bud Powell. Vielen ist das Herz fast stehengeblieben, da Corea namentlich kein Bopper ist. Er kombiniert mit Leichtigkeit, recherhand Latino und linkerhand die französischen Imperssionisten. Aber die Kombination Corea/Powell klappt eine Weile wundersam. ...

Die vollstreckt der originelle Komponist und Saxophonist Wayne Shorter – geehrt von Musikern, verrissen durch die Kritik – teilt im Tuinpaviljoen einen Herzanschlag aus. Sein Auftreten hat seinen Weg von einem Augenblicksanfall von Einheit gnadensolser Kommandos. Die Logistik ist in den Händen von Trompeter Jim Beard; Bassist Alfonso Johnson – gewaltig – gesteuert von Shorter plus Gitarrist David Gilmore. Hinter dem Schlagwerk sitzt der sehr junge Rodney Holmes. Auch hier guckt ein Kind in den Untergang – keine unvereinbare Großzügigkeit.

Tradition seht auch zentral im Konzert von Mc Coy Tyner mit dem Solo-Tenor Michael Brecker ..

Der Vergleich von Bijlsma und Cassandra Wilson, der Höhepunkt des moderenen Singens, ist nicht so unüber-brückbar groß wie der zwischen Fleurine und Wilson. Auch Wilson kehrt, nicht wie Bill Frisell, auch subtile Weise zurück zum großen schwarzen Port, New Oreans.

Wilsons Spurensuche nach neuen Standards ist deutlich erfolgreicher als die von Pianist Herbie Hancock. Das New Standard Quartet des Pianisten landet biem Popsong: und das ist einfältig.

Was das betrifft sind Bill Frisell und Cassandra Wilson, in einem NSJF, das immer mehr von Rock und Neo-Bop dominiert wird, zwei der Artisten, bei deren Auftreten du denkst: Schau mal, so kann Jazz auch klingen. Und das ist ein gutes/saugutes Gefühl.

Übersetzungsversuch von AitschJie

Allgemeen dagblad 1997

	SPYYRO GYRA

	INCOGNITO