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Inhaltsangabe
„Die Waage der Baleks“ Die Kurzgeschichte „Die Waage der
Baleks“ von Heinrich Böll spielt Anfang des 19. Jahrhundert
im Heimatdorf des Großvaters des Erzählers in der
Umgebung von Prag. Sie handelt davon, dass der Großvater
als Junge die Ungerechtigkeit der Familie Balek aufdeckt und
gezeigt wird, dass in der Welt der Zeiger der Waage zur Seite der
Ungerechtigkeit ausschlägt.
Der Großvater des
Erzählers lebt als kleiner 12-jähriger Junge in einer
Flachsbrecherfamilie des vergangenen 19.Jahrhunderts, die in den
Wäldern der Familie Balek ein Zubrot durch das Sammeln von
Früchten des Waldes verdienen. Auch die anderen Kinder des
Dorfes tun dies und lassen ihr Sammelgut von den Baleks wiegen, da
nur diese und der Apotheker eine Waage besitzen. Diese Waage, die
so genannte „Waage der Gerechtigkeit“, wird dem Jungen, seiner
Familie und auch dem Dorf zum Schicksalsverhängnis, denn der
12-jährige Junge entdeckt, dass sie falsch geeicht ist. Nach
einer Überprüfung des fehlenden Gewichts beim Apotheker
bricht die „heile Welt“ zusammen, denn jetzt wird das Ausmaß
des Betrugs offensichtlich. In dem Moment, in dem das Dorf von
diesem Betrug erfährt, sich Empörung gegen die
Obrigkeit, werden aber von dieser niedergeschlagen und zwei
Menschen unter anderem die Schwester des Jungen verlieren ihr
Leben. Die Familie des Jungen muss das Dorf verlassen dabei
erkennen sie, dass die Ungerechtigkeit allgegenwärtig
ist.
von schlumpfling28
Die
Waage der Baleks ist eine Erzählung von Heinrich
Böll.
Inhalt Die vorliegende Erzählung
handelt von armen, aber glücklichen Menschen, die von den
Baleks ausgebeutet werden. Seit Generationen arbeiten die
Erwachsenen in den Flachsbrechen der Baleks, während die
Kinder den Haushalt führen und sich manchmal Geld durch
Sammeln von Pilzen, Kräutern und Beeren, die ihnen die Baleks
abkaufen, dazuverdienen. Sie werden auf ihrer Waage abgewogen, und
da das die einzige weit und breit ist, zweifelt keiner an ihrer
Gerechtigkeit. Doch der kleine Franz Brücher muss entdecken,
dass sie schon seit Generationen betrogen worden waren. Dies
erfährt er, als er für vier Familien je ein Achtel
Kaffee holen soll, das die Baleks anlässlich ihrer Adelung
herschenken. Aber als er diese vier Päckchen auf die Waage
legt, bleibt der 1/2-Kilo-Stein unten. Er muss noch fünf
Kieselsteine drauflegen, damit die Waage im Gleichgewicht steht.
Diese fünf Kieselsteine lässt er dann bei einem
Apotheker namens Honig, der weit weg wohnt, abwiegen und so weiß
er nun ganz genau, dass an der Gerechtigkeit, an der keiner
zweifelt, 5 1/2 dag fehlen.
Aufgrund seiner Aufzeichnungen,
die er gemacht hat, kann er nun ausrechnen, wie viel die Baleks
ihm schulden. Es sind genau 18,32 Mark. Das erzählt er dann
am Neujahrstag seine Familie und die Empörung ist groß.
Bei dem Versuch von Vohla, das Buch, in dem alles aufgelistet ist,
was die Baleks ihnen je abgekauft hatten,??, wird er getötet.
Auch seine Schwester kommt um. Von dem Tag an findet keiner aus
der Familie von Franz Brücher eine Arbeit. Höchstens als
Tagelöhner ziehen sie durch die Länder und erzählen
von der Ungerechtigkeit der Baleks, aber keiner hört ihnen
zu.
Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Waage_der_Baleks"
�Die
Macht der Ohnmächtigen�
Sehnsucht nach
Gerechtigkeit
Predigttext: Lukas 18,1-8 Kirche /
Ort: 67141 Neuhofen Datum: 11.11.2007 Kirchenjahr:
Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres Autor: Pfarrer Dr.
Gerhard Vidal
Predigttext: Lukas 18,1-8
(Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
1 Er
sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit
beten und nicht nachlassen sollten, 2 und sprach: Es war ein
Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und
scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in
derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht
gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach
aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht
fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch
dieser Witwe, weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen,
damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage. 6
Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7
Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten,
die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange
hinziehen? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in
Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er
werde Glauben finden auf Erden?
Einige exegetische und
homiletische Gedanken
Auch wenn es von vielen als müßig
angesehen wird, nach der �ipsissima vox� Jesu zu fragen, so
liegt es doch in diesem Gleichnis auf der Hand � und wird auch
von allen von mir eingesehenen Exegeten angenommen �, dass
zumindest der einleitende Vers (möglicherweise der ganze
Rahmen inclusive V.7-8) von Lukas stammt.
Ebenso deutlich
scheint mir zu sein, dass Lukas mit dieser Rahmung dem Gleichnis
eine völlig andere � im ursprünglichen Gleichnis nicht
vorgesehene � Richtung gibt. Während das Interesse des
Lukas auf die Ermahnung zu anhaltendem Gebet zielt, lese ich das
Kerngleichnis wie eine Ausführung von Mt 5,6: Selig sind, die
da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit ...
Indem
Jesus die Witwe � zu damaliger Zeit Inbegriff von Rechtlosigkeit
und Ohnmacht � zur erfolgreichen Hauptperson macht, zeigt er die
Macht der Ohnmächtigen auf. Das Gleichnis wird zu einem
Mutmachgleichnis in Sachen Gerechtigkeit.
Liedvorschläge:
�Selig seid ihr� (EG 667), �Schenk uns Weisheit, schenk uns
Mut� (EG 662), �Sonne der Gerechtigkeit� (EG 263/ 262
ö).
Predigt
Es ist nötig, nach den
ursprünglichen Jesusworten zu suchen
Wie schön
wäre es, wenn zu Lebzeiten Jesu jemand mit Filmapparat und
Mikrofon dabeigestanden hätte, um alles � Worte und Taten
Jesu - originalgetreu aufzuzeichnen. Oder wenn wenigstens jemand
da gewesen wäre, der mit Bleistift und Notizblock Wort für
Wort festgehalten hätte, was Jesus gesagt hat.
Aber
so wie die Dinge liegen, haben wir Worte und Taten Jesu nur so,
wie sie in den ersten Gemeinden mündlich weitererzählt
und schließlich � nach Jahren - von den Evangelisten
aufgezeichnet wurden. Wir sind auf das angewiesen, was die
Evangelisten aus einem Strom mündlicher Überlieferung
gesammelt haben � und was sie zusammengestellt haben nach ihrem
Verständnis und nach ihrer Glaubensauffassung. So sind die
Worte Jesu oft eingebettet in ein Geflecht von Deutungen und
Aktualisierungen und wir müssen uns zuweilen fragen: Das, was
wir da lesen, hat das Jesus gesagt oder ist es gefiltert durch das
Ohr und die Meinung des Evangelisten? Hören wir Jesus oder
Lukas?
In unserem Text wird das ganz deutlich: Da gibt es
eine Einleitung, die eindeutig von Lukas stammt, und da gibt es
das Gleichnis, das ebenso eindeutig von Jesus selbst erzählt
wurde. Wenn wir genauer hinschauen, merken wir: Dieser erste von
Lukas hinzugefügte Satz und das Gleichnis � das sind zwei
verschiedene Dinge. Lukas geht es darum, seine Leser anzuhalten:
betet allezeit und werdet nicht müde. Irgendwann wird sich
der Erfolg einstellen. Das Gleichnis hat dann keine andere Aufgabe
mehr, als diesen Appell zu illustrieren.
Das Gleichnis
Jesu handelt von der Welt, wie wir sie täglich erleben.
Liest man dagegen das Gleichnis ohne diesen ersten
Satz, hört man also nur auf das, was eindeutig von Jesus
stammt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. (An dieser Stelle kann
noch einmal das Kerngleichnis Lukas 18,2-6 verlesen werden).
Mit
wenigen Worten, mit zwei Figuren malt Jesus ein realistisches Bild
der herrschenden Gesellschaft. Da ist einer, der eigentlich für
Recht sorgen sollte. Der Richter. Die Aufgabe, die ihm aufgetragen
ist, vernachlässigt er. Recht müsste er sprechen, für
Gerechtigkeit sollte er sorgen. Aber er hat weder Pflichtgefühl,
noch Gewissen. Er tut nichts. Und da ist die Witwe, die um ihr
Recht betrogene, die dennoch nicht locker lässt mit ihrem
�Schaffe mir Recht�. Die mit ihrem Drängen dem Richter
auf die Nerven geht, sodass er schließlich � wenn schon
nicht aus Pflichtgefühl, so doch aus Egoismus - nachgibt.
Was Jesus da erzählt, ist keine Geschichte für
fromme Gefühle im stillen Kämmerlein. Das Gleichnis Jesu
handelt von der Welt, wie wir sie täglich erleben. Es ist die
Geschichte von der Unterdrückung der Gerechtigkeit, von der
Notwendigkeit der Gerechtigkeit, von der Hoffnung auf
Gerechtigkeit. Und es handelt von der Macht der Ohnmächtigen.
Der Richter: Einer, der Verantwortung trägt. Der
Einfluss hat. Von dessen Macht Wohl und Wehe anderer abhängt.
Aber der schert sich einen Dreck um Recht und Gerechtigkeit �
obwohl es sein Beruf wäre. Er fürchtet nicht Gott und
die Menschen. Er ist gewissenlos. Er macht sich nichts aus seiner
Verantwortung. Einfluss und Macht benutzt er allenfalls um seine
Ruhe zu haben.
Ihm gegenüber die Frau: das genaue
Gegenteil. Eine Frau � alleine dadurch zur damaligen Zeit schon
als unbedeutend abgestempelt. Aber sie ist noch weniger als eine
Frau: eine Witwe. Inbegriff von Ohnmacht und Einflusslosigkeit,
von Armut und Bedeutungslosigkeit. Eine Randfigur, die man
übergehen kann. Keine Ansprüche bitte, schon gar nicht
auf Gerechtigkeit!
Mit diesen 2 Personen, mit diesen
beiden Gegenspielern skizziert Jesus ein ganzes
Gesellschaftssystem. So war es damals � so ist es heute. Da gibt
es die Einflussreichen, die Mächtigen. Da gibt es die, denen
Verantwortung aufgetragen ist, die für Recht und
Gerechtigkeit sorgen sollten. Doch sie werden dieser Verantwortung
nicht gerecht. Gerechtigkeit interessiert sie nicht � oder nur
soweit wie es ihnen selber nützt. Sie wirtschaften in die
eigene Tasche. Sie kümmern sich nicht um Gott und die
Menschen. Ein gutes Gewissen ist zwar ein gutes Ruhekissen. Aber
noch besser ruht, wer gar kein Gewissen hat. Das sind die einen.
Damals wie heute. Und da gibt es die anderen. Diejenigen über
die man hinweggeht. Die, deren Sehnsucht nach Gerechtigkeit und
Menschenwürde unerfüllt bleibt. Die unter der
Ungerechtigkeit zu leiden haben. Die von der Macht der Mächtigen
abhängig sind. Die Ohnmächtigen. Damals wie heute.
Ein
Mutmachgleichnis: Selig, die hungern und dürsten nach
Gerechtigkeit!
So ist es � sagt Jesus � indem er
diese beiden, den Richter und die Witwe auftreten lässt. So
ist es in der Welt. Aber so ist es nicht gut. Indem Jesus die
Witwe zur Hauptdarstellerin des Geschehens macht, sagt er: So muss
es nicht bleiben. Es geht auch anders. Von all dem, was in der
Gesellschaft gilt, bringt die Frau nichts mit: Keinen Reichtum,
keine Macht. Sie hat nicht Recht studiert wie der andere. Sie hat
keine angesehene Position und kein Prestige. Was sie mitbringt ist
nur die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Sie hungert und dürstet
nach Gerechtigkeit. Selig sind, die hungern und dürsten nach
Gerechtigkeit, sie sollen satt werden � sagt Jesus. Zu denen
gehört die Witwe. Und sie lässt nicht locker. Und sie
schafft es. Sie bricht der Gerechtigkeit Bahn. Sie verkörpert
die Macht der Ohnmächtigen.
Lukas hat mit seinem
Einleitungssatz diesem Gleichnis viel von seiner Schärfe, von
seiner Aktualität, von seiner gesellschaftlichen Brisanz
genommen. Jesus fordert auf zum Tun des Gerechten, zum Einsatz für
Gerechtigkeit. Er macht Mut: Ihr verzweifelt vielleicht an der
dauernden Ungerechtigkeit. Ihr habt es vielleicht aufgegeben, auf
Gerechtigkeit zu hoffen. Ihr habt euch vielleicht zufrieden
gegeben mit dem Satz: Man kann ja doch nichts machen. Ihr glaubt
vielleicht, zu den Ohnmächtigen der Gesellschaft zu gehören.
Aber schaut euch diese Witwe an: An ihr wird die Macht der
Ohnmächtigen sichtbar! Seht nur, wie sie hungert und dürstet
nach Gerechtigkeit. Wie sie sich nicht abfindet mit der
Ungerechtigkeit. Wie sie beharrlich für die Gerechtigkeit
kämpft � und nicht müde wird, bis sie dem Recht zum
Durchbruch verholfen hat.
Wenn diesem Gleichnis noch ein
Satz hinzuzufügen wäre, so wäre es nur dieser: Geht
hin und handelt genauso!
Ungerechtigkeit - Heute so
aktuell wie damals
Dass das, was Jesus in diesem
Gleichnis anspricht nach wie vor aktuell ist, dass es ein Problem
zu allen Zeiten � auch zu unserer � ist, zeigt eine Erzählung
von Heinrich Böll: Die Waage der Baleks. Um unterdrücktes
Recht und Gerechtigkeit, um Macht und Ohnmacht geht es auch hier.
Im Schloss wohnen die Reichen, die Mächtigen, die Familie
derer von Balek. Die selbst ernannten Hüter von Recht und
Gerechtigkeit. Im Dorf wohnen die Armen, die Ohnmächtigen.
Der armselige Lohn, den die Gutsbesitzer auszahlen, reicht zum
Leben nicht aus. So streifen - während Vater und Mutter sich
für die Baleks abrackern � die Kinder durch die Wälder,
sammeln Früchte und Beeren und Pilze, lassen sie wiegen auf
der Waage der Baleks im Schloss und verkaufen sie den Herrschaften
für Pfennigbeträge. Eines der Gesetze, die die Baleks
erlassen hatten, hieß: Keiner im Dorf darf eine Waage im
Haus haben.
�Das Gesetz war schon so alt, dass keiner
mehr darüber nachdachte, wann und warum es entstanden war,
und es musste geachtet werden, denn wer es brach, wurde aus den
Flachsbrechen entlassen, dem wurden keine Pilze, kein Thymian,
keine Heublumen mehr abgenommen, und die Macht der Baleks reichte
so weit, dass auch in den Nachbardörfern niemand ihm Arbeit
gab, niemand ihm die Kräuter des Waldes abkaufte. Aber
seitdem die Großeltern meines Großvaters als kleine
Kinder Pilze gesammelt, sie abgeliefert hatten, damit sie in den
Küchen der reichen Prager Leute den Braten würzten ...,
seitdem hatte niemand daran gedacht, dieses Gesetz zu brechen:
fürs Mehl gab es Hohlmaße, die Eier konnte man zählen,
das Gesponnene wurde nach Ellen gemessen, und im Übrigen
machte die altertümliche, mit Goldbronze verzierte Waage der
Baleks nicht den Eindruck, als könne sie nicht stimmen. ...�
Doch eines Tages stellt ein Kind � der Großvater
des Erzählers, der mutiger als andere Kinder war, fleißiger,
klüger � fest, dass die Waage der Baleks, die Waage der
Gerechtigkeit, falsch ausschlägt � zugunsten der Reichen,
zu Lasten der Armen. An der Jahreswende zum Jahr 1900 schenken die
Baleks, weil der Kaiser sie geadelt hat, jedem Bewohner des Dorfes
ein Viertelpfund echten Kaffee. Als der Junge den Kaffee abholen
soll, legt er in einem unbeobachteten Moment vier Päckchen
auf die Waage. Er muss noch 5 Kieselsteine neben den Kaffee legen,
bis die Waage das halbe Kilo anzeigt. Er wickelt die Kieselsteine
in sein Sacktuch, lässt den Kaffee liegen und läuft
durch Nacht und Schnee zwei Stunden in ein entferntes Städtchen,
wo er beim Apotheker Honig die Steine wiegen lässt
. �
� Nein, ich komme nicht um Medizin, ich wollte ...� Mein
Großvater nestelte sein Sacktuch auf, nahm die 5
Kieselsteine heraus, hielt sie Honig hin und sagte: Ich wollte das
gewogen haben.� Er blickte ängstlich in Honigs Gesicht ...
und sagte: �Es ist das, was an der Gerechtigkeit fehlt�. ...
Und als Honig, den Kopf schüttelnd, die fünf
Kieselsteine in der Hand, seine Frau rief, fielen meinem Großvater
die Geschlechter seiner Eltern, seiner Großeltern ein, die
alle ihre Pilze, ihre Blumen auf der Waage hatten wiegen lassen
müssen, und es kam über ihn wie eine große Woge
von Ungerechtigkeit.�
Der Junge geht nach Hause. Und
während um Mitternacht mit Böllern und Geschrei das neue
Jahrhundert begrüßt wird, rechnet er aus, um wie viel
ihn die Baleks betrogen hatten.
�Und wieder dachte er an
die vielen Kinder, die es im Dorf gab, dachte an seinen Bruder
Fritz, der viele Pilze gesammelt hatte, an seine Schwester
Ludmilla, dachte an die vielen hundert Kinder, die alle für
die Baleks Pilze gesammelt hatten, Kräuter und Blumen, und er
weinte diesmal nicht, sondern erzählte seinen Eltern, seinen
Geschwistern von seiner Entdeckung.�
Jetzt � wo das
Kind auf die Spur der Ungerechtigkeit gekommen ist, stehen die,
die sich in ihrer Ohnmacht abgewöhnt hatten nach
Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten, auf. Ein einziges
Mal stehen sie auf, und treten für die Gerechtigkeit ein.
�Als die Baleks von Bilgan am Neujahrstage zum Hochamt
in die Kirche kamen, das neue Wappen � einen Riesen, der unter
einer Fichte kauert � schon in Blau und Gold auf ihrem Wagen,
blickten sie in die harten und blassen Gesichter der Leute, die
alle auf sie starrten. Sie hatten im Dorf Girlanden erwartet, am
Morgen ein Ständchen, Hochrufe und Heilrufe, aber das Dorf
war wie ausgestorben gewesen, als sie hindurchfuhren, und in der
Kirche wandten sich die Gesichter der blassen Leute ihnen zu,
stumm und feindlich, ... Und als die Baleks von Bilgan nach der
Messe die Kirche wieder verließen, gingen sie durch ein
Spalier stummer, blasser Gesichter. Die junge Frau Balek von
Bilgan aber blieb vorn bei den Kinderbänken stehen, suchte
das Gesicht meines Großvaters ... und fragte ihn in der
Kirche: �Warum hast du den Kaffee für deine Mutter nicht
mitgenommen?� Und mein Großvater stand auf und sagte:
�Weil sie mir noch so viel Geld schulden, wie fünf Kilo
Kaffee kosten.� Und er zog die fünf Kieselsteine aus seiner
Tasche und hielt sie der jungen Frau hin und sagte: �So viel,
fünfeinhalb Deka, fehlen auf ein halbes Kilo an Ihrer
Gerechtigkeit�; und noch ehe die Frau etwas sagen konnte,
stimmten die Männer und Frauen in der Kirche das Lied an:
�Gerechtigkeit der Erden, o Herr, hat dich getötet ...�
Doch � anders als im Gleichnis Jesu - geben die
Mächtigen der Gerechtigkeit keine Chance. Brutal mit
Gendarmen und Gefängnis unterdrücken sie die
Ohnmächtigen und die Gerechtigkeit. Die Eltern des Großvaters
müssen ihr Dorf verlassen, nachdem bei den Unruhen ihr
Töchterchen getötet wurde. Sie ziehen durchs Land, von
einem Ort zum anderen. Doch sie
�blieben an keinem Ort
lange, weil es sie schmerzte, zuzusehen, wie in allen Orten das
Pendel der Gerechtigkeit falsch ausschlug�.
Die Macht
der Ohnmächtigen
Bölls Geschichte endet
pessimistisch: Die Mächtigen spielen ihre Macht aus, die
Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Das ist das letzte Wort.
Gerade diese Erfahrung, die wir so oft machen müssen, macht
das Gleichnis Jesu so wichtig. Jesus übersieht die
Wirklichkeit nicht: Die Mächtigen spielen ihre Macht aus. Die
Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Aber das ist nicht das
letzte Wort. Jesus erzählt das Mutmachgleichnis von der Macht
der Ohnmächtigen. Jesus ruft auf zur Hoffnung auf
Gerechtigkeit, wo man schon gar nicht mehr an sie glauben mag.
Jesus verheißt denen, die nach Gerechtigkeit hungern und
dürsten, dass sie satt werden.
Er stellt uns die
Frage: Wollt ihr auf der Seite des Richters stehen: Auf der Seite
der missbrauchten Macht? Auf der Seite des vernachlässigten
Rechts? Auf der Seite des bequemen Egoismus? Oder wollt ihr bei
denen sein, die resigniert haben? Die sagen: Man kann ja doch
nichts machen, das ist eben einmal der Lauf der Welt. Wir müssen
die Dinge laufen lassen. Macht es doch besser so wie die Witwe:
Redet euch nicht heraus mit eurer Ohnmacht! Gebt die Hoffnung auf
Gerechtigkeit nicht auf! Tretet beharrlich ein für das Recht!
Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, sie sollen
satt werden.
Dresden
1899 bis 1919
Erich
Kästner wuchs in Mietshäusern der Königsbrücker
Straße in der Äußeren
Neustadt von
Dresden auf. In der Nähe, am Albertplatz, befindet sich im
Erdgeschoss der damaligen Villa seines Onkels Franz Augustin heute
das Erich
Kästner Museum.
Sein
Vater Emil Kästner war Sattler. Seine Mutter, Ida Kästner
geb. Augustin, war Dienstmädchen und Heimarbeiterin und wurde
mit Mitte Dreißig Friseurin. Mit seiner Mutter pflegte
Kästner eine äußerst intensive Beziehung: In
seiner Leipziger und Berliner Zeit verfasste er täglich
intimste Briefe oder Postkarten an seine Mutter. Auch in seinen
Romanen lässt sich immer wieder das Motiv einer „Übermutter“
finden. Später kamen Gerüchte auf, dass der jüdische
Arzt Emil Zimmermann (1864–1953) – der Hausarzt der Familie –
sein leiblicher Vater gewesen sei. Jedoch wurden diese Gerüchte
nie bestätigt.
Kästner
besuchte seit 1913 das Freiherr von Fletchersche Lehrerseminar in
der Marienallee in Dresden-Neustadt, brach die Ausbildung zum
Volksschullehrer
jedoch drei Jahre
später kurz vor Ausbildungsende ab. Viele Details aus dieser
Schulzeit finden sich in dem Buch „Das fliegende Klassenzimmer“
wieder. Seine Kindheit beschrieb Kästner in dem 1957
erschienenen autobiographischen Buch „Als ich ein kleiner Junge
war“, dort kommentiert er den Beginn des Ersten
Weltkriegs mit
den Worten „Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit
war zu Ende“. 1917 wurde er zum Militärdienst
einberufen und absolvierte seine Ausbildung in einer
Einjährig-Freiwilligen-Kompanie
der schweren
Artillerie. Die Brutalität der Ausbildung prägte Kästner
nachhaltig und machte ihn zum Antimilitaristen; zudem zog er sich
durch den harten Drill seines Ausbilders Waurich eine lebenslange
Herzschwäche zu. Waurich wurde hierfür in einem Gedicht
Kästners (Sergeant Waurich) kritisch bedacht. Nach dem
Ende des Ersten
Weltkrieges absolvierte
er das Abitur mit Auszeichnung und erhielt dafür das Goldene
Stipendium der Stadt Dresden.
Leipzig
1919 bis 1927
Im
Herbst 1919 begann Kästner in Leipzig
das Studium der
Geschichte,
Philosophie,
Germanistik
und
Theaterwissenschaft.
Aufgrund der Inflation und seiner schwierigen finanziellen
Situation nahm Kästner mehrere Nebenjobs an, u. a.
verkaufte er Parfüm und sammelte die Börsenkurse für
einen Buchmacher. Kästner promovierte 1925 zum Thema
„Friedrich der Große und die deutsche Literatur“. Sein
Studium finanzierte Kästner schon bald aus eigenen Einnahmen
als Journalist und Theaterkritiker für das Feuilleton
der „Neuen
Leipziger Zeitung“.
1927 wurde dem zunehmend kritisch werdenden Kästner
gekündigt, nachdem seinem von Erich
Ohser illustrierten
erotischen Gedicht „Abendlied des Kammervirtuosen“ Frivolität
vorgeworfen worden war. Im selben Jahr zog Kästner nach
Berlin,
von wo aus er jedoch unter dem Pseudonym
Berthold
Bürger weiter als freier Kulturkorrespondent für die
Neue Leipziger Zeitung schrieb. Kästner veröffentlichte
später noch unter vielen anderen Pseudonymen, wie z. B.
Melchior Kurtz, Peter Flint, Robert Neuner.
In
der Kinderbeilage der im Leipziger Verlag
Otto Beyer erschienenen
Familienzeitschrift „Beyers für Alle“ (seit 1928
„Kinderzeitung von Klaus und Kläre“) wurden von 1926 bis
1932 unter den Pseudonymen Klaus und Kläre fast 200 Artikel -
Geschichten, Gedichte, Rätsel und kleine Feuilletons -
geschrieben, die nach heutigem Stand der Forschung wohl großteils
von Kästner stammen.
Berlin
1927 bis 1933
Kästners
Berliner Jahre von 1927 bis zum Ende der Weimarer
Republik 1933
gelten als seine produktivste Zeit. In wenigen Jahren stieg er zu
einer der wichtigsten intellektuellen Figuren Berlins auf. Er
publizierte seine Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen in
verschiedenen Periodika Berlins. Regelmäßig schrieb er
als freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen,
wie das Berliner
Tageblatt und
die Vossische
Zeitung sowie
für die Zeitschrift Die
Weltbühne.
Hans
Sarkowicz und
Franz
Josef Görtz,
die Herausgeber der Gesamtausgabe von 1998, nennen im Nachwort des
der Publizistik Kästners gewidmeten Bandes über 350
nachweisbare Artikel von 1923 bis 1933; die tatsächliche Zahl
dürfte höher liegen. Dass so vieles heute verloren ist,
mag damit zusammenhängen, dass Kästners Wohnung im
Februar 1944 völlig ausbrannte.
1928
veröffentlichte Kästner sein erstes Buch Herz auf
Taille, eine Sammlung von Gedichten
aus der Leipziger
Zeit. Bis 1933 folgten drei weitere Gedichtbände. Mit seiner
Gebrauchslyrik
avancierte
Kästner zur wichtigsten Stimme der Neuen
Sachlichkeit.
Das
Titelbild von Emil und die Detektive auf einer deutschen
Briefmarke aus dem Jahr 1999
Im
Oktober 1929[1]
erschien mit Emil
und die Detektive
Kästners
erstes und bis heute berühmtestes Kinderbuch.
Die Detektivgeschichte entstand auf Anregung der
Weltbühnen-Verlegerin Edith Jacobsohn. Das Buch wurde
allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und
bis heute in 59 Sprachen übersetzt. Für die
Kinderliteratur der damaligen Zeit mit ihren aseptischen
Märchenwelten äußerst ungewöhnlich war, dass
der Roman in der Gegenwart der Großstadt Berlin spielte. Mit
Pünktchen
und Anton (1931)
sowie dem Fliegenden
Klassenzimmer (1933)
schrieb Kästner in den folgenden Jahren zwei weitere
gegenwartsbezogene Kinderbücher. Einen wesentlichen Anteil am
Erfolg der Bücher hatten die Illustrationen von Walter
Trier.
Gerhard
Lamprechts Verfilmung
von Emil
und die Detektive wurde
1931 ein großer Erfolg. Kästner war jedoch mit dem
Drehbuch unzufrieden. In der Folge arbeitete er als Drehbuchautor
für die Studios in Babelsberg.
Als
Kästners einziger Roman
von literarischer
Bedeutung gilt das 1931 veröffentlichte Werk Fabian
– Die Geschichte eines Moralisten.
Der in fast filmischer Technik geschriebene Roman – schnelle
Schnitte und Montagen sind wichtige Stilmittel – spielt im
Berlin der frühen 1930er Jahre. Am Beispiel des arbeitslosen
Germanisten Jakob Fabian beschreibt Kästner darin das Tempo
und den Trubel der Zeit wie auch den Niedergang der Weimarer
Republik.
Von
1927 bis 1929 hatte Kästner zunächst in der Prager
Straße 6 in Berlin-Wilmersdorf,
von 1929 bis 1944 in der Roscherstraße 16 in
Berlin-Charlottenburg
gewohnt.
Berlin
1933 bis 1945
Im
Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen
emigrierte
Kästner nach
der NS-Machtergreifung
am 30. Januar
1933 nicht. Zwar fuhr er unmittelbar danach für kurze Zeit
nach Meran
und in die
Schweiz,
wo er auch bereits emigrierte Kollegen traf, dann jedoch kehrte er
nach Berlin zurück. Kästner begründete diesen
Schritt u.a. damit, dass er vor Ort Chronist der Ereignisse sein
wolle. Mindestens genauso wichtig dürfte aber sein, dass er
seine Mutter nicht alleine lassen wollte. Mit dem Epigramm
Notwendige
Antwort auf überflüssige Fragen (aus: Kurz und
bündig) lieferte er gewissermaßen selbst auch eine
Antwort:
„Ich
bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.
Mich
läßt die Heimat nicht fort.
Ich
bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –
wenn's
sein muss, in Deutschland verdorrt.“
Kästner
wurde mehrmals von der Gestapo
vernommen und aus
dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Werke wurden bei
der Bücherverbrennung
als „wider den
deutschen Geist“ verbrannt, was er selbst aus nächster Nähe
beobachtete. Der Aufnahmeantrag Kästners in die
Reichsschrifttumskammer
wurde wegen
seiner „kulturbolschewistischen Haltung im Schrifttum vor 1933“
abgelehnt, was sich vor allem auf seine Unterzeichnung des
Dringenden
Appells des
Internationalen
Sozialistischen Kampfbundes
vom Juni 1932
bezieht. Dies war gleichbedeutend mit einem Publikationsverbot für
das Deutsche Reich. In der Schweiz konnte Kästner harmlose
Unterhaltungsromane wie Drei Männer im Schnee (1934)
veröffentlichen. Mit einer Ausnahmegenehmigung lieferte
Kästner 1942 unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“
das Drehbuch
zu Münchhausen,
dem prestigeträchtigen Jubiläumsfilm der UFA.
1944 wurde Kästners Wohnung in Berlin-Charlottenburg durch
Bomben zerstört. Anfang 1945 gelang es ihm, mit einem
Filmteam zu angeblichen Dreharbeiten nach Mayrhofen
in Tirol
zu reisen, wo er
das Kriegsende erlebte. Diese Zeit hielt er in einem 1961 unter
dem Titel Notabene
45 veröffentlichten
Tagebuch fest.
http://pediax.de/Erich_K%C3%A4stner_Museum
Dresden
(sorbisch:
Drježdźany; abgeleitet aus dem
altsorbischen Drežďany für
Sumpf- oder Auwaldbewohner)
ist die Landeshauptstadt
des Freistaates
Sachsen.
Sie liegt nordwestlich des Elbsandsteingebirges
und an der
Nordabdachung des Osterzgebirges
sowie am Übergang
vom Ober- zum Mittellauf der Elbe
in der Dresdner
Elbtalweitung,
der letzten durchbruch-
und grabenartigen
Tallandschaft des
Flusses.
Archäologische
Spuren auf dem späteren Stadtgebiet deuten auf eine
Besiedlung schon in der Steinzeit hin. In erhaltenen Urkunden
wurde Dresden 1206 erstmals erwähnt und entwickelte sich zur
kurfürstlichen und königlichen Residenz.
Dresden
ist das politische und kulturelle Zentrum des Freistaates
Sachsen. Es hat
den Status einer kreisfreien
Stadt,
ist Sitz des Regierungsbezirks
Dresden und
zahlreicher Hochschulen. Dresden bildet den Kern des gleichnamigen
Ballungsgebietes in
Mitteleuropa
und ist dadurch
Verkehrsknotenpunkt und ein wirtschaftliches Zentrum. Zusammen mit
den Ballungsräumen Chemnitz-Zwickau
sowie
Leipzig-Halle
bildet dieser
Ballungsraum die „Metropolregion
Sachsendreieck“.
Weimarer
Republik und Nationalsozialismus
Nach
der Novemberrevolution
1918
wurde Dresden
Hauptstadt des Freistaates
Sachsen.
Dresden
war seit Jahrhunderten ein militärisches
Zentrum. Im
Dresdner Norden war die Albertstadt
als autarke
Militärstadt angelegt worden, die unter den
Nationalsozialisten
weiter ausgebaut
wurde. Zwischen 1939 und 1945 wurden auch KZ-Häftlinge, vor
allem aus den Lagern in Auschwitz
und Flossenbürg,
in der Stadt in Baracken interniert. Sie arbeiteten in der
Rüstungsindustrie Dresdens.
Im
Zweiten
Weltkrieg wurden
erste Luftangriffe auf den Großraum bereits im August 1944
geflogen, und die
Stadt wurde auf Bombardierungen vorbereitet. In vier aufeinander
folgenden nächtlichen Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar
1945
wurden weite
Teile des Stadtgebietes durch britische und US-amerikanische
Bomber
schwer
beschädigt. Die Angriffe gingen als Luftangriff
auf Dresden in
die Geschichte ein. Die genaue Zahl der Opfer ist ungewiss. Sprach
man früher in einzelnen – und bis heute noch unbeirrt
in vielen rechtsradikalen – Publikationen von bis zu
350.000 Toten, so nimmt man in jüngerer Zeit Opferzahlen in
Höhe von etwa 25.000 bis 40.000 Toten an. Dem Historiker
Frederick
Taylor zufolge
geht die falsche Opferzahl auf eine Fälschung der Nazis
selber zurück: Ihr wurde eine Null hinzugefügt, um in
neutralen Medien und Ländern Stimmung gegen die Alliierten zu
machen.
Offiziell
anerkannt ist heute die Zahl von bis zu 35.000 Toten. Zu einer
ähnlichen Zahl kommt auch eine wissenschaftliche
Historikerkommission, die sich auf Initiative des
Oberbürgermeisters Ingolf Roßberg unter dessen Leitung
am 24. November 2004 konstituiert hatte mit dem Auftrag, die Zahl
der Todesopfer während der Luftangriffe auf Dresden
abschließend und umfassend festzustellen. Gleichgültig,
welcher „plausiblen“ Opferspanne man für die
Bombardierung der Elbmetropole am Ende zuneigt, stehen jedenfalls
alle Zahlen im sechsstelligen Bereich inzwischen wissenschaftlich
anerkannt als weit übertriebene Propagandabehauptungen fest.
Auch der Schaden an Gebäuden wird häufig zu hoch
angegeben. 60 % des Stadtgebietes waren von den Angriffen
schwer betroffen, 15 km² ausgehend von der Innenstadt wurden
gar total zerstört.
Das
ZDF
zeigte 2006 unter
dem Titel Dresden
einen
zweiteiligen Fernsehfilm
zur Zerstörung
der Stadt.
DDR-Zeit
Dresden
1980 − Ansicht der Brühlschen Terrasse
Dresden
1980 − Die Ruine des Schlosses
Während
der Zeit des Sozialismus wurden viele Reste der stark zerstörten
Stadt beseitigt. Viele Ruinen Dresdens, darunter auch die
Überreste der Sophienkirche,
vor allem aber die historische Wohnbebauung, wurden abgetragen
oder gesprengt. Das historische Stadtzentrum wurde dabei de facto
entkernt und fortlaufend wieder bebaut.
Erneuert
bzw. vollständig rekonstruiert wurden vor allem die
historischen Monumentalbauwerke, so das Ständehaus
(1946), die
Augustusbrücke
(1949), die
Kreuzkirche
(bis 1955), der
Zwinger
(bis 1963), die
Katholische
Hofkirche (bis
1965), die Semperoper
(bis 1985), das
Japanische
Palais (bis
1987) und die beiden größten Bahnhöfe (teilweise
fortlaufend). Einige dieser Arbeiten zogen sich, geprägt von
der wirtschaftlichen
Gesamtlage der DDR,
über Jahrzehnte hin und waren mitunter für längere
Zeit unterbrochen worden. Das Schloss
wurde über
viele Jahre gesichert und Teile rekonstruiert (so der Stallhof).
Erst ab 1986 begann der Wiederaufbau, der bis in die Gegenwart
dauert. Die Ruine der Frauenkirche
sollte als
Mahnmal gegen den Krieg auf dem Neumarkt
verbleiben.
Während
so Theater-
und Schlossplatz
1990 zumindest
nach historischem Vorbild bebaut waren, blieb der Neumarkt völlig
unbebaut; der Altmarkt
dagegen geprägt
von Bebauung des Sozialistischen
Klassizismus und
einer Raumgestaltung und -ausrichtung nach sozialistischen Idealen
(z. B. Kulturpalast).
Von
1955 bis 1958 wurden die von der Sowjetunion erbeuteten
Kunstschätze zurückgegeben, so dass ab 1960 viele Museen
der Staatlichen
Kunstsammlungen in
wiedererbauten Einrichtungen oder Interimsausstellungen eröffnet
werden konnten. Die wichtigen Klangkörper wie die
Staatskapelle
traten in
Ausweichspielstätten auf (zum Beispiel im Kulturpalast ab
1969). Teile der Kultureinrichtungen wurden aus der Innenstadt
heraus verlegt (so die Landesbibliothek in die Albertstadt).
Die
im Krieg unzerstörte Äußere
Neustadt blieb
aufgrund von Bürgerprotesten erhalten. Ihr drohte in den 80er
Jahren der Abriss, da ihre Bebauung stark vernachlässigt und
in einem schlechten Zustand war.
In
Prohlis
und Gorbitz
entstanden
Großsiedlungen
in
Plattenbauweise auf zuvor unbebautem Land. Die Johannstadt
und andere
Gebiete im Stadtzentrum wurden ebenso in Großblockbauweise
überbaut. Weitestgehend erhalten wurden die Villenviertel in
Blasewitz,
Striesen,
Kleinzschachwitz,
Loschwitz
und am Weißen
Hirsch.
Nach
1945 standen in und um Dresden die 1.
Gardepanzerarmee der
Sowjetunion
sowie die 7.
Panzerdivision
der Nationalen
Volksarmee.
Nie zuvor in Friedenszeiten standen so viele Truppen in Dresden
wie zwischen 1945 und 1990. In den Jahren nach der deutschen
Wiedervereinigung wurden
alle Truppenteile verlegt oder aufgelöst.
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