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Die Waage der Baleks Erich Kästner





Inhaltsangabe „Die Waage der Baleks“ Die Kurzgeschichte „Die Waage der Baleks“ von Heinrich Böll spielt Anfang des 19. Jahrhundert im Heimatdorf des Großvaters des Erzählers in der Umgebung von Prag.
Sie handelt davon, dass der Großvater als Junge die Ungerechtigkeit der Familie Balek aufdeckt und gezeigt wird, dass in der Welt der Zeiger der Waage zur Seite der Ungerechtigkeit ausschlägt.

Der Großvater des Erzählers lebt als kleiner 12-jähriger Junge in einer Flachsbrecherfamilie des vergangenen 19.Jahrhunderts, die in den Wäldern der Familie Balek ein Zubrot durch das Sammeln von Früchten des Waldes verdienen. Auch die anderen Kinder des Dorfes tun dies und lassen ihr Sammelgut von den Baleks wiegen, da nur diese und der Apotheker eine Waage besitzen. Diese Waage, die so genannte „Waage der Gerechtigkeit“, wird dem Jungen, seiner Familie und auch dem Dorf zum Schicksalsverhängnis, denn der 12-jährige Junge entdeckt, dass sie falsch geeicht ist. Nach einer Überprüfung des fehlenden Gewichts beim Apotheker bricht die „heile Welt“ zusammen, denn jetzt wird das Ausmaß des Betrugs offensichtlich. In dem Moment, in dem das Dorf von diesem Betrug erfährt, sich Empörung gegen die Obrigkeit, werden aber von dieser niedergeschlagen und zwei Menschen unter anderem die Schwester des Jungen verlieren ihr Leben. Die Familie des Jungen muss das Dorf verlassen dabei erkennen sie, dass die Ungerechtigkeit allgegenwärtig ist.


von schlumpfling28



Die Waage der Baleks ist eine Erzählung von Heinrich Böll.


Inhalt
Die vorliegende Erzählung handelt von armen, aber glücklichen Menschen, die von den Baleks ausgebeutet werden. Seit Generationen arbeiten die Erwachsenen in den Flachsbrechen der Baleks, während die Kinder den Haushalt führen und sich manchmal Geld durch Sammeln von Pilzen, Kräutern und Beeren, die ihnen die Baleks abkaufen, dazuverdienen. Sie werden auf ihrer Waage abgewogen, und da das die einzige weit und breit ist, zweifelt keiner an ihrer Gerechtigkeit. Doch der kleine Franz Brücher muss entdecken, dass sie schon seit Generationen betrogen worden waren. Dies erfährt er, als er für vier Familien je ein Achtel Kaffee holen soll, das die Baleks anlässlich ihrer Adelung herschenken. Aber als er diese vier Päckchen auf die Waage legt, bleibt der 1/2-Kilo-Stein unten. Er muss noch fünf Kieselsteine drauflegen, damit die Waage im Gleichgewicht steht. Diese fünf Kieselsteine lässt er dann bei einem Apotheker namens Honig, der weit weg wohnt, abwiegen und so weiß er nun ganz genau, dass an der Gerechtigkeit, an der keiner zweifelt, 5 1/2 dag fehlen.

Aufgrund seiner Aufzeichnungen, die er gemacht hat, kann er nun ausrechnen, wie viel die Baleks ihm schulden. Es sind genau 18,32 Mark. Das erzählt er dann am Neujahrstag seine Familie und die Empörung ist groß. Bei dem Versuch von Vohla, das Buch, in dem alles aufgelistet ist, was die Baleks ihnen je abgekauft hatten,??, wird er getötet. Auch seine Schwester kommt um. Von dem Tag an findet keiner aus der Familie von Franz Brücher eine Arbeit. Höchstens als Tagelöhner ziehen sie durch die Länder und erzählen von der Ungerechtigkeit der Baleks, aber keiner hört ihnen zu.

Von "http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Waage_der_Baleks"



Die Macht der Ohnmächtigen�

Sehnsucht nach Gerechtigkeit

Predigttext: Lukas 18,1-8
Kirche / Ort: 67141 Neuhofen
Datum: 11.11.2007
Kirchenjahr: Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres
Autor: Pfarrer Dr. Gerhard Vidal



Predigttext: Lukas 18,1-8 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten,
2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.
3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher!
4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue,
5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir soviel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage.
6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?


Einige exegetische und homiletische Gedanken

Auch wenn es von vielen als müßig angesehen wird, nach der �ipsissima vox� Jesu zu fragen, so liegt es doch in diesem Gleichnis auf der Hand � und wird auch von allen von mir eingesehenen Exegeten angenommen �, dass zumindest der einleitende Vers (möglicherweise der ganze Rahmen inclusive V.7-8) von Lukas stammt.

Ebenso deutlich scheint mir zu sein, dass Lukas mit dieser Rahmung dem Gleichnis eine völlig andere � im ursprünglichen Gleichnis nicht vorgesehene � Richtung gibt. Während das Interesse des Lukas auf die Ermahnung zu anhaltendem Gebet zielt, lese ich das Kerngleichnis wie eine Ausführung von Mt 5,6: Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit ...

Indem Jesus die Witwe � zu damaliger Zeit Inbegriff von Rechtlosigkeit und Ohnmacht � zur erfolgreichen Hauptperson macht, zeigt er die Macht der Ohnmächtigen auf. Das Gleichnis wird zu einem Mutmachgleichnis in Sachen Gerechtigkeit.

Liedvorschläge: �Selig seid ihr� (EG 667), �Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut� (EG 662), �Sonne der Gerechtigkeit� (EG 263/ 262 ö).


Predigt

Es ist nötig, nach den ursprünglichen Jesusworten zu suchen

Wie schön wäre es, wenn zu Lebzeiten Jesu jemand mit Filmapparat und Mikrofon dabeigestanden hätte, um alles � Worte und Taten Jesu - originalgetreu aufzuzeichnen. Oder wenn wenigstens jemand da gewesen wäre, der mit Bleistift und Notizblock Wort für Wort festgehalten hätte, was Jesus gesagt hat.

Aber so wie die Dinge liegen, haben wir Worte und Taten Jesu nur so, wie sie in den ersten Gemeinden mündlich weitererzählt und schließlich � nach Jahren - von den Evangelisten aufgezeichnet wurden. Wir sind auf das angewiesen, was die Evangelisten aus einem Strom mündlicher Überlieferung gesammelt haben � und was sie zusammengestellt haben nach ihrem Verständnis und nach ihrer Glaubensauffassung. So sind die Worte Jesu oft eingebettet in ein Geflecht von Deutungen und Aktualisierungen und wir müssen uns zuweilen fragen: Das, was wir da lesen, hat das Jesus gesagt oder ist es gefiltert durch das Ohr und die Meinung des Evangelisten? Hören wir Jesus oder Lukas?

In unserem Text wird das ganz deutlich: Da gibt es eine Einleitung, die eindeutig von Lukas stammt, und da gibt es das Gleichnis, das ebenso eindeutig von Jesus selbst erzählt wurde. Wenn wir genauer hinschauen, merken wir: Dieser erste von Lukas hinzugefügte Satz und das Gleichnis � das sind zwei verschiedene Dinge. Lukas geht es darum, seine Leser anzuhalten: betet allezeit und werdet nicht müde. Irgendwann wird sich der Erfolg einstellen. Das Gleichnis hat dann keine andere Aufgabe mehr, als diesen Appell zu illustrieren.

Das Gleichnis Jesu handelt von der Welt, wie wir sie täglich erleben.

Liest man dagegen das Gleichnis ohne diesen ersten Satz, hört man also nur auf das, was eindeutig von Jesus stammt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. (An dieser Stelle kann noch einmal das Kerngleichnis Lukas 18,2-6 verlesen werden).

Mit wenigen Worten, mit zwei Figuren malt Jesus ein realistisches Bild der herrschenden Gesellschaft. Da ist einer, der eigentlich für Recht sorgen sollte. Der Richter. Die Aufgabe, die ihm aufgetragen ist, vernachlässigt er. Recht müsste er sprechen, für Gerechtigkeit sollte er sorgen. Aber er hat weder Pflichtgefühl, noch Gewissen. Er tut nichts. Und da ist die Witwe, die um ihr Recht betrogene, die dennoch nicht locker lässt mit ihrem �Schaffe mir Recht�. Die mit ihrem Drängen dem Richter auf die Nerven geht, sodass er schließlich � wenn schon nicht aus Pflichtgefühl, so doch aus Egoismus - nachgibt.

Was Jesus da erzählt, ist keine Geschichte für fromme Gefühle im stillen Kämmerlein. Das Gleichnis Jesu handelt von der Welt, wie wir sie täglich erleben. Es ist die Geschichte von der Unterdrückung der Gerechtigkeit, von der Notwendigkeit der Gerechtigkeit, von der Hoffnung auf Gerechtigkeit. Und es handelt von der Macht der Ohnmächtigen.

Der Richter: Einer, der Verantwortung trägt. Der Einfluss hat. Von dessen Macht Wohl und Wehe anderer abhängt. Aber der schert sich einen Dreck um Recht und Gerechtigkeit � obwohl es sein Beruf wäre. Er fürchtet nicht Gott und die Menschen. Er ist gewissenlos. Er macht sich nichts aus seiner Verantwortung. Einfluss und Macht benutzt er allenfalls um seine Ruhe zu haben.

Ihm gegenüber die Frau: das genaue Gegenteil. Eine Frau � alleine dadurch zur damaligen Zeit schon als unbedeutend abgestempelt. Aber sie ist noch weniger als eine Frau: eine Witwe. Inbegriff von Ohnmacht und Einflusslosigkeit, von Armut und Bedeutungslosigkeit. Eine Randfigur, die man übergehen kann. Keine Ansprüche bitte, schon gar nicht auf Gerechtigkeit!

Mit diesen 2 Personen, mit diesen beiden Gegenspielern skizziert Jesus ein ganzes Gesellschaftssystem. So war es damals � so ist es heute. Da gibt es die Einflussreichen, die Mächtigen. Da gibt es die, denen Verantwortung aufgetragen ist, die für Recht und Gerechtigkeit sorgen sollten. Doch sie werden dieser Verantwortung nicht gerecht. Gerechtigkeit interessiert sie nicht � oder nur soweit wie es ihnen selber nützt. Sie wirtschaften in die eigene Tasche. Sie kümmern sich nicht um Gott und die Menschen. Ein gutes Gewissen ist zwar ein gutes Ruhekissen. Aber noch besser ruht, wer gar kein Gewissen hat. Das sind die einen. Damals wie heute. Und da gibt es die anderen. Diejenigen über die man hinweggeht. Die, deren Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Menschenwürde unerfüllt bleibt. Die unter der Ungerechtigkeit zu leiden haben. Die von der Macht der Mächtigen abhängig sind. Die Ohnmächtigen. Damals wie heute.

Ein Mutmachgleichnis: Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit!

So ist es � sagt Jesus � indem er diese beiden, den Richter und die Witwe auftreten lässt. So ist es in der Welt. Aber so ist es nicht gut. Indem Jesus die Witwe zur Hauptdarstellerin des Geschehens macht, sagt er: So muss es nicht bleiben. Es geht auch anders. Von all dem, was in der Gesellschaft gilt, bringt die Frau nichts mit: Keinen Reichtum, keine Macht. Sie hat nicht Recht studiert wie der andere. Sie hat keine angesehene Position und kein Prestige. Was sie mitbringt ist nur die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Sie hungert und dürstet nach Gerechtigkeit. Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, sie sollen satt werden � sagt Jesus. Zu denen gehört die Witwe. Und sie lässt nicht locker. Und sie schafft es. Sie bricht der Gerechtigkeit Bahn. Sie verkörpert die Macht der Ohnmächtigen.

Lukas hat mit seinem Einleitungssatz diesem Gleichnis viel von seiner Schärfe, von seiner Aktualität, von seiner gesellschaftlichen Brisanz genommen. Jesus fordert auf zum Tun des Gerechten, zum Einsatz für Gerechtigkeit. Er macht Mut: Ihr verzweifelt vielleicht an der dauernden Ungerechtigkeit. Ihr habt es vielleicht aufgegeben, auf Gerechtigkeit zu hoffen. Ihr habt euch vielleicht zufrieden gegeben mit dem Satz: Man kann ja doch nichts machen. Ihr glaubt vielleicht, zu den Ohnmächtigen der Gesellschaft zu gehören. Aber schaut euch diese Witwe an: An ihr wird die Macht der Ohnmächtigen sichtbar! Seht nur, wie sie hungert und dürstet nach Gerechtigkeit. Wie sie sich nicht abfindet mit der Ungerechtigkeit. Wie sie beharrlich für die Gerechtigkeit kämpft � und nicht müde wird, bis sie dem Recht zum Durchbruch verholfen hat.

Wenn diesem Gleichnis noch ein Satz hinzuzufügen wäre, so wäre es nur dieser: Geht hin und handelt genauso!

Ungerechtigkeit - Heute so aktuell wie damals

Dass das, was Jesus in diesem Gleichnis anspricht nach wie vor aktuell ist, dass es ein Problem zu allen Zeiten � auch zu unserer � ist, zeigt eine Erzählung von Heinrich Böll: Die Waage der Baleks. Um unterdrücktes Recht und Gerechtigkeit, um Macht und Ohnmacht geht es auch hier. Im Schloss wohnen die Reichen, die Mächtigen, die Familie derer von Balek. Die selbst ernannten Hüter von Recht und Gerechtigkeit. Im Dorf wohnen die Armen, die Ohnmächtigen. Der armselige Lohn, den die Gutsbesitzer auszahlen, reicht zum Leben nicht aus. So streifen - während Vater und Mutter sich für die Baleks abrackern � die Kinder durch die Wälder, sammeln Früchte und Beeren und Pilze, lassen sie wiegen auf der Waage der Baleks im Schloss und verkaufen sie den Herrschaften für Pfennigbeträge. Eines der Gesetze, die die Baleks erlassen hatten, hieß: Keiner im Dorf darf eine Waage im Haus haben.

�Das Gesetz war schon so alt, dass keiner mehr darüber nachdachte, wann und warum es entstanden war, und es musste geachtet werden, denn wer es brach, wurde aus den Flachsbrechen entlassen, dem wurden keine Pilze, kein Thymian, keine Heublumen mehr abgenommen, und die Macht der Baleks reichte so weit, dass auch in den Nachbardörfern niemand ihm Arbeit gab, niemand ihm die Kräuter des Waldes abkaufte. Aber seitdem die Großeltern meines Großvaters als kleine Kinder Pilze gesammelt, sie abgeliefert hatten, damit sie in den Küchen der reichen Prager Leute den Braten würzten ..., seitdem hatte niemand daran gedacht, dieses Gesetz zu brechen: fürs Mehl gab es Hohlmaße, die Eier konnte man zählen, das Gesponnene wurde nach Ellen gemessen, und im Übrigen machte die altertümliche, mit Goldbronze verzierte Waage der Baleks nicht den Eindruck, als könne sie nicht stimmen. ...�

Doch eines Tages stellt ein Kind � der Großvater des Erzählers, der mutiger als andere Kinder war, fleißiger, klüger � fest, dass die Waage der Baleks, die Waage der Gerechtigkeit, falsch ausschlägt � zugunsten der Reichen, zu Lasten der Armen. An der Jahreswende zum Jahr 1900 schenken die Baleks, weil der Kaiser sie geadelt hat, jedem Bewohner des Dorfes ein Viertelpfund echten Kaffee. Als der Junge den Kaffee abholen soll, legt er in einem unbeobachteten Moment vier Päckchen auf die Waage. Er muss noch 5 Kieselsteine neben den Kaffee legen, bis die Waage das halbe Kilo anzeigt. Er wickelt die Kieselsteine in sein Sacktuch, lässt den Kaffee liegen und läuft durch Nacht und Schnee zwei Stunden in ein entferntes Städtchen, wo er beim Apotheker Honig die Steine wiegen lässt

. � � Nein, ich komme nicht um Medizin, ich wollte ...� Mein Großvater nestelte sein Sacktuch auf, nahm die 5 Kieselsteine heraus, hielt sie Honig hin und sagte: Ich wollte das gewogen haben.� Er blickte ängstlich in Honigs Gesicht ... und sagte: �Es ist das, was an der Gerechtigkeit fehlt�. ... Und als Honig, den Kopf schüttelnd, die fünf Kieselsteine in der Hand, seine Frau rief, fielen meinem Großvater die Geschlechter seiner Eltern, seiner Großeltern ein, die alle ihre Pilze, ihre Blumen auf der Waage hatten wiegen lassen müssen, und es kam über ihn wie eine große Woge von Ungerechtigkeit.�

Der Junge geht nach Hause. Und während um Mitternacht mit Böllern und Geschrei das neue Jahrhundert begrüßt wird, rechnet er aus, um wie viel ihn die Baleks betrogen hatten.

�Und wieder dachte er an die vielen Kinder, die es im Dorf gab, dachte an seinen Bruder Fritz, der viele Pilze gesammelt hatte, an seine Schwester Ludmilla, dachte an die vielen hundert Kinder, die alle für die Baleks Pilze gesammelt hatten, Kräuter und Blumen, und er weinte diesmal nicht, sondern erzählte seinen Eltern, seinen Geschwistern von seiner Entdeckung.�

Jetzt � wo das Kind auf die Spur der Ungerechtigkeit gekommen ist, stehen die, die sich in ihrer Ohnmacht abgewöhnt hatten nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten, auf. Ein einziges Mal stehen sie auf, und treten für die Gerechtigkeit ein.

�Als die Baleks von Bilgan am Neujahrstage zum Hochamt in die Kirche kamen, das neue Wappen � einen Riesen, der unter einer Fichte kauert � schon in Blau und Gold auf ihrem Wagen, blickten sie in die harten und blassen Gesichter der Leute, die alle auf sie starrten. Sie hatten im Dorf Girlanden erwartet, am Morgen ein Ständchen, Hochrufe und Heilrufe, aber das Dorf war wie ausgestorben gewesen, als sie hindurchfuhren, und in der Kirche wandten sich die Gesichter der blassen Leute ihnen zu, stumm und feindlich, ... Und als die Baleks von Bilgan nach der Messe die Kirche wieder verließen, gingen sie durch ein Spalier stummer, blasser Gesichter. Die junge Frau Balek von Bilgan aber blieb vorn bei den Kinderbänken stehen, suchte das Gesicht meines Großvaters ... und fragte ihn in der Kirche: �Warum hast du den Kaffee für deine Mutter nicht mitgenommen?� Und mein Großvater stand auf und sagte: �Weil sie mir noch so viel Geld schulden, wie fünf Kilo Kaffee kosten.� Und er zog die fünf Kieselsteine aus seiner Tasche und hielt sie der jungen Frau hin und sagte: �So viel, fünfeinhalb Deka, fehlen auf ein halbes Kilo an Ihrer Gerechtigkeit�; und noch ehe die Frau etwas sagen konnte, stimmten die Männer und Frauen in der Kirche das Lied an: �Gerechtigkeit der Erden, o Herr, hat dich getötet ...�

Doch � anders als im Gleichnis Jesu - geben die Mächtigen der Gerechtigkeit keine Chance. Brutal mit Gendarmen und Gefängnis unterdrücken sie die Ohnmächtigen und die Gerechtigkeit. Die Eltern des Großvaters müssen ihr Dorf verlassen, nachdem bei den Unruhen ihr Töchterchen getötet wurde. Sie ziehen durchs Land, von einem Ort zum anderen. Doch sie

�blieben an keinem Ort lange, weil es sie schmerzte, zuzusehen, wie in allen Orten das Pendel der Gerechtigkeit falsch ausschlug�.

Die Macht der Ohnmächtigen

Bölls Geschichte endet pessimistisch: Die Mächtigen spielen ihre Macht aus, die Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Das ist das letzte Wort. Gerade diese Erfahrung, die wir so oft machen müssen, macht das Gleichnis Jesu so wichtig. Jesus übersieht die Wirklichkeit nicht: Die Mächtigen spielen ihre Macht aus. Die Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Aber das ist nicht das letzte Wort. Jesus erzählt das Mutmachgleichnis von der Macht der Ohnmächtigen. Jesus ruft auf zur Hoffnung auf Gerechtigkeit, wo man schon gar nicht mehr an sie glauben mag. Jesus verheißt denen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, dass sie satt werden.

Er stellt uns die Frage: Wollt ihr auf der Seite des Richters stehen: Auf der Seite der missbrauchten Macht? Auf der Seite des vernachlässigten Rechts? Auf der Seite des bequemen Egoismus? Oder wollt ihr bei denen sein, die resigniert haben? Die sagen: Man kann ja doch nichts machen, das ist eben einmal der Lauf der Welt. Wir müssen die Dinge laufen lassen. Macht es doch besser so wie die Witwe: Redet euch nicht heraus mit eurer Ohnmacht! Gebt die Hoffnung auf Gerechtigkeit nicht auf! Tretet beharrlich ein für das Recht! Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, sie sollen satt werden.





Dresden 1899 bis 1919

Erich Kästner wuchs in Mietshäusern der Königsbrücker Straße in der Äußeren Neustadt von Dresden auf. In der Nähe, am Albertplatz, befindet sich im Erdgeschoss der damaligen Villa seines Onkels Franz Augustin heute das Erich Kästner Museum.

Sein Vater Emil Kästner war Sattler. Seine Mutter, Ida Kästner geb. Augustin, war Dienstmädchen und Heimarbeiterin und wurde mit Mitte Dreißig Friseurin. Mit seiner Mutter pflegte Kästner eine äußerst intensive Beziehung: In seiner Leipziger und Berliner Zeit verfasste er täglich intimste Briefe oder Postkarten an seine Mutter. Auch in seinen Romanen lässt sich immer wieder das Motiv einer „Übermutter“ finden. Später kamen Gerüchte auf, dass der jüdische Arzt Emil Zimmermann (1864–1953) – der Hausarzt der Familie – sein leiblicher Vater gewesen sei. Jedoch wurden diese Gerüchte nie bestätigt.

Kästner besuchte seit 1913 das Freiherr von Fletchersche Lehrerseminar in der Marienallee in Dresden-Neustadt, brach die Ausbildung zum Volksschullehrer jedoch drei Jahre später kurz vor Ausbildungsende ab. Viele Details aus dieser Schulzeit finden sich in dem Buch „Das fliegende Klassenzimmer“ wieder. Seine Kindheit beschrieb Kästner in dem 1957 erschienenen autobiographischen Buch „Als ich ein kleiner Junge war“, dort kommentiert er den Beginn des Ersten Weltkriegs mit den Worten „Der Weltkrieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende“. 1917 wurde er zum Militärdienst einberufen und absolvierte seine Ausbildung in einer Einjährig-Freiwilligen-Kompanie der schweren Artillerie. Die Brutalität der Ausbildung prägte Kästner nachhaltig und machte ihn zum Antimilitaristen; zudem zog er sich durch den harten Drill seines Ausbilders Waurich eine lebenslange Herzschwäche zu. Waurich wurde hierfür in einem Gedicht Kästners (Sergeant Waurich) kritisch bedacht. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges absolvierte er das Abitur mit Auszeichnung und erhielt dafür das Goldene Stipendium der Stadt Dresden.

Leipzig 1919 bis 1927

Im Herbst 1919 begann Kästner in Leipzig das Studium der Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft. Aufgrund der Inflation und seiner schwierigen finanziellen Situation nahm Kästner mehrere Nebenjobs an, u. a. verkaufte er Parfüm und sammelte die Börsenkurse für einen Buchmacher. Kästner promovierte 1925 zum Thema „Friedrich der Große und die deutsche Literatur“. Sein Studium finanzierte Kästner schon bald aus eigenen Einnahmen als Journalist und Theaterkritiker für das Feuilleton der „Neuen Leipziger Zeitung. 1927 wurde dem zunehmend kritisch werdenden Kästner gekündigt, nachdem seinem von Erich Ohser illustrierten erotischen Gedicht „Abendlied des Kammervirtuosen“ Frivolität vorgeworfen worden war. Im selben Jahr zog Kästner nach Berlin, von wo aus er jedoch unter dem Pseudonym Berthold Bürger weiter als freier Kulturkorrespondent für die Neue Leipziger Zeitung schrieb. Kästner veröffentlichte später noch unter vielen anderen Pseudonymen, wie z. B. Melchior Kurtz, Peter Flint, Robert Neuner.

In der Kinderbeilage der im Leipziger Verlag Otto Beyer erschienenen Familienzeitschrift „Beyers für Alle“ (seit 1928 „Kinderzeitung von Klaus und Kläre“) wurden von 1926 bis 1932 unter den Pseudonymen Klaus und Kläre fast 200 Artikel - Geschichten, Gedichte, Rätsel und kleine Feuilletons - geschrieben, die nach heutigem Stand der Forschung wohl großteils von Kästner stammen.

Berlin 1927 bis 1933

Kästners Berliner Jahre von 1927 bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 gelten als seine produktivste Zeit. In wenigen Jahren stieg er zu einer der wichtigsten intellektuellen Figuren Berlins auf. Er publizierte seine Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Periodika Berlins. Regelmäßig schrieb er als freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen, wie das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung sowie für die Zeitschrift Die Weltbühne. Hans Sarkowicz und Franz Josef Görtz, die Herausgeber der Gesamtausgabe von 1998, nennen im Nachwort des der Publizistik Kästners gewidmeten Bandes über 350 nachweisbare Artikel von 1923 bis 1933; die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen. Dass so vieles heute verloren ist, mag damit zusammenhängen, dass Kästners Wohnung im Februar 1944 völlig ausbrannte.

1928 veröffentlichte Kästner sein erstes Buch Herz auf Taille, eine Sammlung von Gedichten aus der Leipziger Zeit. Bis 1933 folgten drei weitere Gedichtbände. Mit seiner Gebrauchslyrik avancierte Kästner zur wichtigsten Stimme der Neuen Sachlichkeit.



Das Titelbild von Emil und die Detektive auf einer deutschen Briefmarke aus dem Jahr 1999

Im Oktober 1929[1] erschien mit Emil und die Detektive Kästners erstes und bis heute berühmtestes Kinderbuch. Die Detektivgeschichte entstand auf Anregung der Weltbühnen-Verlegerin Edith Jacobsohn. Das Buch wurde allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und bis heute in 59 Sprachen übersetzt. Für die Kinderliteratur der damaligen Zeit mit ihren aseptischen Märchenwelten äußerst ungewöhnlich war, dass der Roman in der Gegenwart der Großstadt Berlin spielte. Mit Pünktchen und Anton (1931) sowie dem Fliegenden Klassenzimmer (1933) schrieb Kästner in den folgenden Jahren zwei weitere gegenwartsbezogene Kinderbücher. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Bücher hatten die Illustrationen von Walter Trier.

Gerhard Lamprechts Verfilmung von Emil und die Detektive wurde 1931 ein großer Erfolg. Kästner war jedoch mit dem Drehbuch unzufrieden. In der Folge arbeitete er als Drehbuchautor für die Studios in Babelsberg.

Als Kästners einziger Roman von literarischer Bedeutung gilt das 1931 veröffentlichte Werk Fabian – Die Geschichte eines Moralisten. Der in fast filmischer Technik geschriebene Roman – schnelle Schnitte und Montagen sind wichtige Stilmittel – spielt im Berlin der frühen 1930er Jahre. Am Beispiel des arbeitslosen Germanisten Jakob Fabian beschreibt Kästner darin das Tempo und den Trubel der Zeit wie auch den Niedergang der Weimarer Republik.

Von 1927 bis 1929 hatte Kästner zunächst in der Prager Straße 6 in Berlin-Wilmersdorf, von 1929 bis 1944 in der Roscherstraße 16 in Berlin-Charlottenburg gewohnt.

Berlin 1933 bis 1945

Im Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen emigrierte Kästner nach der NS-Machtergreifung am 30. Januar 1933 nicht. Zwar fuhr er unmittelbar danach für kurze Zeit nach Meran und in die Schweiz, wo er auch bereits emigrierte Kollegen traf, dann jedoch kehrte er nach Berlin zurück. Kästner begründete diesen Schritt u.a. damit, dass er vor Ort Chronist der Ereignisse sein wolle. Mindestens genauso wichtig dürfte aber sein, dass er seine Mutter nicht alleine lassen wollte. Mit dem Epigramm Notwendige Antwort auf überflüssige Fragen (aus: Kurz und bündig) lieferte er gewissermaßen selbst auch eine Antwort:

Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen.

Mich läßt die Heimat nicht fort.

Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen –

wenn's sein muss, in Deutschland verdorrt.“

Kästner wurde mehrmals von der Gestapo vernommen und aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Seine Werke wurden bei der Bücherverbrennung als „wider den deutschen Geist“ verbrannt, was er selbst aus nächster Nähe beobachtete. Der Aufnahmeantrag Kästners in die Reichsschrifttumskammer wurde wegen seiner „kulturbolschewistischen Haltung im Schrifttum vor 1933“ abgelehnt, was sich vor allem auf seine Unterzeichnung des Dringenden Appells des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes vom Juni 1932 bezieht. Dies war gleichbedeutend mit einem Publikationsverbot für das Deutsche Reich. In der Schweiz konnte Kästner harmlose Unterhaltungsromane wie Drei Männer im Schnee (1934) veröffentlichen. Mit einer Ausnahmegenehmigung lieferte Kästner 1942 unter dem Pseudonym „Berthold Bürger“ das Drehbuch zu Münchhausen, dem prestigeträchtigen Jubiläumsfilm der UFA. 1944 wurde Kästners Wohnung in Berlin-Charlottenburg durch Bomben zerstört. Anfang 1945 gelang es ihm, mit einem Filmteam zu angeblichen Dreharbeiten nach Mayrhofen in Tirol zu reisen, wo er das Kriegsende erlebte. Diese Zeit hielt er in einem 1961 unter dem Titel Notabene 45 veröffentlichten Tagebuch fest.



http://pediax.de/Erich_K%C3%A4stner_Museum




Dresden
(
sorbisch: Drježdźany; abgeleitet aus dem altsorbischen Drežďany für Sumpf- oder Auwaldbewohner) ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen. Sie liegt nordwestlich des Elbsandsteingebirges und an der Nordabdachung des Osterzgebirges sowie am Übergang vom Ober- zum Mittellauf der Elbe in der Dresdner Elbtalweitung, der letzten durchbruch- und grabenartigen Tallandschaft des Flusses.

Archäologische Spuren auf dem späteren Stadtgebiet deuten auf eine Besiedlung schon in der Steinzeit hin. In erhaltenen Urkunden wurde Dresden 1206 erstmals erwähnt und entwickelte sich zur kurfürstlichen und königlichen Residenz.

Dresden ist das politische und kulturelle Zentrum des Freistaates Sachsen. Es hat den Status einer kreisfreien Stadt, ist Sitz des Regierungsbezirks Dresden und zahlreicher Hochschulen. Dresden bildet den Kern des gleichnamigen Ballungsgebietes in Mitteleuropa und ist dadurch Verkehrsknotenpunkt und ein wirtschaftliches Zentrum. Zusammen mit den Ballungsräumen Chemnitz-Zwickau sowie Leipzig-Halle bildet dieser Ballungsraum die „Metropolregion Sachsendreieck.



Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Nach der Novemberrevolution 1918 wurde Dresden Hauptstadt des Freistaates Sachsen.

Dresden war seit Jahrhunderten ein militärisches Zentrum. Im Dresdner Norden war die Albertstadt als autarke Militärstadt angelegt worden, die unter den Nationalsozialisten weiter ausgebaut wurde. Zwischen 1939 und 1945 wurden auch KZ-Häftlinge, vor allem aus den Lagern in Auschwitz und Flossenbürg, in der Stadt in Baracken interniert. Sie arbeiteten in der Rüstungsindustrie Dresdens.

Im Zweiten Weltkrieg wurden erste Luftangriffe auf den Großraum bereits im August 1944 geflogen, und die Stadt wurde auf Bombardierungen vorbereitet. In vier aufeinander folgenden nächtlichen Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 wurden weite Teile des Stadtgebietes durch britische und US-amerikanische Bomber schwer beschädigt. Die Angriffe gingen als Luftangriff auf Dresden in die Geschichte ein. Die genaue Zahl der Opfer ist ungewiss. Sprach man früher in einzelnen – und bis heute noch unbeirrt in vielen rechtsradikalen – Publikationen von bis zu 350.000 Toten, so nimmt man in jüngerer Zeit Opferzahlen in Höhe von etwa 25.000 bis 40.000 Toten an. Dem Historiker Frederick Taylor zufolge geht die falsche Opferzahl auf eine Fälschung der Nazis selber zurück: Ihr wurde eine Null hinzugefügt, um in neutralen Medien und Ländern Stimmung gegen die Alliierten zu machen.

Offiziell anerkannt ist heute die Zahl von bis zu 35.000 Toten. Zu einer ähnlichen Zahl kommt auch eine wissenschaftliche Historikerkommission, die sich auf Initiative des Oberbürgermeisters Ingolf Roßberg unter dessen Leitung am 24. November 2004 konstituiert hatte mit dem Auftrag, die Zahl der Todesopfer während der Luftangriffe auf Dresden abschließend und umfassend festzustellen. Gleichgültig, welcher „plausiblen“ Opferspanne man für die Bombardierung der Elbmetropole am Ende zuneigt, stehen jedenfalls alle Zahlen im sechsstelligen Bereich inzwischen wissenschaftlich anerkannt als weit übertriebene Propagandabehauptungen fest. Auch der Schaden an Gebäuden wird häufig zu hoch angegeben. 60 % des Stadtgebietes waren von den Angriffen schwer betroffen, 15 km² ausgehend von der Innenstadt wurden gar total zerstört.

Das ZDF zeigte 2006 unter dem Titel Dresden einen zweiteiligen Fernsehfilm zur Zerstörung der Stadt.





DDR-Zeit

Dresden 1980 − Ansicht der Brühlschen Terrasse



Dresden 1980 − Die Ruine des Schlosses

Während der Zeit des Sozialismus wurden viele Reste der stark zerstörten Stadt beseitigt. Viele Ruinen Dresdens, darunter auch die Überreste der Sophienkirche, vor allem aber die historische Wohnbebauung, wurden abgetragen oder gesprengt. Das historische Stadtzentrum wurde dabei de facto entkernt und fortlaufend wieder bebaut.

Erneuert bzw. vollständig rekonstruiert wurden vor allem die historischen Monumentalbauwerke, so das Ständehaus (1946), die Augustusbrücke (1949), die Kreuzkirche (bis 1955), der Zwinger (bis 1963), die Katholische Hofkirche (bis 1965), die Semperoper (bis 1985), das Japanische Palais (bis 1987) und die beiden größten Bahnhöfe (teilweise fortlaufend). Einige dieser Arbeiten zogen sich, geprägt von der wirtschaftlichen Gesamtlage der DDR, über Jahrzehnte hin und waren mitunter für längere Zeit unterbrochen worden. Das Schloss wurde über viele Jahre gesichert und Teile rekonstruiert (so der Stallhof). Erst ab 1986 begann der Wiederaufbau, der bis in die Gegenwart dauert. Die Ruine der Frauenkirche sollte als Mahnmal gegen den Krieg auf dem Neumarkt verbleiben.

Während so Theater- und Schlossplatz 1990 zumindest nach historischem Vorbild bebaut waren, blieb der Neumarkt völlig unbebaut; der Altmarkt dagegen geprägt von Bebauung des Sozialistischen Klassizismus und einer Raumgestaltung und -ausrichtung nach sozialistischen Idealen (z. B. Kulturpalast).

Von 1955 bis 1958 wurden die von der Sowjetunion erbeuteten Kunstschätze zurückgegeben, so dass ab 1960 viele Museen der Staatlichen Kunstsammlungen in wiedererbauten Einrichtungen oder Interimsausstellungen eröffnet werden konnten. Die wichtigen Klangkörper wie die Staatskapelle traten in Ausweichspielstätten auf (zum Beispiel im Kulturpalast ab 1969). Teile der Kultureinrichtungen wurden aus der Innenstadt heraus verlegt (so die Landesbibliothek in die Albertstadt).

Die im Krieg unzerstörte Äußere Neustadt blieb aufgrund von Bürgerprotesten erhalten. Ihr drohte in den 80er Jahren der Abriss, da ihre Bebauung stark vernachlässigt und in einem schlechten Zustand war.

In Prohlis und Gorbitz entstanden Großsiedlungen in Plattenbauweise auf zuvor unbebautem Land. Die Johannstadt und andere Gebiete im Stadtzentrum wurden ebenso in Großblockbauweise überbaut. Weitestgehend erhalten wurden die Villenviertel in Blasewitz, Striesen, Kleinzschachwitz, Loschwitz und am Weißen Hirsch.

Nach 1945 standen in und um Dresden die 1. Gardepanzerarmee der Sowjetunion sowie die 7. Panzerdivision der Nationalen Volksarmee. Nie zuvor in Friedenszeiten standen so viele Truppen in Dresden wie zwischen 1945 und 1990. In den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung wurden alle Truppenteile verlegt oder aufgelöst.




WIKIPEDIA 2007

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