Firma “Topf & Söhne” |
Eine Erfurter Firma baute KZ-Öfen |
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Das Krematorium 11 wurde unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte trotz unsagbarer Schwierig- keiten und Frostwetter bei Tag- und Nachtbetrieb bis auf bauliche Kleinigkeiten fertiggestellt. Die he Öfen wurden im Beisein des Herrn Ober- ingenieur Prüfer der ausführenden Firma Topf u. Söhne, Erfurt, angefeuert und funktio- nierten tadellos. Die Eisenbetondecke des Leichenkellers konnte infolge Frosteinwirkung noch nicht ausgeschalt werden. Dies ist jedoch unbedeutend da der Vergasungskeller hierfür benützt werden kann.«
Aus einern Bericht der Zentralbauleitung des Konzentrationslagers Auschwitz an Hans Kammler, Chef der Abteilung des Bauwesens des WVHA (Wirtschafts-Verwaltungshauptamt der SS), Januar 1943
... im Stande der Unkenntnis, vom wenige Straßen entfernten Erfurter Bahnhof kommend auf den Sorbenweg, nun vor einem bis tief ins Gemäuer verrotteten Industriegerümpel stehend, das entziffert die Reste eines Firmenschildes, »EMS«, während neben der provisorisch vernagelten und verdrahteten Pforte Halbwüchsige einen neuen Einstieg in die angrenzende Hallenwand treten, so könnte es schon sein, dass ihm roh der Ruf nach Räumgeräten entfährt. Zumal er sich in jener Sekunde der zahllosen Denkmale gesellschaftlicher Verwahrlosung in den neuen Bundesländern erinnern mag. Stößt nun aber einer drauf, der erfahren hat, was diese Mauern bargen, so kann er schier sprachlos werden: nicht der kleinste Hinweis! Dabei entwickelten, bauten, verbesserten hier in deutscher Mittelstandsqualität Topf & Söhne und ihr »Hexenmeister der Verbrennung« - so begeistert die die SS -, Chefingenieur Kurt Prüfer,* die Krematorien für das benachbarte Konzentrationslager Buchenwald und für Auschwitz, Dachau, Mauthausen. ECI Prüfer gelang mit nimmermüdem Forscher- drang die »Lösung des lästigen Problems der Ver- aschung« der Anlagen, indem er zur weitgehend
rückstandsfreien
Verbrennung schritt, er bessere Verzahnung gelöst und eben durch ständige innovative Anpassung der Verbrennungs- kapazitäten an die Massenvernichtung. Übrigens ersetzten gelegentlich Aufzüge der Firma Gustav Linse, die gleich neben der Topfschen lag, die alten Rampen.
»Details«, sagt der Holocaustmüde Teil im deutschen Menschen. »Wissen wir nicht alles, an was gewusst werden muss, könnten es jedenfalls e wissen, um davor zu warnen und uns dagegen zu wappnen? Gibt es nicht genug Stätten, der Schande zu gedenken? Muss ganz Deutschland ein Holocaust-Denkmal werden?« |
Quelle: |
01/03/02 |
DIE ZEIT |