ARTS LYRICS ANN COTTEN
Hymne auf die Zukunft
Gaddafi ist tot – Es lebe das Baby von Sarkozy!
Es lebe FRONTEX, es lebe Berlusconi,
es lebe das Abschieben und die dreckigen Deals.
Es lebe die freiwillige Propaganda in der Presse
Das System der Begünstigungen und der Schirmherrschaften
Und der Anzeigen. Es leben die harmlosen Leser;
Es lebe ihr Vertrauen
In die Wirtschaft
Als Motivation für tiefen Forschungswillen
In den Redaktionen.
Es lebe der Zeitdruck, das Maulverbot,
die selektive Wahrnehmung und die Rekrutierung,
die Persuasion, die Jubelpflicht und die naive Hoffnung
auf neue Freunde im internationalen Ölbusiness .
Gaddafi ist tot! Es lebe Europa.
Es lebe die vorauseilende Resignation.
Es lebe der blinde Koller der Karrieren.
Es lebe unendliche Heidenangst vor Mangel.
Es leben die Milizen
und die internationalen Friedenstruppen
Und die modischen Denker,
die nicht zu denken und zu fühlen wagen,
und die den Trends folgen, panisch sie fühlend,
um nicht als Dropout zu enden, und das
Freiheit nennen, ängstlich,
zugegeben, wie sie das Stürzen fürchten;
lieber lügen als stürzen, lieber fürchten als stürzen.
Jetzt muss es aber sein, ja:
Es lebe das Stürzen! Es lebe das Stürzen, das Fallen,
das Aufgeben von Bildungsprogrammen, das Beugen
vor Ahnungslosen mit Fahnen aus simplen Rechnungen,
es lebe der Analphabetismus und es herrsche Naturrecht.
Es leben die dicken Gasguzzler und es leben
darin die dicken Amerikaner, ja.
Und die sie herstellen, leben auch,
und die immer nur perpetuieren, perpetuieren,
und in Statistiken einfrieren,
was so nicht ganz stimmt. Es lebe
das Panikfleisch in den Hirnen der Ideologen
der Börse, und derer, die von Zinsen leben.
Nein, das sind nicht wir. Nur unsere Körper.
Es lebe der Terror
unsystematischer wirtschaftlicher Unterdrückung!
Es lebe die Menschenverachtung
und das Fernhalten der Armen vom Wohlstand!
Es lebe die Verfütterung der Ressourcen in Übermenge an die, die noch zahlen können!
Es lebe das Chaos:
die Opfer kommen und opfern sich selbst. Das ordnet.
Es lebe die Mästung, die Lüge und das Horten.
Es lebe der gedrückte Realismus in Krawatten.
Es lebe das Geistlos, es hat Recht,
es lebe der Stärkere. Ja, sagen wir dazu.
Es lebe der blinde Verbrauch,
die blinde Produktion,
die blinde Justiz,
die taube Presse,
die eingestampfte Politik,
der Sprach- und Poesieverzicht der Ohnmacht lebe.
Gaddafi ist tot. Ja, endlich:
Es lebe die Republik der Massen!
ann cotten - die zeit
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